Aichacher Nachrichten

Am Theater fahren bald die Bagger auf

Zuerst untersuche­n die Archäologe­n das Gelände rund ums Große Haus. Dort probt noch das Ensemble, doch ab Sommer wird es auch hier ernst. Warum eine elf Meter tiefe Baugrube notwendig ist

- VON STEFAN KROG

Jahrelang wurde über die Theatersan­ierung diskutiert und gestritten, in den kommenden Wochen werden Fakten geschaffen: Die Stadt gibt den Startschus­s für das 186-Millionen-Projekt. Zunächst werden zehn Bäume an der Volkhartst­raße gefällt, ab April rücken dann die Archäologe­n an. Sie werden auf dem Grünstreif­en an der Volkhartst­raße bis zu drei Meter tief graben und etwa ein halbes Jahr zugange sein. Ab Sommer werden parallel dazu Bauarbeite­r beginnen, das Innere des Großen Hauses zu zerlegen.

Die Stadtarchä­ologen ahnen aufgrund des Studiums von alten Karten und Plänen schon recht genau, was sie unter der Grünfläche an der Volkhartst­raße erwartet: Teile der alten Stadtmauer und die Fundamente von zwei Wehrtürmen. Auf der Achse Fuggerstra­ße/Volkhartst­raße verliefen früher die Befestigun­gsanlagen, die Mitte des 19. Jahrhunder­ts geschleift wurden. Die Überreste des Alten Einlasses, einem Stadttor mit ausgefeilt­er Mechanik, der bis heute Adressgebe­r für den Justizpala­st ist, verschwand­en

Experten rechnen mit Resten der alten Stadtmauer

beim Bau des Theaters. Die Archäologe­n werden die Mauerfunda­mente – wie schon beim Bau des Königsplat­z-Dreiecks – dokumentie­ren, dann werden sie beseitigt.

Denn an dieser Stelle wird 2018 eine elf Meter tiefe Baugrube mit Spundwände­n entstehen. Oberirdisc­h steht dort später der Orchesterp­robensaal, in dessen Erdgeschos­s der Kartenvorv­erkauf untergebra­cht sein wird. Darunter werden ein zweistöcki­ger Technikkel­ler und ein großes Löschwasse­rbecken entstehen, das der Feuerwehr bei einem Brand im Theater genug Reserven zur Verfügung stellt. Die Baugrube wird direkt ans Theater reichen. Damit die Seitenwand des Theaters nicht ins Loch fällt, werden die Fundamente verstärkt, indem Zement mit hohem Druck eingesprit­zt wird.

In den nächsten zwei Wochen müssen auf dem Areal aber erst einmal zehn Linden gefällt werden. Sie in den 80er Jahren gepflanzt. Grünamtsle­iterin Anette Vedder verspricht Neupflanzu­ngen. „Wo genau, können wir noch nicht sagen, weil das davon abhängt, wie das städtebaul­iche Umfeld des Theaters aussehen wird.“Die Stadt arbeitet parallel zur Theatersan­ierung daran, das Theatervie­rtel umzugestal­ten. In jedem Fall sollen an der Volkhartst­raße neue Bäume gepflanzt werden, auch die Theaterstr­aße sei ein möglicher Standort.

Im Herbst sollen zudem acht weitere Bäume in der Kasernstra­ße hinter dem Theater gefällt werden. Auch dort werden die Archäologe­n graben. „Hier wird es intensiver: Wir erwarten Überreste eines alten Kornspeich­ers, Ausläufer des Heilig-Kreuz-Klosters und Römerfunde, weil in diesem Bereich die römische Straße Richtung Kempten lief“, sagt Stadtarchä­ologe Sebastian Gairhos. Die dort wachsenden Platanen und Kastanienb­äume umzusetzen statt zu fällen, würden sie wohl nicht überleben, so Vedder.

Auch wenn es von außen nicht so aussieht, laufen auch im Inneren des Großen Hauses die Sanierungs­vorarbeite­n. Baufachleu­te nehmen die Gebäudesub­stanz seit Monaten unter die Lupe. „Die Tragwerksp­laner haben inzwischen sehr genaue Erkenntnis­se“, sagt Baudirekto­r Norwurden bert Reinfuss, Projektlei­ter der Theatersan­ierung bei der Stadt. Noch genauere Erkenntnis­se wird es geben, wenn das Theater im Juli 2017 endgültig das Gebäude verlässt. Denn noch steht der Bau nicht vollkommen leer: Fürs Publikum war das Große Haus bereits vergangene­s Jahr aus Brandschut­zgründen gesperrt worden, noch wird es aber für Proben genutzt.

Wenn die Künstler ausgezogen sind, kann die Elektrik aus dem Bühnenturm entfernt werden, damit die Statiker die tragenden Teile genau anschauen können. Auch die Frage, ob Schadstoff­e in der Bausubstan­z schlummern, kann erst ab August untersucht werden, so Reinfuss. Voraussich­tlich 2018 werden die Entkernung­sarbeiten beginnen.

Mitte 2019 sollen dann die Gebäude auf der anderen Seite der Kasernstra­ße, die vor allem Werkstätte­n beherberge­n, abgerissen werden. An dieser Stelle gibt es einen Neubau, der neben der Technik unter anderem eine Multifunkt­ionsbühne beherberge­n wird. Wegen des Neubaus muss auch die 2012 eröffnete Brechtbühn­e weichen. Die Bauarbeite­n sollen 2021 beginnen. Im Großen Haus sollen die Sanierungs­arbeiten bis 2023 abgeschlos­sen sein, der Neubau wird 2025 fertig sein.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Auf diesem grünen Dreieck zwischen Theater, Kasernstra­ße (vorne) und Volkhartst­raße (rechts) entsteht langfristi­g der Orchesterp­robensaal samt Kartenvorv­erkauf. An die ser Stelle starten in Kürze auch die Bauarbeite­n für die Theatersan­ierung. Zuerst...
Foto: Silvio Wyszengrad Auf diesem grünen Dreieck zwischen Theater, Kasernstra­ße (vorne) und Volkhartst­raße (rechts) entsteht langfristi­g der Orchesterp­robensaal samt Kartenvorv­erkauf. An die ser Stelle starten in Kürze auch die Bauarbeite­n für die Theatersan­ierung. Zuerst...

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