Manroland weiter unter Druck
Nach den Insolvenzen der Augsburger Unternehmen Böwe Systec und Manroland 2010 und 2011 sprang die Lübecker Possehl-Gruppe als Investor ein. Für Böwe geht es seither bergauf, Manroland tut sich dagegen schwer
Die Lübecker Investorengruppe Possehl, zu der auch die beiden Augsburger Unternehmen Manroland Web Systems und Böwe Systec gehören, meldet für 2016 das beste Geschäftsjahr der Firmengeschichte. Die Erlöse seien um zehn Prozent auf 3,9 Milliarden Euro gestiegen. Das Konzernergebnis vor Steuern wird mit 242 Millionen Euro angegeben. „Unsere acht Geschäftsbereiche sind insgesamt gut und stabil aufgestellt und haben sich im abgelaufenen Jahr positiv weiterentwickelt“, erläutert Vorstandsvorsitzender Uwe Lüders.
Zu den positiven Entwicklungen in der Unternehmensgruppe gehöre auch der Augsburger Kuvertiermaschinenhersteller Böwe Systec. 2010 war Possehl eingestiegen, nachdem das Unternehmen Insolvenz angemeldet und seine Mitarbeiterzahl bereits schrittweise von 700 auf 290 Angestellte reduziert hatte. Dank der Fokussierung auf zukunftsträchtige Arbeitsfelder war es gelungen, Böwe wieder auf Kurs zu bringen und 2015 sogar eine Umsatzsteigerung zu erzielen. Auch 2016 sei die Profitabilität spürbar gestiegen, heißt es von Possehl. Mit dem Erwerb der Mehrheit an dem holländischen Unternehmen Optimus Sorter habe Böwe Systec zudem in das Logistik- und E-CommerceGeschäft investiert.
Sorgenkind bleibt dagegen Manroland Web Systems. Zwar hätten sich auch hier nach der Insolvenz 2011 und einer weiteren Entlassungswelle 2014 die Zahlen positiv allerdings schrumpfe der Weltmarkt im Bereich der Rollenoffsetdruckmaschinen immer weiter. Bis 2018/2019 plant Manroland mit einem Rückgang des Neumaschinengeschäfts von jetzt rund 110 Millionen Euro auf 60 bis maximal 80 Millionen Euro. Deshalb will Manroland 280 der 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg ausgliedern. Die so geschaffene Produktionsgesellschaft soll eine hundertentwickelt, prozentige Tochter von Possehl werden und externe Aufträge generieren, um sich unabhängiger vom Druckmaschinenmarkt zu machen. Ein weiterer Personalabbau soll auf diese Weise verhindert werden. Ob das der richtige Weg ist, bezweifelt die IG Metall (siehe untenstehendes Interview). Sie hofft dagegen auf Investitionen der florierenden Possehl-Gruppe in zukunftsfähige Konzepte, ähnlich wie bei Böwe.