Baustopp für Mensa, Aus für Radlgarage
Kreisräte müssen die Notbremse bei Gymnasium-Baustelle in Mering ziehen
Der SPD-Fraktionschef im Blauen Palais in Aichach übernahm ein Adjektiv, das die CDU-Kanzlerin im Reichstag in Berlin gern verwendet: „Alternativlos“. Roland Fuchs tat’s nach eigenen Angaben ungern, er gab dafür dem CSU-Ministerpräsidenten im Maximilianeum in München noch eins mit: „Das alles verdanken wir der vorausschauenden Schulpolitik unserer Staatsregierung.“Es ging gestern in der gemeinsamen Sitzung von Bau- und Schulausschuss des Kreistags übrigens nicht um Bundesoder Landespolitik, obwohl die bei mehreren Wortbeiträgen durchblitzte, sondern um Kreispolitik. Aber in diesem Fall hängt beides besonders eng zusammen. Weil nach einer langen Hängepartie immer noch nicht klar ist, ob die Gymnasien in Bayern künftig wieder überall neunstufig sind, haben die Ausschüsse einen Stopp der MensaBaustelle in Mering beschlossen: einstimmig, weil alternativlos.
Für Manfred Losinger war der Nachmittag gleich in zweierlei Hinsicht ein Novum: Er leitete zum ersten Mal eine Sitzung als Stellvertreter von Landrat Klaus Metzger – der ist im Urlaub. Und Losinger konnte sich in seiner langen Zeit im Kreistag seit 1990 an keinen Beschluss für einen Baustopp erinnern. Doch an dem führt kein Weg vorbei, waren sich alle einig. Für Sonja Nemetz, Leiterin der Bauabteilung, wäre es sogar „ein Schildbürgerstreich, wenn wir vor dieser Entwicklung die Augen verschließen“. Wie berichtet, soll der Rohbau der Mensa noch fertiggestellt und dann eine Entscheidung der Staatsregierung (laut CSU-Landtagsabgeordnetem Peter Tomaschko im März) abgewartet werden. Kommt das G 9, werden bei einem dreizügigen Gymnasium in Mering drei weitere Klassenzimmer benötigt. Die hätten zusammen mit Nebenräumen in einem Geschoss über der bislang eingeschossig geplanten Mensa Platz. Diese Lösung sei auf alle Fälle günstiger und sinnvoller als ein mögliches weiteres Geschoss über dem eigentlichen Schulgebäude, so Nemetz. Dazu müsste das eben erst fertiggestellte Dach wieder aufgerissen werden, außerdem sei so viel mehr Platz gar nicht notwendig.
Aber auch mit der jetzt angedachten Lösung steigen die Kosten, und wer für die Mehrausgaben durch den Baustopp aufkommt, ist offen. Zum einen müssen acht Ausschreibungen aufgehoben werden. Zum anderen können bereits vergebene Aufträge nicht ausgeführt werden. Dazu sind Verhandlungen mit den Baufirmen nötig.
Von mehreren Kreisräten gab’s massive Kritik an der CSU-Bildungspolitik. Leo Büchler übernahm die christsoziale Verteidigung: Die jetzt viel gescholtene Staatsregierung habe mit ihrem Ja den Standort doch erst möglich gemacht. Noch vor dem Bau hat der Bauausschuss die Reißleine für die in Mering geplante zweigeschossige Radlgarage (300 Stellplätze) aus Stahl gezogen. Statt rund 200 000 Euro standen 470000 Euro zur Debatte – unter anderem wegen Brandschutzauflagen. Jetzt sollen auf zwei Flächen bis zu 370 zum Großteil überdachte Stellplätze entstehen. Vier Kreisräte waren dagegen, darunter der Meringer Bürgermeister Hans-Dieter Kandler: Er sprach von einem architektonischen Verlust und ärgerte sich maßlos über diese „hysterische Brandschutzverordnung – für eine Radlgarage“. (cli)