Die Digitalisierung erreicht den Kuhstall
Messe Warum immer mehr Landwirte auf Melkroboter und automatisierte Fütterungsanlagen setzen
Augsburg Die Digitalisierung hält nicht nur Einzug in der Industrie, auch aus der Landwirtschaft ist sie nicht mehr wegzudenken. Das zeigen die rund 250 Aussteller, die noch bis heute von 13 bis 22 Uhr im Augsburger Messezentrum bei der Regio Agrar Bayern vertreten sind. Zwar hat die Digitalisierung in der Landwirtschaft bereits vor rund 20 Jahren mit dem Einsatz von Bordcomputern in Traktoren begonnen, doch die Anwendungsgebiete für digitale Technik nehmen stetig zu. Sie reichen von der Automatisierung von Fütterungs- und Melkanlagen bis hin zu satellitengesteuerten Fahrhilfen für Traktoren und Erntemaschinen.
Wesentlicher Faktor der Digitalisierung sind die Daten, die mittels verschiedener softwaregestützter Anwendungen in einem landwirtschaftlichen Betrieb erhoben werden können. So lassen sich beispielsweise die richtigen Düngemittelmengen, der Gesundheitszustand von Nutztieren und Kennzahlen zur Lagerverwaltung ableiten. Für viele Landwirte ist das mittlerweile ein wichtiger Faktor in der betriebswirtschaftlichen Planung.
Unterstützt werden sie dabei von verschiedenen Anbietern solcher digitalen Lösungen. Das Unternehmen Big Dutchman beispielsweise bietet automatisierte und digitalisierte Fütterungsanlagen für Schweine. Die Bauern können am Monitor ablesen, wie viel Futter verbraucht wurde und bei eventuellen Schwankungen einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung der Tiere erhalten. Die Medikamentengabe könnte in diesem Fall dann zielgerichtet über das Fütterungssystem erfolgen und zudem können Futtermenge und Futterart an die körperliche Entwicklung der Schweine angepasst werden.
Eine, die solche automatisierten Hilfsmittel nutzt, ist Erna Jarnowski. Sie betreibt zusammen mit ihrem Mann einen Hof im Landkreis Dillingen. Nachdem beschlossen wurde, den Tierbestand von 70 auf 90 Milchkühe auszubauen, setzen sie jetzt auf die Arbeitskraft eines Melkroboters: „Ab einer bestimmten Größe ist das einfach rationeller. Man ist flexibler, erreicht unter Umständen eine höhere Produktion und Personalausfälle können besser kompensiert werden“, fasst Erna Jarnowski zusammen.
Klingt alles prima, hat aber auch seinen Preis. Je nach Betriebsgröße stellen die Investitionen für moderne Anlagen und Maschinen oftmals ein Hindernis dar, zumal die Gerätschaften durch die hochmoderne Ausstattung zunehmend teurer werden. Dies führt dazu, dass viele Landwirte zum Beispiel keine eigenen Erntemaschinen anschaffen, sondern sie gemeinschaftlich nutzen. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen wird mittlerweile von Mitgliedern im Maschinenring betreut. „Die Technik führt dazu, dass Landwirte sich eine Maschine leihen, um eine effizientere Kostenstruktur zu erzielen“, erklärt Michael Korinek von Gruma, einer Firma für den Vertrieb von Gebrauchsmaschinen.
In der Nutzung der digitalen Technik gibt es im Übrigen geografisch klare Unterschiede. Korinek schätzt, dass im Großraum Augsburg mittlerweile 70 Prozent der Betriebe mit Digitaltechnik wie satellitengesteuertem Fahren und online-basierter Fehleranalyse auf dem Feld unterwegs sind. In Gebieten wie dem Allgäu seien die Techniken hingegen noch nicht wirklich verbreitet. Deutschlandweit schätzt er den Einsatz von Digitaltechnik in Traktoren auf etwa 40 Prozent. Landwirt Christian Schotterer aus Ansbach geht davon aus, dass bald alle Traktoren mit GPS-Steuerung ausgerüstet sein werden: „Ich sehe das positiv, weil die körperliche Anstrengung der Arbeit gesenkt und die Arbeitseffizienz gesteigert wird.“