Neubau ersetzt Nachkriegsbau
Eine Problemimmobilie in der Steingasse wird modernisiert und vergrößert. Wie das neue Wohn- und Geschäftshaus an zerbombte Architektur vor dem Krieg anknüpft
Es war ein Nachkriegsbau nahe dem Rathausplatz, der nie vollendet wurde. Deshalb passte das Gebäude in der Steingasse 8 auch nie besonders gut ins Stadtbild. Das soll sich nun ändern. Das Wohn- und Geschäftshaus wird von den neuen Eigentümern aus München umfassend modernisiert und architektonisch aufgewertet. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Anfang 2018 soll eine neue Gastronomie mit Ladenverkauf einziehen. Auch 14 neue Stadtwohnungen entstehen, eine davon im Bereich Luxuswohnen.
„Augsburg ist ein interessanter Immobilienmarkt“, sagt Tobias Valdenaire. Der Münchner hat das Gebäude in der Steingasse vor etwa zweieinhalb Jahren zusammen mit seinem Bruder gekauft. Es ist nicht das erste Projekt, das er in Augsburg realisiert – aber eines in einer besonders prominenten Lage mitten im Augsburger Stadtzentrum. Deshalb liegt es ihm auch sehr am Herzen, wie er sagt: „Es macht uns Freude, das Gebäude herzurichten, wir sind nicht aufs schnelle Geld aus, sondern wollen es langfristig halten und vermieten.“
Historisch betrachtet, ist die Steingasse eine Topadresse in Augsburg. Über viele Jahrhunderte war sie eine der bevorzugten Wohnstraßen in der Innenstadt. Für ein lebendiges städtisches Leben sorgten Läden. Auch das Haus in der Steingasse 8 war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Vielzweckgebäude mit Geschäften im Parterre und Wohnungen in den Obergeschossen. Doch dann wurde es beim Bombenangriff im Februar 1944 zerstört.
Nach dem Krieg entstand dort ein neuer Bau. Er wurde aber nie in der ursprünglich geplanten Form mit vier Stockwerken fertiggestellt. Zuletzt kam die Immobilie in die Jahre und war ein hässlicher Anblick für Passanten, die in der Fußgängerzone unterwegs waren. Die neuen Eigentümer wollen nun wieder für ein attraktives Gebäude am Eingang vom Rathausplatz zur Steingasse sorgen. Bei der Modernisierung suchten sie nach historischen Bezügen und knüpften architektonisch an die alten Zeiten vor dem Krieg an. Damals war das Gebäude höher als der Nachkriegsbau und hatte einen markanten Giebel.
„Wir bringen es im Prinzip wieder auf die alte Höhe“, sagt Valdenaire. Im Süden ist außerdem ein markanter Kopfbau vorgesehen, der ähnlich wie ein Turm wirkt und sich mit großen Glasflächen zum Rathaus hin öffnet. Die Modernisierung wird nach Angaben der Eigentümer einen mittleren einstelligen Millionenbetrag kosten. Wenn sie voraussichtlich in rund einem Jahr fertig ist, soll im Erdgeschoss eine Gastronomie mit Ladenverkauf einziehen. Interessenten gebe es, der Vertrag sei aber noch nicht unterschrieben, so Valdenaire. Nach Informationen unserer Zeitung ist eine Bäckereifiliale mit Café im Gespräch. In den oberen Stockwerken sind darüber hinaus zwölf kleinere und mittlere Stadtwohnungen vorgesehen. Ganz oben sollen zwei Penthouse-Wohnungen entstehen, eine ist im Marktsegment für Luxuswohnen angesiedelt, mit zwei Dachterrassen und eigenem Aufzug.
Weil die Modernisierung an einer städtebaulich wichtigen Stelle stattfindet, beschäftigte sie im Vorfeld den Baukunstbeirat. Das Expertengremium berät die Stadt bei Bauvorhaben. Dort war man mit der vorgestellten Lösung einverstanden, wie Nicole Zech vom Büro aaarchitekten mitteilt. Sie ist mit für den Umbau zuständig. Ähnlich urteilt Heimatpfleger Hubert Schulz. Er sagt, „das Ergebnis ist städtebaulich gut und architektonisch angemessen“. Schulz sieht in dem Projekt einen weiteren Erfolg der runden Tische der städtischen Bauverwaltung. Dort kommen alle Beteiligten an einem Vorhaben zusammen, um gemeinsam nach städtebaulich verträglichen Lösungen zu suchen.