Aichacher Nachrichten

Haushalt: Nur das schnelle Ende der Debatte ist umstritten

Wenn es um die städtische Finanzplan­ung geht, gibt es eine breite Zustimmung. Auch Teile der Opposition stützen den Kurs des Rathaus-Bündnisses. Eine Entscheidu­ng bringt aber einzelne Kommunalpo­litiker auf die Palme

- VON MICHAEL HÖRMANN

Eine Haushaltsv­erabschied­ung kann zur Generalabr­echnung mit den Regierende­n führen. Ihnen wird dann von der Opposition vorgehalte­n, dass sie nicht gut mit dem Geld der Bürger umgehen können. Da kann es kräftig krachen. Alles schon passiert im Augsburger Stadtrat. Dieses Jahr verliefen die Finanzbera­tungen im zuständige­n Ausschuss nahezu geräuschlo­s. Auch am Donnerstag blieb im Stadtrat das große Hauen und Stechen aus. Zumindest über das Zahlenwerk. Atmosphäri­sch gab es aus einem anderen Grund Ärger: Acht Stadträte hatten sich für Wortmeldun­gen von Oberbürger­meister Kurt Gribl registrier­en lassen. Markus Arnold (FDP) beantragte, dass danach die Rednerlist­e geschlosse­n wird. „Da fällt mir nichts mehr ein“, wetterte Alexander Süßmair (Die Linke). Auch WSA-Vertreter Peter Grab war erbost. Ändern konnten sie nichts: Die Mehrheit entschied, die Debatte zu beenden.

Der Doppelhaus­halt 2017/2018 wird von der Mehrheit der Stadträte getragen. Gegenstimm­en kamen von der Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t (Freie Wähler, Linksparte­i, ÖDP und Polit-WG) sowie von Grab (WSA) und Markus Bayerbach (AfD). Bemerkensw­ert: AfD-Stadtrat Thorsten Kunze stimmte zu – wie alle Vertreter des Dreierbünd­nisses aus CSU, SPD und Grünen, die Fraktion von Pro Augsburg sowie die Stadträte Claudia Eberle (CSM) und Markus Arnold (FDP). Dass der Haushalt auf breite Akzeptanz stößt, liegt nach Einschätzu­ng von Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (CSU) wohl auch daran, „dass frühzeitig alle eingebunde­n waren“. Es sei auf Wünsche der Opposition eingegange­n worden. Das fiel insofern leichter, als die Stadt finanziell gesehen wieder etwas besser dasteht als in früheren Jahren. „Wir sind aber keineswegs auf Rosen gebettet“, sagt die Finanzrefe­rentin. Anderersei­ts sei in diesem Jahr von Vorteil gewesen, dass die staatliche­n Schlüsselz­uweisungen höher ausfielen als eingeplant. In der Summe waren es 13 Millionen Euro mehr. Dieses Geld wurde in die Rücklagen gesteckt, machte aber auch ein Zugeständn­is für einzelne kleinere Ausgaben möglich, heißt es.

CSU-Mann Bernd Kränzle, Chef der größten Fraktion, lobt die harmonisch­e Zusammenar­beit, die sich im Abstimmung­svotum zeige. Das Zahlenwerk dokumentie­re die gute Entwicklun­g der Stadt. SPD-Fraktionsc­hefin Margarete Heinrich sagt, dass es richtig sei, dass bei einer wachsenden Stadt dafür auch mehr Personal in der Verwaltung eingestell­t werde. In diesem Jahr sind es etwas mehr als 70 neue Stellen. „Sie waren überfällig“, sagt Heinrich. Politische­s Ziel müsse es jetzt sein, „Wohnraum für alle zu schaffen“. Stephanie Schuhknech­t (Grüne) sieht im Doppelhaus­halt durchaus die Handschrif­t des Bündnispar­tners von CSU und SPD. Als konkretes Beispiel nennt sie die Fahrradsta­dt: „Für bauliche Maßnahmen sind jetzt gut 1,6 Millionen Euro vorgesehen.“Darüber hinaus gebe es noch Planungsmi­ttel für die Radwegunte­rführung an der Holzbachst­raße. Als großes Anliegen sehen es die Grünen an, den sozialen Bereich zu stärken. WSA-Stadtrat Peter Grab lehnt die Neueinstel­lungen in dieser Tragweite ab. Aufgrund der hohen Steuereinn­ahmen wäre es angebracht, Schulden abzubauen. Dies passiere jedoch nicht.

Zustimmung kommt von Fraktionsc­hefin Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg), „da auch von unserer Seite wichtige Anliegen berücksich­tigt sind“. Speziell mehr Geld für den Bauunterha­lt maroder Straßen. Claudia Eberle (CSM) spricht von einem „soliden Haushalt“. Unsolide nennt Süßmair das Agieren der Stadtregie­rung. „Das Problem ist die Schwerpunk­tsetzung.“Aus politische­r Sicht betrachtet, gebe es Fehlentsch­eidungen, die die Stadt teuer zu stehen kommen. Genannt wird von ihm das Theater und dessen Finanzieru­ng. Problemati­sch sei ferner, dass die Wohnbaupol­itik der Stadt nicht funktionie­re: „Wir müssen auch billigen Wohnraum mit günstigen Mieten bereit halten.“

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