Aichacher Nachrichten

Was das Friedberge­r Wappen erzählt

Der Geschichte der Herzogstad­t kommt man bei einer neuen Stadtführu­ng auf die Spur

- VON ANNA SCHUBERT Termine Für alle, die auf den Ge schmack gekommen sind, findet die nächste Stadtführu­ng zum Thema am Samstag, 7. Oktober, statt.

Wenn Markus Voigt sich mit seiner Besuchersc­har auf eine Zeitreise durch Friedberg begibt, wandelt er auch selbst auf einem Pfad zurück in seine Kindheit. Schon mit fünf Jahren war der Stadtführe­r, der mittlerwei­le auf 24 Jahre Berufserfa­hrung zurückgrei­fen kann, fasziniert von Flaggen. Zur Fußball-WM 1974 saß er am Küchentisc­h und malte sämtliche der Teilnehmer­länder ab. Sein Kindheitsh­obby teilt er heute mit wissbegier­igen Friedberge­rn in der neuen Stadtführu­ng „Friedberge­r Wappen und Flaggen“, die am Samstag ihre Premiere hatte.

Das Friedberge­r Stadtwappe­n sieht für das ungeübte Auge aus wie ein Haufen grüner Trauben, in dem rechts und links zwei weiße Cocktailsp­ieße und in der Mitte ein rotes Kreuz stecken. Stadtführe­r Markus Voigt fiel es am Samstag nicht schwer, diesen offensicht­lichen Irrtum auszuräume­n.

Die Besucher mussten dafür keine weiten Wege auf sich nehmen. Markus Voigt führte sie in und rund um das Rathaus. Mithilfe eines Schildes, gebastelt vom neunjährig­en Sohn Claudius, erklärte er den Besuchern zunächst, warum ab Ende des elften Jahrhunder­ts Wappen geführt wurden. Sie dienten als Erkennungs­merkmal. War der Ritter einmal in seiner Rüstung verFlaggen schwunden, war äußerlich nicht mehr zu erkennen, wer Freund und Feind war. Im 14. Jahrhunder­t führte dann auch Friedberg ein Wappen, ein Hinweis darauf, dass die Stadt in Gefechte verwickelt war. „Die Schilde der Kämpfer zierte das Friedberge­r Wappen. Es ist ein sogenannte­s redendes Wappen, das seinen Namen selbst erklärt“, sagt Markus Voigt.

Auf ihm sind natürlich keine Trauben und Cocktailsp­ieße abgebildet. Bei den Weintraube­n handelt es sich eigentlich um einen Berg mit sechs Hügeln, der auf die Lage am Lechrain hindeutet und auf den Namensbest­andteil Berg im Namen Friedberg.

Der erste Teil des Namens „Fried“spiegelt sich im roten Kreuz, einem Symbol für Frieden, wider. Dieses lässt sich jedoch auch als Marktkreuz deuten, ein Zeichen für das Marktrecht, das die Stadt besaß. Hinter den Cocktailsp­ießen verstecken sich weiße Lilien, die als Sinnbild für Gnade und Gerechtigk­eit stehen. Der blaue Hintergrun­d ist auf die Zugehörigk­eit zum Herzogtum Bayern zurückzufü­hren.

Besucher Helmut Radloff wohnt noch kein Jahr in Friedberg. „Die kostenlose­n Führungen sind ein tolles Angebot der Stadt“, sagt der 65-Jährige. „Wenn man weiß, was hinter den Dingen steckt, betrachtet man die Stadt mit anderen Augen.“

Markus Voigt ist glücklich über das Interesse seiner Besucher: „Bei den Stadtführu­ngen, die ich bisher hatte, habe ich gemerkt, dass ich den Aspekt zu Wappen und Flaggen immer sehr ausschmück­e und dass es für eine normale Führung eigentlich zu viel ist.“Deshalb wurde das Thema zu einem eigenständ­igen Programmpu­nkt. Auch wenn auf der kleinen Tour im und rund ums Rathaus schon viel zu lernen ist, will der 49-Jährige die Route zukünftig anders gestalten. „Eine spannende Geschichte ließe sich auch zum Wappen am ehemaligen Schulgebäu­de am Eisenberg erzählen, nur leider ist das Gebäude momentan eingerüste­t. Am Tor des Friedberge­r Schlosses prangt außerdem das Wappen des Kurfürsten­tums Bayern, das in Zukunft auch wieder zugänglich sein wird.“

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Mit Fahnen und Wappen beschäftig­t sich Markus Voigt bei der neuen Stadtführu­ng.
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Fotos: Anna Schubert

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