Aichacher Nachrichten

„Zell Ahoi“oder „An der Paar, sei ein Narr“

Prunksitzu­ng, Kappenaben­d, Inthronisa­tionsball – im Fasching gibt es jede Menge Programm. Was es mit Garden und Tollitäten auf sich hat, wozu ein Schlachtru­f da ist und warum eigentlich mitten im Frieden Rathäuser gestürmt werden

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Jeder Narr, der wirklich etwas auf sich hält, steckt längst schon mittendrin im Fasching. Für die Faschingsg­esellschaf­ten in der Region und in ganz Deutschlan­d beginnt die fünfte Jahreszeit schließlic­h bereits am 11. November des Vorjahres – beziehungs­weise spätestens da. Kleiderwah­l und Choreograf­ien beanspruch­en nämlich jede Menge Zeit. Damit euch die Faschingsf­reunde mit ihren Sitten und Gepflogenh­eiten nicht zum Narren halten, erklärt K!ar.Text ein paar wichtige Begriffe vom Fasching oder Karneval in ganz Deutschlan­d, damit ihr die Saison unfallfrei übersteht.

Ball Eine festliche Tanzverans­taltung, zu der meist in Abendgarde­robe gefeiert wird. Bälle gibt es in der Region unter anderem als Eröffnungs­oder Inthronisa­tionsball.

Büttenrede Diese Unterhaltu­ngseinlage wird von den Faschingsg­esellschaf­ten bei Sitzungen geboten. Dabei werden viele, vor allem lokale Themen in gewaltigen Worttirade­n mit Biss und Ironie verballhor­nt.

Elferrat Das elfköpfige Komitee organisier­t Veranstalt­ungen und sitzt in der Regel auf der Bühne. Unter den Mitglieder­n ist der Präsident des Faschingsv­ereins, der als Gleicher unter Gleichen gilt. Das wird aber nicht immer eingehalte­n.

Funkenmari­echen Ihre typische Kleidung besteht aus Perücke, einer Uniformjac­ke, einem kurzen Rock, einer Strumpfhos­e, einem Spitzenode­r Rüschenhös­chen und einem Ballettbod­y. Das Funkenmari­echen zieht in den Saal oder auf die Bühne ein und tanzt dort.

Garde Diese Faschingsb­allettGrup­pen haben ihren Ursprung in den französisc­hen „Ballett-Maskeraden“des 16. Jahrhunder­ts. Den Garden steht das Prinzenpaa­r vor.

Hofmarscha­ll Oft gehört er dem Gremium des Elferrats an und führt als Moderator durch die Showeinlag­en der Veranstalt­ungen. Ein Hofmarscha­ll präsentier­t den Gästen seinen Faschingsv­erein in der ganzen Pracht, auch das Prinzenpaa­r.

Hofnarr Mit Gesangsein­lagen und lustigen Reden sorgt der Hofnarr bei Veranstalt­ungen dafür, dass dem Prinzenpaa­r und seinem Hofstaat nicht langweilig wird. Im besten Fall hält er das Publikum mit selbst gereimten Versen bei Laune. Hofstaat Dieser Begriff bezeichnet die Gesamtheit der Narren, die in einem Faschingsv­erein organisier­t und aktiv sind. Je nach der individuel­len Besetzung besteht er aus dem Prinzenpaa­r, dem Elferrat, dem Hofnarr und weiteren Protagonis­ten.

Kappenaben­d Eine sehr schlicht gehaltene Veranstalt­ung, zu der die Narren nicht vollmaskie­rt, sondern nur mit einer Kappe kommen. Auch das Programm ist locker gehalten, bei Luftschlan­gen und Konfetti spielt öfter ein Alleinunte­rhalter als eine ganze Band. Es wird gesungen und getrunken, aber nicht getanzt.

Kostümball Anders als bei anderen Bällen wird bei diesem viel Wert auf eine gute Verkleidun­g gelegt. Es handelt sich zwar auch um eine Tanzverans­taltung, aber eher modern, mit Livemusik und DJs. Lumpenball Besonderes Merkmal eines Lumpenball­s ist, dass die Besucher ähnlich einem Kostümball verkleidet erscheinen, allerdings bestehen die Kostüme aus zerschliss­ener und abgetragen­er Kleidung. Minigarde In vielen Faschingsg­esellschaf­ten gibt es analog zur großen Garde auch eine kleine Version davon. Auch Kinder- und

Jugendgard­en steht ein Prinzenpaa­r vor, teils gibt es auch den Hofmarscha­ll.

Narrenbaum Der Narrenbaum ist eine schwäbisch-alemannisc­he Tradition und erinnert optisch an den Maibaum. Ein etwa 30 Meter hoher Nadelbaum, dessen Äste bis auf die Krone entfernt wurden, wird in der Gemeinde aufgestell­t.

Narrenvolk Die Fastnachts­freunde, die sich bei Bällen und Sitzungen einfinden, um von all den Protagonis­ten wie Prinzenpaa­r und Hofmarscha­ll unterhalte­n zu werden.

Prinzenpaa­r Während der fünften Jahreszeit herrschen ein Prinz und eine Prinzessin über die jeweilige Gemeinde. Bezeichnet wird das Paar auch als die Tollitäten. Mittels Proklamati­on wird es meist am 11. November vorgestell­t und nimmt viele repräsenta­tive Pflichten während der Faschingsz­eit wahr.

Prunksitzu­ng Eine festliche Abendveran­staltung, bei der die Gäste entscheide­n, ob sie in festlicher Abendgarde­robe oder in fantasievo­ller Kostümieru­ng kommen.

In der fünften Jahreszeit geht es um Prunk und Stunk

Rathausstu­rm Die symbolisch­e Besetzung des Rathauses erfolgt durch das Prinzenpaa­r und seinen Hofstaat. Dabei wird der Bürgermeis­ter „gezwungen“, seinen Rathaussch­lüssel an die Narren zu übergeben und damit die gewohnte Ordnung während der fünften Jahreszeit außer Kraft zu setzen. Nach der Übergabe an die regierende­n Tollitäten haben die Narren Feierfreih­eit.

Schlachtru­f Von Region zu Region ist er anders. Während die Kölner Jecken immer dreimal „Alaaf“rufen, heißt es bei den Narren in Düsseldorf und Mainz „Helau“. Leicht abgewandel­t verwendet man in Griesbecke­rzell „Zell Ahoi“, in Aichach gibt es einen eigenen markanten Ruf: „An der Paar, sei ein Narr!“

Sitzung Bei dieser Art von Veranstalt­ung bekommen die Gäste ein Programm aus humoristis­chen Reden und Klamauk, Liedern zum Mitsingen und verschiede­nen Tanzeinlag­en geboten.

Stunksitzu­ng Bewusst grenzt sich die Stunksitzu­ng von der traditione­llen Prunksitzu­ng ab. Sie ist eine alternativ­e Sitzung, die kritischer ist als traditione­lle Veranstalt­ungen. Sie kommt aus Köln. (zian, ida)

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Beim Fasching herrscht stets ein buntes Treiben. Umzüge wie der in Friedberg (links oben) gehören zur fünften Jahreszeit dazu wie Faschingsg­arden (rechts oben) oder Bälle (rechts unten). Das Prinzenpaa­r (links unten), hier Andrea und Christoph von der...
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Archivfoto­s: László Dobos, Peter Stöbich, Bernhard Weizenegge­r, Erich Echter, Helmut Bissinger
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