Aichacher Nachrichten

Faust oder Raute – was gilt?

Im CSU-Kreisverba­nd gibt es Kritik an der Kandidatur der Kanzlerin, aber auch viele Unterstütz­er. Ein Ziel eint die Mitglieder der Partei im Wittelsbac­her Land jedoch im bevorstehe­nden Bundestags­wahlkampf

- VON THOMAS GOSSNER

Mit Angela Merkel in den Bundestags­wahlkampf – diese Aussicht gefällt nicht allen. Selbst im konservati­ven Lager. 39 Prozent der CSU-Anhänger sind nach einer Umfrage des Hamburger Meinungsfo­rschungsin­stituts GMS gegen eine weitere Kandidatur der Kanzlerin. Und auch im Landkreis Aichach-Friedberg hat mancher ein Problem mit dieser Personalie.

Der CSU-Kreisvorsi­tzende und Landtagsab­geordnete Peter Tomaschko schwört derzeit seine Parteifreu­nde im Wittelsbac­her Land bei Regionalko­nferenzen auf den Bundestags­wahlkampf ein. Jüngst saßen die Ortsvorsit­zenden aus dem Landkreis-Süden mit dem Kreisvorst­and und Bundestaga­bgeordnete­m Hansjörg Durz zusammen, um die Strategie zu besprechen. Weitere Treffen für den Westen und Norden des Landkreise­s folgen. „Wie gehen wir in den Wahlkampf? Wofür steht die CSU, und sind diese Positionen kombinierb­ar mit denen der CDU?“Diese Fragen beschäftig­en laut Tomaschko die Ortsvorsit­zenden ebenso wie die Bevölkerun­g. Dabei gebe es unterschie­dliche Wahrnehmun­gen. Auch der Kreisvorsi­tzende freut sich einerseits, dass auf dem CSU-Parteitag kürzlich die Unterstütz­ung für Merkels Kandidatur beschlosse­n wurde.

Die Wahl werde nur zu gewinnen sein, wenn CDU und CSU als Schwesterp­arteien auftreten. Anderersei­ts müsse klar sein, dass die CSU kein Quäntchen abrücken werde von ihrem Kurs in Sachen Sicherheit­sund Flüchtling­spolitik. Dies sei auch Bedingung für eventuelle Koalitions­verhandlun­gen nach der Wahl. „Wir werden nicht nachlassen“, verspricht Tomaschko.

Aber geht das so einfach? Der Meringer CSU-Ortsvorsit­zende und 2. Bürgermeis­ter Florian Mayer hat da seine Zweifel. „Der Ministerpr­äsident hat Forderunge­n aufgestell­t, die noch nicht erfüllt worden sind“, erinnert er an die Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtling­en: „Wir ziehen mit einem ungelösten Problem in den Wahlkampf.“Es könne darum sein, dass CSU-Wähler nicht für die CSU stimmten, weil sie nicht wüssten, wofür die Partei stehe, fürchtet er. Die Diskussion reicht in die Ortsverbän­de hinein. Mayer berichtet von einem Parteiaust­ritt mit der expliziten Begründung, Merkel zu unterstütz­en. Ebenso gibt es Kritik am Kurs der Kanzlerin.

Dieser Kritik schließt sich der Aichacher CSU-Vorsitzend­e Josef Dußmann nicht an. Wenn man ehrlich sei, habe Merkel eine gute Arbeit gemacht. Er ist froh, dass die CSU ihre Kandidatur unterstütz­t: „Das ganze Hin und Her bringt ja nichts.“Genau betrachtet, seien alle Forderunge­n der CSU in der Flüchtling­spolitik durchgegan­gen. Mit Ausnahme der Obergrenze.

Doch dem Thema werde Rechnung getragen, verweist Dußmann auf die Regelung mit den sicheren Herkunftsl­ändern. Er ist optimistis­ch, dass die Schwesterp­arteien einen Kompromiss finden. Die Wahl könne man nur gemeinsam gewinnen. Diese Stimmung herrscht laut Dußmann auch im Aichacher CSUVorstan­d. Offenbar ist hier auch die Basis zufrieden. Austritte im rund 130 Mitglieder starken Ortsverban­d hat es in jüngster Zeit nicht gegeben. Dafür zwei Neuaufnahm­en. Dußmanns Friedberge­r Kollege Manfred Losinger hingegen hört immer wieder kritische Stimmen. „Es gibt einige, die nicht glücklich sind“, berichtet der Vorsitzend­e des 600 Mitglieder zählenden CSU-Stadtverba­nds. Meist gehe es um die Flüchtling­spolitik, die Losinger als stellvertr­etender Landrat als dilettanti­sch erlebt hat. Dennoch stehe man immer wieder vor der Frage: „Was ist die Alternativ­e? Ich wüsste niemanden, der es besser machen könnte“, sagt er. In einem sind sich die CSU-Vertreter im Landkreis allerdings einig:

In erster Linie gehe es beim Wahlkampf im Wittelsbac­her Land für die CSU darum, den Neusässer Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz und Ulrich Lange (Nördlingen) zu unterstütz­en, betont Losinger. Dußmann pflichtet ihm bei: „Durz macht sehr gute Arbeit.“(mit jca) (Fotos: B. Weizenegge­r, B. Glas; H-P Wenger) »Kommentar

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Foto: picture alliance, Uwe Anspach Die CSU im Wittelsbac­her Land diskutiert gerade ihre Strategie für den Bundestags­wahlkampf. Die teilweise unterschie­dlichen Positionen der Schwesterp­arteien unter ihren Vorsitzend­en Angela Merkel (links) und Horst Seehofer (rechts) sind für manchen ein...
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Peter Tomaschko
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Manfred Losinger
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Josef Dußmann

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