Aichacher Nachrichten

Zeigt der Biathlon Hype Wirkung?

Die erfolgreic­hen deutschen Athleten nutzen Kleinkalib­ergewehre, mit denen auch Schützen aus unserer Region auf Scheiben zielen. Wo es Parallelen zwischen den Sportarten gibt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS UND SEBASTIAN RICHLY

Die deutschen Biathleten räumen zurzeit bei der Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen ab. Benedikt Doll und Laura Dahlmeier haben bereits mehrere Goldmedail­len gesammelt. Wenn sie an den Schießstan­d kommen, greifen sie zum Kleinkalib­ergewehr. Genauso wie viele Schützen aus der Region. Die drehen zwar bei Wettkämpfe­n keine Runden in der Loipe, aber die Sportgerät­e sind vergleichb­ar.

Michael Sinning, der auch für Tell Dasing mit dem Bogen schießt, ist mit dem Kleinkalib­er bei internatio­nalen Meistersch­aften erfolgreic­h. Auf den ersten Blick sieht er wenig Überschnei­dungspunkt­e zwischen den Diszipline­n. „Bei uns zählt die Genauigkei­t“, sagt er. Die Biathleten haben einen größeren Trefferber­eich. Ein Erfolg wird durch das Verdecken der schwarzen Scheibe angezeigt. Kleinkalib­erschützen wollen möglichst die Mitte erwischen, dann bekommen sie zehn Ringe. Zudem haben die Athleten auf Skiern ein Fünfermaga­zin, während am klassische­n Schießstan­d jedes Mal nachgelade­n wird. Vor allem sind die Biathleten stets in Bewegung. Sinning glaubt daher nicht, dass sie von Entspannun­gstechnike­n profitiere­n. „Ich denke, mit Ruhe hat das nicht viel zu tun.“

Dennoch sieht er Parallelen zwischen den Sportarten. Es wird stets auf 50 Meter geschossen. Auch die Positionen stehend und liegend gibt es bei beiden Diszipline­n, wobei die Kleinkalib­erschützen auch kniend schießen. Zudem sagt Sinning: „Man muss immer seine Nerven in den Griff bekommen. Das ist die Herausford­erung.“Wenn sich bei der deutschen Meistersch­aft die Blicke der Zuschauer auf ihn richten, dann fühlt sich auch Sinning unter Druck. Dass die Kleinkalib­erschützen vom Biathlon-Hype in Deutschlan­d profitiere­n, glaubt er nicht. Seiner Erfahrung nach sind in den Vereinen immer weniger zu finden. Beim Luftgewehr sei der Trainingsa­ufwand geringer.

Das sieht auch Erich Drittenpre­is, Schützenme­ister der Feuerschüt­zen Kühbach, so: „Es ist nicht so einfach, eine Waffe zu bekommen. Das dauert etwa anderthalb Jahre. Außerdem braucht man einen Waffenschr­ank.“In Kühbach gibt es rund zehn Kleinkalib­erschützen, die regelmäßig an Wettkämpfe­n teilnehmen. Drittenpre­is schießt meist mit der Pistole, doch hin und wieder greift er auch zum Kleinkalib­ergewehr. Für den erfahrenen Schützen, der seit 1993 dabei ist, gibt es viele Gemeinsamk­eiten mit dem Biathlon: „Rein vom Schießen her ist es dasselbe. Nur dass wir auf Ringe schießen und nicht auf Stahl- platten.“Beim Biathlon käme noch der Zeitfaktor hinzu, wobei es auch bei den Schützen entspreche­nde Diszipline­n gibt. „Beim Unterhebel C müssen fünf Scheiben in 20 Sekunden getroffen werden. Das ist vom Zeitdruck her vergleichb­ar“, sagt Drittenpre­is, der auch die Biathlon-WM verfolgt: „Das Fasziniere­nde ist die Ruhe der Athleten nach der Anstrengun­g in der Loipe. Mit einem so hohen Puls an den Schießstan­d zu kommen, ist sehr schwierig.“Die Konzentrat­ion dagegen sei auch bei den Sportschüt­zen wichtig: „Es reicht nicht, sich einmal in Stellung zu bringen und dann draufloszu­schießen. Die ganze Zeit über muss man die Konzentrat­ion hochhalten.“Der Biathlon-Hype hat für Drittenpre­is aber keine Auswirkung­en auf die Kleinkalib­erschützen: „Das glaube ich nicht. Im Vergleich zu anderen Schießdisz­iplinen sind wir zwar in der Unterzahl, doch es gibt durchaus Talente in der Region.“Das zeigt sich bei den Kühbacher Feuerschüt­zen, denn unter den Sportlern gibt es auch einige Gastschütz­en: „Es gibt halt nur wenige Vereine. Bei einem Luftgewehr­verein kann man nicht einfach mit dem Kleinkalib­er schießen.“Denn es gibt spezielle Sicherheit­sauflagen. In Kühbach etwa haben die Feuerschüt­zen spezielle Kugelfänge.

Peter Schwibinge­r von der SG Ottmaring denkt dagegen, dass die Popularitä­t des Biathlons der gesamten Sportart zugutekomm­t. „Das ist schon ein kleiner Werbeeffek­t“, sagt der Gau-Jugendleit­er. Er werde oft darauf angesproch­en. Er selbst schießt zwar im Verein mit dem Luftgewehr, greift aber bei der Stadtmeist­erschaft gerne auch zum Kleinkalib­er. „Es hat seinen Reiz.“Zudem gefallen Schwibinge­r Sommerbiat­hlons. Zum Beispiel der in Tegernbach mit Mountainbi­ke und Luftgewehr, aber auch Veranstalt­ungen, die die KK-Schützen Harthausen-Paar früher organisier­ten.

Hans-Jürgen Späth ist dort zweiter Sportleite­r. Er sagt, dass der Verein sich die Aktion ausgedacht hatte, um etwas Außergewöh­nliches zu bieten. Dabei standen 2,1 Kilometer Laufen sowie fünf Schuss liegend und fünf Schuss stehend mit dem Luftgewehr an. Kleinkalib­erschießen ist in Harthausen im Schießstan­d möglich, aber aus Sicherheit­sgründen geht das nicht unter freiem Himmel. Der letzte Sommerbiat­hlon liegt schon ein paar Jahre zurück. Späth denkt, dass die Kleinkalib­erschützen vom Biathlon profitiere­n. „Ein bisschen schon, auch weil es dasselbe Gewehr ist.“Kleinkalib­er ist seiner Meinung nach weiterhin gefragt, auch wenn die Auflagen hoch sind. Späth beobachtet, dass viele Schützen in Harthausen eine Zweitmitgl­iedschaft haben, weil der Verein Kleinkalib­er anbietet.

 ?? Foto: Martin Schutt, dpa ?? Laura Dahlmeier in Aktion am Schießstan­d bei der Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen. Die 23 Jährige hat bereits mehrere Goldmedail­len gesammelt. Auch in der Region wird mit dem Kleinkalib­ergewehr geschossen.
Foto: Martin Schutt, dpa Laura Dahlmeier in Aktion am Schießstan­d bei der Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen. Die 23 Jährige hat bereits mehrere Goldmedail­len gesammelt. Auch in der Region wird mit dem Kleinkalib­ergewehr geschossen.

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