Wie es am Hauptbahnhof weitergeht
Die Arbeiten sind bald für die Fahrgäste spürbar, denn die Bahnhofshallen und die zentrale Unterführung werden gesperrt. Und das Gebäude muss aufwendig gestützt werden, da es unterhöhlt wird
Am Hauptbahnhof werden die Bauarbeiten in diesem Jahr in die wohl komplexeste Phase gehen. Die Bauarbeiter unterqueren mit dem Bahnhofstunnel das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude. Zudem starten die Bauarbeiten für einen neuen Bahnsteig ganz im Westen des Hauptbahnhofs. Der Projektleiter der Deutschen Bahn, Thomas Thürer, sagt: „2017 werden die Bauarbeiten erstmals für die Fahrgäste spürbar werden. Auch in den kommenden Jahren wird es ständig Veränderungen geben.“Die einschneidendste Veränderung: Die Bahnhofshallen werden für mehrere Jahre gesperrt, die Geschäfte müssen in Container umziehen. Hier ein Überblick:
Ab Mitte Mai werden die beiden Bahnhofshallen im Mittelteil des Hauptbahnhofs gesperrt. Somit fällt der zentrale Zugang zu den Gleisen weg. Die Bauarbeiter werden in diesem Abschnitt den Tramtunnel weiterbauen, der schon direkt vors Bahnhofsgebäude führt. Sie werden zunächst den Boden öffnen und dann mehrere Meter tief graben. Anschließend wird eine Betonplatte gegossen, die später die Decke des Tunnels sein wird. Im Anschluss wird das Erdreich unter der Decke bis in 13 Meter Tiefe ausgeräumt und dann Boden und Wände des Tunnels betoniert. „Das wird ein anspruchsvolles Vorhaben“, sagt der Projektleiter bei den Stadtwerken, Dietmar Orwat. Denn die Arbeiten werden im Bahnhofsgebäude stattfinden, das dabei nicht beschädigt werden darf. „Wir können nur in kleinen Schritten vorgehen, darum wird man frühestens 2021 darüber nachdenken können, die Halle wieder zu öffnen“, so Orwat. Denn letztlich muss das Bahnhofsgebäude in der Schwebe gehalten werden, während die Bauarbeiter die Erde darunter entfernen.
Und das geht so: In der Halle wird ein riesiges Stahlgerüst aufgebaut, das auf eigenen Fundamenten steht und mit den Wänden des Gebäudes verbunden wird. Droht sich das Gebäude aufgrund der Arbeiten im Untergrund zu setzen, gleichen Hydraulikpressen den Unterschied aus. „Das Gebäude darf sich weder nach oben noch nach unten bewegen, sonst gibt es Risse“, sagt Orwat.
Vor dem Bohus-Center werden momentan Fundamente aus Beton angelegt, bis Mai soll dort eine Container-Stadt stehen. Hier kommen ab 15. Mai das DB-Reisezentrum, die Buchhandlung, der Imbiss-Betrieb und die Bäckerei unter. Drei der vier auf dem Areal stehenden Bäume werden gefällt werden müssen.
Ab Mitte August wird die zentrale Fußgängerunterführung unter den Bahnsteigen außer Betrieb genommen. An dieser Stelle entsteht ein mehr als doppelt so breiter Fußgängertunnel, der ins Thelottviertel durchgestochen wird. Ein Stockwerk tiefer wird die Straßenbahn dann ihre unterirdische Haltestelle bekommen. Ab August können Fahrgäste der Bahn dann auf die bestehende südliche Unterführung ausweichen. Und schon ab Mitte Mai wird der Posttunnel – bisher nur in Begleitung eines DB-Mitarbeiters für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen – allgemein zugänglich. Momentan muss noch eine Notbeleuchtung installiert werden, darum ist der Tunnel noch nicht offiziell freigegeben.
Bis Oktober soll der Rohbau des Tunnelabschnitts auf dem Bahnhofsvorplatz fertig sein, bis zum Ende des Jahres soll das Loch zugeschüttet werden. Auf der anderen Seite im Westen im Bereich der Gütergleise wird der Rohbau des Tunnels und der Wendeschleife im Frühjahr fertig sein.
Die Arbeiten für den Bahnsteig F, die sich mehrfach verzögert hatten und dadurch die Fertigstellung des gesamten Projektes von 2019 auf 2023 nach hinten schoben, sollen heuer beginnen. Zuletzt hatte es Probleme mit einer Ausschreibung gegeben. Man gehe davon aus, im August mit den ersten Arbeiten für den Bahnsteig beginnen zu können, so DB-Mann Thürer. Der Bahnsteig F wird westlich der bestehenden fünf Bahnsteige er- richtet. Er soll künftig mehr Kapazitäten für den Nahverkehr schaffen, ist zunächst aber einmal als Ausweichreserve nötig.
In den kommenden Jahren muss für die Arbeiten am Bahnhofstunnel nämlich jeweils ein Bahnsteig pro Jahr außer Betrieb genommen werden, um in die Tiefe graben zu können. „Wir laufen unter Termindruck: Der Bahnsteig muss bis Ende 2018 fertig sein, sonst geht es nicht weiter“, sagt Thürer. Unter dem neuen Bahnsteig F wird als Erstes der Tunnel betoniert, dann kommt der Bahnsteig drauf. Für den Bahnsteig muss auch die gesamte Signaltechnik angepasst werden. Weil mit dem neuen Bahnsteig 160 neue Fahrstrecken-Kombinationen innerhalb des Bahnhofs für Züge möglich sind, muss das Stellwerk entnutzbar sprechend umprogrammiert werden.
Um den Bahnsteig F an die vorhandenen Schienen anzubinden, werden an Ostern schon einmal die Voraussetzungen geschaffen. Dafür müssen vier Weichen in die Gleise des Hauptbahnhofs eingebaut werden. Das bedeutet, dass zwei Gleise für 100 Stunden außer Betrieb genommen werden. Betroffen sind die Gleise 8 und 9, an denen vor allem Regionalzüge in Richtung Bobingen abfahren. Diese Züge müssen von Karfreitag bis Ostermontag an andere Gleise verlegt werden. Zugausfälle soll es nicht geben.
„Die Maßnahme haben wir vor zweieinhalb Jahren angemeldet, weil so etwas in den Fahrplänen berücksichtigt werden muss“, so Thürer. Auch an Pfingsten soll es nochmals Einschränkungen geben. Am Pfingstsonntag fahren zwischen Augsburg und Bobingen statt Zügen Ersatzbusse. »Kommentar
Zeitdruck beim Bahnsteig F