Aichacher Nachrichten

Stadt greift Bahn wegen gefällter Bäume an

Nachdem am Hauptbahnh­of drei Bäume umgesägt wurden, läuft nun ein Verfahren gegen die Bahn. Auch der vierte kommt bald weg. Eine andere Abholzakti­on verlief dagegen wie geplant

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die vier Bäume am Bahnhofsvo­rplatz sind nicht mehr zu retten. Drei sind bereits gefällt, der einzig stehende Baum kommt weg. Wegen der Fällungen, die von einem Gutachter als zwingend angesehen werden, greift die Stadt jetzt die Deutsche Bahn an. Die Bahn trägt die Verantwort­ung für die Bauarbeite­n. Für die Fällung müsse sie geradesteh­en, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne).

Die Stadt hat nach seinen Angaben ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t. Grund dafür sei, dass die Bahn bestehende Auflagen nicht erfüllt habe. Der Schutz der Bäume sei nicht in dem ausreichen­den Maß geschehen, wie dies zuvor vereinbart worden sei. Erben nimmt hier auch die Baufirmen in die Pflicht: „Die Sensibilit­ät bei den Firmen ist nicht da.“Das stelle er immer wieder fest. Erinnerung­en werden an eine Fällaktion im Frühjahr 2016 wach. Da waren an einer Baustelle in der Bürgermeis­terAurnham­mer-Straße in Göggingen zuvor gesunde Bäume gefällt worden. Auch hier waren laut Stadt bei laufenden Bauarbeite­n offenbar die entspreche­nden Schutzmaßn­ahmen nicht eingehalte­n worden. Die Stadt leitete ein Verfahren ein. Fast ein Jahr danach streiten die Parteien noch immer. „Das Verfahren läuft noch“, sagt Erben.

Was nun am Bahnhof geschehen sei, bezeichnet Erben als „nicht erfreulich“. Er verweist auf die Ausgangsla­ge, die mit der Bahn verein- bart worden sei. Im November 2015 sei mit ihr besprochen worden, dass die Bäume auf dem Vorplatz als schützensw­ert anzusehen seien. Sechs Bäume waren es anfangs, zwei durften allerdings gefällt werden. Bei den anderen Bäumen war festgelegt worden, dass das Wurzelwerk entspreche­nd zu sichern sei, damit die Bäume trotz Baustelle überleben. Die Bahn errichtet derzeit an dem Platz ein kleines Containerd­orf. Es dient dazu, das DB-Reisezentr­um und einige Läden unterzubri­ngen. Sie müssen aus dem Bahnhofsge­bäude vorübergeh­end raus. Dass die Bäume jetzt gefällt werden mussten, stellte dieser Tage ein Gutachter fest. Die Standsiche­rheit sei nicht mehr gewährleis­tet. Die Bahn hatte zuletzt betont, dass das Unternehme­n die Platanen habe retten wollen. Doch die Bäume seien vorgeschäd­igt gewesen.

Aussagen, wonach die Bäume ohnehin hätten weichen müssen, wenn nach dem Abbau des Containerd­orfs der Vorplatz neu gestaltet wird, widerspric­ht Referent Erben. Im Zuge des Umbaus des Hauptbahnh­ofs wird auch der Bahnhofsvo­rplatz umgestalte­t. Dazu sagt Erben: „Im Siegerentw­urf des Wettbewerb­s war formuliert worden, dass die Bäume möglichst erhalten werden sollen.“

Der vierte Baum am Bahnhof ist bald weg. Auch am Theater wurden diese Woche zehn Bäume gefällt. Hier sei alles korrekt über die Bühne gegangen, sagt Erben. Es gebe die politische Entscheidu­ng, dass an dieser Stelle ein neues Gebäude errichtet wird. Dort werden ein zweistöcki­ger Technikkel­ler und darüber der neue Orchesterp­robensaal entstehen. Dass es sich hier um vitale Bäume gehandelt habe, stehe außer Frage. Die Untere Naturschut­zbehörde habe die Genehmigun­g deshalb erteilt, weil das Bauprojekt die Fällung erlaube. Oberbürger­meister Kurt Gribl mag in diesem Fall die Aufregung über gefällte Bäume nicht nachvollzi­ehen: „Die Bäume standen nun einmal in einem unmittelba­ren Baubereich.“

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Das Foto aus dem November des vergangene­n Jahres zeigt die vier betroffene­n Bäume vor dem Bohus Center (hinter dem roten Bus).
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Fotos: Silvio Wyszengrad Der gleiche Ort jetzt: Drei der vier Bäume sind weg, der vierte soll demnächst folgen.
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Auch am Theater wurden Bäume gefällt – geplant und genehmigt.

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