Zeigt der Biathlon Hype Wirkung?
Die erfolgreichen deutschen Athleten nutzen Kleinkalibergewehre, mit denen auch Schützen aus unserer Region auf Scheiben zielen. Wo es Parallelen zwischen den Sportarten gibt
Die deutschen Biathleten räumen zurzeit bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen ab. Benedikt Doll und Laura Dahlmeier haben bereits mehrere Goldmedaillen gesammelt. Wenn sie an den Schießstand kommen, greifen sie zum Kleinkalibergewehr. Genauso wie viele Schützen aus der Region. Die drehen zwar bei Wettkämpfen keine Runden in der Loipe, aber die Sportgeräte sind vergleichbar.
Michael Sinning, der auch für Tell Dasing mit dem Bogen schießt, ist mit dem Kleinkaliber bei internationalen Meisterschaften erfolgreich. Auf den ersten Blick sieht er wenig Überschneidungspunkte zwischen den Disziplinen. „Bei uns zählt die Genauigkeit“, sagt er. Die Biathleten haben einen größeren Trefferbereich. Ein Erfolg wird durch das Verdecken der schwarzen Scheibe angezeigt. Kleinkaliberschützen wollen möglichst die Mitte erwischen, dann bekommen sie zehn Ringe. Zudem haben die Athleten auf Skiern ein Fünfermagazin, während am klassischen Schießstand jedes Mal nachgeladen wird. Vor allem sind die Biathleten stets in Bewegung. Sinning glaubt daher nicht, dass sie von Entspannungstechniken profitieren. „Ich denke, mit Ruhe hat das nicht viel zu tun.“
Dennoch sieht er Parallelen zwischen den Sportarten. Es wird stets auf 50 Meter geschossen. Auch die Positionen stehend und liegend gibt es bei beiden Disziplinen, wobei die Kleinkaliberschützen auch kniend schießen. Zudem sagt Sinning: „Man muss immer seine Nerven in den Griff bekommen. Das ist die Herausforderung.“Wenn sich bei der deutschen Meisterschaft die Blicke der Zuschauer auf ihn richten, dann fühlt sich auch Sinning unter Druck. Dass die Kleinkaliberschützen vom Biathlon-Hype in Deutschland profitieren, glaubt er nicht. Seiner Erfahrung nach sind in den Vereinen immer weniger zu finden. Beim Luftgewehr sei der Trainingsaufwand geringer.
Das sieht auch Erich Drittenpreis, Schützenmeister der Feuerschützen Kühbach, so: „Es ist nicht so einfach, eine Waffe zu bekommen. Das dauert etwa anderthalb Jahre. Außerdem braucht man einen Waffenschrank.“In Kühbach gibt es rund zehn Kleinkaliberschützen, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen. Drittenpreis schießt meist mit der Pistole, doch hin und wieder greift er auch zum Kleinkalibergewehr. Für den erfahrenen Schützen, der seit 1993 dabei ist, gibt es viele Gemeinsamkeiten mit dem Biathlon: „Rein vom Schießen her ist es dasselbe. Nur dass wir auf Ringe schießen und nicht auf Stahl- platten.“Beim Biathlon käme noch der Zeitfaktor hinzu, wobei es auch bei den Schützen entsprechende Disziplinen gibt. „Beim Unterhebel C müssen fünf Scheiben in 20 Sekunden getroffen werden. Das ist vom Zeitdruck her vergleichbar“, sagt Drittenpreis, der auch die Biathlon-WM verfolgt: „Das Faszinierende ist die Ruhe der Athleten nach der Anstrengung in der Loipe. Mit einem so hohen Puls an den Schießstand zu kommen, ist sehr schwierig.“Die Konzentration dagegen sei auch bei den Sportschützen wichtig: „Es reicht nicht, sich einmal in Stellung zu bringen und dann draufloszuschießen. Die ganze Zeit über muss man die Konzentration hochhalten.“Der Biathlon-Hype hat für Drittenpreis aber keine Auswirkungen auf die Kleinkaliberschützen: „Das glaube ich nicht. Im Vergleich zu anderen Schießdisziplinen sind wir zwar in der Unterzahl, doch es gibt durchaus Talente in der Region.“Das zeigt sich bei den Kühbacher Feuerschützen, denn unter den Sportlern gibt es auch einige Gastschützen: „Es gibt halt nur wenige Vereine. Bei einem Luftgewehrverein kann man nicht einfach mit dem Kleinkaliber schießen.“Denn es gibt spezielle Sicherheitsauflagen. In Kühbach etwa haben die Feuerschützen spezielle Kugelfänge.
Peter Schwibinger von der SG Ottmaring denkt dagegen, dass die Popularität des Biathlons der gesamten Sportart zugutekommt. „Das ist schon ein kleiner Werbeeffekt“, sagt der Gau-Jugendleiter. Er werde oft darauf angesprochen. Er selbst schießt zwar im Verein mit dem Luftgewehr, greift aber bei der Stadtmeisterschaft gerne auch zum Kleinkaliber. „Es hat seinen Reiz.“Zudem gefallen Schwibinger Sommerbiathlons. Zum Beispiel der in Tegernbach mit Mountainbike und Luftgewehr, aber auch Veranstaltungen, die die KK-Schützen Harthausen-Paar früher organisierten.
Hans-Jürgen Späth ist dort zweiter Sportleiter. Er sagt, dass der Verein sich die Aktion ausgedacht hatte, um etwas Außergewöhnliches zu bieten. Dabei standen 2,1 Kilometer Laufen sowie fünf Schuss liegend und fünf Schuss stehend mit dem Luftgewehr an. Kleinkaliberschießen ist in Harthausen im Schießstand möglich, aber aus Sicherheitsgründen geht das nicht unter freiem Himmel. Der letzte Sommerbiathlon liegt schon ein paar Jahre zurück. Späth denkt, dass die Kleinkaliberschützen vom Biathlon profitieren. „Ein bisschen schon, auch weil es dasselbe Gewehr ist.“Kleinkaliber ist seiner Meinung nach weiterhin gefragt, auch wenn die Auflagen hoch sind. Späth beobachtet, dass viele Schützen in Harthausen eine Zweitmitgliedschaft haben, weil der Verein Kleinkaliber anbietet.