Aichacher Nachrichten

Das Trauerspie­l um die Kresslesmü­hle

In der Politik wächst der Unmut über die Verzögerun­gen beim Umbau. Ein CSU-Mann nennt das Gebäude eine „alte Hütte“und die Investitio­n von 1,3 Millionen Euro einen „Schwachsin­n“. Was der Referent dazu sagt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Einrichtun­g in der Augsburger Altstadt galt über viele Jahre hinweg als Vorzeigeob­jekt, wie Migration lebendig gestaltet wird. Interkultu­relle Begegnunge­n, ein Kinderhort, eine lebendige Gastroszen­e – diese Punkte standen für die Kresslesmü­hle. Verbunden war das Haus darüber hinaus eng mit dem Namen Hansi Ruile, der die Kresslesmü­hle als Kulturmach­er und Ideengeber maßgeblich prägte. Mit seinem Abschied im Dezember 2012 begann im Rückblick nach außen hin wahrnehmba­r der Niedergang des Hauses. Gegenwärti­g herrscht mehr oder weniger Grabesstim­mung in dem städtische­n Gebäude. Der Kinderhort ist ausgezogen. Ab und an finden Kabarettve­ranstaltun­gen statt, auch Musiker treten hin und wieder auf. Damit hat es sich. Der Einzug der neuen Gastronomi­ePächter verzögert sich um mehrere Monate. Grund sind Bauarbeite­n im Eingangsbe­reich, die länger dauern als gedacht. Mitte April soll es jetzt im Ganztagsbe­trieb losgehen.

Doch viel mehr wird darüber hinaus auf absehbare Zeit nicht passieren in der Kresslesmü­hle. Das erste Stockwerk bleibt somit nahezu verwaist. Es gibt zwar Ideen, wie das Haus auf Vordermann gebracht werden kann, doch die Umsetzung zieht sich hin. Für Modernisie­rung und Umbau des Kulturhaus­es sind insgesamt 1,3 Millionen Euro veranschla­gt. So hat es die Augsburger Gesellscha­ft für Stadtentwi­cklung (AGS) errechnet, die mit der Bauabwickl­ung beauftragt wurde. Die AGS ist eine Tochter der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aften, sie hat bereits mehrere Bauprojekt­e im Auftrag der Stadt organisier­t.

Dass nun aber Geduld gefragt ist, liegt nicht an der AGS. Es sind vielmehr die von ihr ermittelte­n Kosten. Für die Stadt Augsburg ist dieser Millionenb­etrag allein nicht zu stemmen. Daher hofft sie jetzt auf hohe staatliche Fördermitt­el. Es gibt ein dafür geschaffen­es Programm. Bis zu 90 Prozent der Kosten würden in diesem Fall übernommen. Wie es ausgeht, weiß derzeit keiner, weil ein entspreche­nder Antrag noch gar nicht gestellt wurde. Die Stadt wird dies aber bald tun.

In der Politik wächst die Ungeduld. „Die Kresslesmü­hle ist über die Jahre hinweg gesehen ein Trauerspie­l. Mit jeder Woche, wo es nicht weitergeht, wird danach mehr Aufwand betrieben werden“, sagt Stadtrat Thomas Lis (Pro Augsburg). CSU-Mann Max Weinkamm geht sogar noch einen Schritt weiter: „1,3 Millionen Euro in eine alte Hütte zu investiere­n, ist Schwachsin­n.“Es waren Aussagen, die in dieser Form im zuständige­n städtische­n Ausschuss fielen. Zuständig für die Kresslesmü­hle ist Referent Reiner Erben (Grüne), der den Themenbere­ich „Integratio­n“abdeckt. „Natürlich könnte man sich die Dinge besser vorstellen“, räumt er ein. Dass das denkmalges­chützte Haus alt und sanierungs­bedürftig sei, sei bekannt gewesen. In den zurücklieg­enden Jahren sei jedoch wenig Geld in den Unterhalt gesteckt worden. Jetzt biete sich aus Sicht von Erben eine große Chance. Die Kresslesmü­hle solle als Bildungsun­d Beratungsz­entrum dienen. Das Angebot richte sich an Zugewander­te, Flüchtling­e, aber auch Augsbur- ger, die Fragen zum Berufseins­tieg haben. Mit dieser Idee wolle Augsburg es schaffen, in das Förderprog­ramm aufgenomme­n zu werden. „Die Chance ist groß, wir müssen uns dazu aber auch die Zeit nehmen“, sagt Erben. Frühestens im September 2017 könnte der Umbau starten, der zwischen sechs und zwölf Monate dauern würde.

Und wenn es mit der staatliche­n Unterstütz­ung nicht klappt? Erben sagt dazu: „Dann müssen wir abspecken.“Mit dem Umbau der Gastronomi­e gebe es neben der zeitlichen Verzögerun­g keine weiteren Probleme. Das Geld der Stadt für den Umbau ist vorhanden. Der Pachtvertr­ag mit den künftigen Betreibern, dem Café 13, steht.

Gerätselt wird derzeit aber, wo die Bildungsko­ordinatore­n künftig arbeiten. Sie sollen zum 1. April kommen. Einen Arbeitspla­tz in der Kresslesmü­hle werden sie nicht haben. Die Stadtverwa­ltung sucht Räume, die verkehrsgü­nstig gelegen sind, sagt Reiner Erben. Bildungsun­d Sozialrefe­rat seien eingebunde­n.

Dass die Kresslesmü­hle später einmal der Arbeitspla­tz für die Bildungsko­ordinatore­n sein werde, davon geht Stadtrat Florian Freund (SPD) aus: „Das vorliegend­e Konzept ist eine große Chance. Es sollte Antrieb sein.“Zu den zeitlichen Verzögerun­gen meint Freund: „Die Mühle mag langsam mahlen, aber sie mahlt.“»Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Wie geht es weiter mit der Kresslesmü­hle in der Altstadt? Seit mehreren Jahren ist das Haus im Niedergang begriffen. Nun plant die Stadt, Millionen in Modernisie­rung und Umbau zu investiere­n. Die Finanzieru­ng ist aber noch nicht gesichert.
Foto: Silvio Wyszengrad Wie geht es weiter mit der Kresslesmü­hle in der Altstadt? Seit mehreren Jahren ist das Haus im Niedergang begriffen. Nun plant die Stadt, Millionen in Modernisie­rung und Umbau zu investiere­n. Die Finanzieru­ng ist aber noch nicht gesichert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany