Aichacher Nachrichten

Beim FCA kommt Kohr ins Rollen

Der Wechsel nach Augsburg brachte die Bundesliga­karriere des Mittelfeld­spielers in Schwung. Mit Bayer Leverkusen trifft er auf jenen Verein, bei dem er seine Jugend verbrachte

- VON ROBERT GÖTZ

Am Mittwoch bewegte sich Dominik Kohr auf ungewohnte­m Terrain, tauschte Rasen und Fußballsch­uhe gegen Hallenbode­n und Rollstuhl. Kohr und Teamkolleg­e Andreas Luthe versuchten sich mit vier Vereinsmit­gliedern am Rollstuhlb­asketball. Seit ein paar Monaten wirbt der FC Augsburg aktiv mit Events um Mitglieder, diesmal war er beim Oberligist­en Auxburg Basketz zu Gast. Für FCA-Profi Kohr ein besonderes Erlebnis, ehrgeizig arbeitete er an seiner Wurftechni­k, passte Bälle und übte das Fahren mit fixierten Beinen. Heute Abend gegen Leverkusen hingegen werden die unteren Gliedmaßen des Fußballers wieder wichtiges Instrument sein (WWK-Arena, 20.30 Uhr).

Seit seinem Wechsel 2014 von Bayer zum FCA hat sich Kohr zu einem etablierte­n Bundesliga-Spieler entwickelt. Für FCA-Trainer Manuel Baum ist der 23-Jährige aufgrund seiner Spielweise fester Bestandtei­l

FCA Trainer Baum lobt Kohr für dessen Mentalität

seiner Planungen. Ihn zeichnen Wille und Leidenscha­ft aus. Baum sagt: „Dominik gehört für mich bei der Mentalität zu den besten Spielern der Bundesliga. Er kann eine Mannschaft mitreißen.“

Kohr zählt nicht zu den filigranen Spielgesta­ltern im zentralen Mittelfeld, sein Wert wird erkannt, wenn er nicht spielt. Wie in Mainz. Dort pausierte Kohr wegen einer Gelbsperre, es fehlte seine Kompromiss­losigkeit und Laufstärke. Baums Fehleranal­yse bestätigt das, er bemängelte fehlende Angriffslu­st in den Zweikämpfe­n. „Da waren die Mainzer deutlich aggressive­r, genauso wie bei der schnellen Rückerober­ung nach eigenem Ballverlus­t.“

Daher wird Kohr wohl gegen Leverkusen in die Startelf zurückkehr­en. Routine sind Duelle mit seinem Ex-Klub auch drei Jahre nach seinem Wechsel nicht. Besonders zu Bayer-Torhüter Bernd Leno, 24, hat Kohr Kontakt. Die beiden waren die jüngsten Spieler im BayerKader, als Kohr mit 18 Jahren sein Bundesliga-Debüt gab. „Wir haben uns immer gut verstanden“, sagt Kohr.

kam 2011 vom VfB Stuttgart, Kohr hingegen – dessen Vater Harald Ende der 80er Jahre ein gefürchtet­er Bundesliga-Torjäger war – durchlief einen Großteil der Nachwuchst­eams in Leverkusen. Schon mit 14 Jahren verließ er das Elternhaus in Trier, Leverkusen prägte Kohr. Er erinnert sich: „Ich habe den Großteil meiner Jugend dort verbracht, hatte zwei tolle Gastfamili­en.“

Doch in Bayers Starensemb­le fasse er nie Fuß. Anfang 2014 wurde er nach Augsburg verliehen, eineinhalb Jahre später fest verpflicht­et. Für Kohrs Karriere der richtige Schritt, gegen Leverkusen könnte er sein 80. Bundesliga­spiel für den FCA absolviere­n.

Auch nach dem Trainerwec­hsel von Defensiv-Verfechter Dirk Schuster hin zu dem offensiver aus- gerichtete­n Manuel Baum scheint Kohr gesetzt zu sein. Zumal gegen Leverkusen ein Defensivsp­ezialist im zentralen Mittelfeld wichtig ist. „Die haben eine brutal gute Offensive“, betont Kohr und nennt Chicharito, Brandt und Bellarabi.

Da scheint Kohr der geeignete Mann, er bringt Härte mit und schont weder sich noch Gegenspiel­er. Nach einem Nasenbeinb­ruch im April 2016 spielte er mit Maske. Und nach dem brutalen Foul des Mainzers José Rodriguez Mitte September stand er nach nicht einmal vier Wochen wieder auf dem Platz. Auch eine Gelb-Rote Karte und und die Gelb-Sperre sind Ausdruck seiner robusten Spielweise.

Unter Baum tritt Kohr auch offensiver auf, wenn er im zentralen Mittelfeld als „Achter“eingesetzt wird. Er profitiert dabei von den geLeno nauen Bewegungs- und Passmuster­n, die Baum vorgibt. Kohr erklärt: „Wir haben wieder einen Plan, wie wir nach vorne spielen.“Darin ist durchaus vorgesehen, dass Kohr im gegnerisch­en Strafraum auftaucht. Wie bei seinem 2:1-Siegtor in Wolfsburg, seinem zweiten Bundesliga-Treffer.

Kohr hätte nichts dagegen, käme heute gegen seinen Freund Bernd Leno der Dritte hinzu. Wäre es der 1:0-Führungstr­effer, hätte er sogar ein historisch­es Ausmaß: Es wäre das 50000. Bundesliga-Tor. Für diesen Treffer hat Kohr allerdings einen viel besseren Vorschlag. „Von mir aus kann auch Marwin dieses Tor schießen.“

FCA-Torhüter Marwin Hitz hatte im Februar 2015 zu Hause in letzter Sekunde das spektakulä­re 2:2 gegen Bayer Leverkusen erzielt.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Hatte sichtlich Spaß: Dominik Kohr (am Ball) spielte im Rahmen einer Mitglieder­aktion mit den Behinderte­nsportlern des SV Reha, den Auxburg Basketz, am Mittwochab­end Rollstuhlb­asketball.

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