Was das Friedberger Wappen erzählt
Der Geschichte der Herzogstadt kommt man bei einer neuen Stadtführung auf die Spur
Wenn Markus Voigt sich mit seiner Besucherschar auf eine Zeitreise durch Friedberg begibt, wandelt er auch selbst auf einem Pfad zurück in seine Kindheit. Schon mit fünf Jahren war der Stadtführer, der mittlerweile auf 24 Jahre Berufserfahrung zurückgreifen kann, fasziniert von Flaggen. Zur Fußball-WM 1974 saß er am Küchentisch und malte sämtliche der Teilnehmerländer ab. Sein Kindheitshobby teilt er heute mit wissbegierigen Friedbergern in der neuen Stadtführung „Friedberger Wappen und Flaggen“, die am Samstag ihre Premiere hatte.
Das Friedberger Stadtwappen sieht für das ungeübte Auge aus wie ein Haufen grüner Trauben, in dem rechts und links zwei weiße Cocktailspieße und in der Mitte ein rotes Kreuz stecken. Stadtführer Markus Voigt fiel es am Samstag nicht schwer, diesen offensichtlichen Irrtum auszuräumen.
Die Besucher mussten dafür keine weiten Wege auf sich nehmen. Markus Voigt führte sie in und rund um das Rathaus. Mithilfe eines Schildes, gebastelt vom neunjährigen Sohn Claudius, erklärte er den Besuchern zunächst, warum ab Ende des elften Jahrhunderts Wappen geführt wurden. Sie dienten als Erkennungsmerkmal. War der Ritter einmal in seiner Rüstung verFlaggen schwunden, war äußerlich nicht mehr zu erkennen, wer Freund und Feind war. Im 14. Jahrhundert führte dann auch Friedberg ein Wappen, ein Hinweis darauf, dass die Stadt in Gefechte verwickelt war. „Die Schilde der Kämpfer zierte das Friedberger Wappen. Es ist ein sogenanntes redendes Wappen, das seinen Namen selbst erklärt“, sagt Markus Voigt.
Auf ihm sind natürlich keine Trauben und Cocktailspieße abgebildet. Bei den Weintrauben handelt es sich eigentlich um einen Berg mit sechs Hügeln, der auf die Lage am Lechrain hindeutet und auf den Namensbestandteil Berg im Namen Friedberg.
Der erste Teil des Namens „Fried“spiegelt sich im roten Kreuz, einem Symbol für Frieden, wider. Dieses lässt sich jedoch auch als Marktkreuz deuten, ein Zeichen für das Marktrecht, das die Stadt besaß. Hinter den Cocktailspießen verstecken sich weiße Lilien, die als Sinnbild für Gnade und Gerechtigkeit stehen. Der blaue Hintergrund ist auf die Zugehörigkeit zum Herzogtum Bayern zurückzuführen.
Besucher Helmut Radloff wohnt noch kein Jahr in Friedberg. „Die kostenlosen Führungen sind ein tolles Angebot der Stadt“, sagt der 65-Jährige. „Wenn man weiß, was hinter den Dingen steckt, betrachtet man die Stadt mit anderen Augen.“
Markus Voigt ist glücklich über das Interesse seiner Besucher: „Bei den Stadtführungen, die ich bisher hatte, habe ich gemerkt, dass ich den Aspekt zu Wappen und Flaggen immer sehr ausschmücke und dass es für eine normale Führung eigentlich zu viel ist.“Deshalb wurde das Thema zu einem eigenständigen Programmpunkt. Auch wenn auf der kleinen Tour im und rund ums Rathaus schon viel zu lernen ist, will der 49-Jährige die Route zukünftig anders gestalten. „Eine spannende Geschichte ließe sich auch zum Wappen am ehemaligen Schulgebäude am Eisenberg erzählen, nur leider ist das Gebäude momentan eingerüstet. Am Tor des Friedberger Schlosses prangt außerdem das Wappen des Kurfürstentums Bayern, das in Zukunft auch wieder zugänglich sein wird.“