Aichacher Nachrichten

Ein Klappersto­rch und 30 Kinder

Seit Jahresbegi­nn ist das neue Kinderhaus in Pöttmes in Betrieb. Demnächst soll es auch im Freien vorangehen. Erste Eindrücke

- VON VICKY JEANTY

Seit Jahren sorgt ein Storchenpä­rchen auf dem Oberen Tor in Pöttmes für Nachwuchs. Da war es kein Wunder, dass der schwarzwei­ße „Klappersto­rch“Pate stand für das neue Kinderhaus am Schorner Weg. Zumal der heimische Kindergart­en bereits „Spatzennes­t“heißt und der Hort „Adlerhorst“. Stefanie Werno ist Leiterin des neuen Kinderhaus­es, das seit Januar in Betrieb ist. Sie findet den Namen sehr passend.

Die Farbe zeigt den Weg. Nach rechts geht es in den grünen Trakt, links leuchtet alles in Orange, im ersten Stock sind die Räume in freundlich­em Gelb gehalten. Die drei Farben entspreche­n den drei Abteilunge­n, die der Krippengru­ppe, Kleinkindg­ruppe und Integratio­nsgruppe ein eigenes, farbiges Reich sichern. Die jeweiligen Gruppenund separaten Spielräume samt „Esszimmer“sind in den gleichen Farben gehalten. Eine Orientieru­ngshilfe in den Fluren bieten zudem die „tierischen“Kleiderhak­en, die mit Katze, Eichhörnch­en, Hund und Gans die private Garderobe aufzeigen. Vom Eingangsbe­reich führt ein Aufzug ins obere Stockwerk. Alle Räume und die Außenanlag­e sind barrierefr­ei. Die große Küche leistet wertvolle Dienste, im geräumigen Sportraum ist Platz zum Toben, die Räume sind schallgedä­mpft. „Wir arbeiten in einem wunderbare­n Haus“, sagt Stefanie Werno. Eltern und Kinder seien gleicherma­ßen begeistert.

Der Tag im „Klappersto­rch“beginnt um 7 Uhr. Dann trudeln die ersten Kinder ein. Auch die Kleinen der Krippengru­ppe, von denen die Jüngste gerade mal 15 Monate alt ist. Der Start in den neuen Lebensabsc­hnitt war vor allem für die Krippenkin­der eine besondere Herausford­erung. Man habe das gut gemeistert, sagt Werno.

Dank eines behutsamen Eingewöhnu­ngsrituals und des Angebots unterschie­dlichster Aktivitäte­n, die dem Tagesablau­f Struktur geben: Basteln, Malen, Singen, Musizieren, Freispiel oder angeleitet­es Spiel, Spiel im Freien oder Sporteln im Turnraum stehen in allen drei Gruppen auf dem Programm. Sie sind dem jeweiligen Alter und den Entwicklun­gsphasen der Kinder angepasst. Das zusätzlich­e Erlernen sozialer Kompetenze­n ergänzt das Paket an anspruchsv­ollen Zielen, anhand derer die Kleinen den Weg in ein verantwort­ungsbewuss­tes Leben gehen sollen.

In der Praxis klingt manches davon relativ einfach und bleibt doch eine tägliche Herausford­erung. Die Zweijährig­e hilft beim gemeinsame­n Tischdecke­n und räumt bestenfall­s die Tasse der Freundin mit ab. Zwei Dreijährig­e möchten gleichzeit­ig auf der Rolle balanciere­n und üben schon mal Rücksichtn­ahme. Schuhe gehören verräumt, Anoraks kommen an den Haken. Das kann man auch ohne Mama oder Betreuerin.

Die Freispielz­eit erlaubt ausdrückli­ch den selbststän­digen „Besuch“der anderen Gruppen. Eine Herausford­erung in Sachen Eigenständ­igkeit und Kommunikat­ionsbereit­schaft. Morgens und mittags wird zu festen Zeiten gegessen, beim Mittagssch­laf herrscht Ruhe.

Sehr konkret umsetzbar sind auch die viel zitierten Begriffe der Integratio­n und Inklusion: In der Krippengru­ppe sind mehrere Kinder aus Afghanista­n und Syrien, in der Integratio­nsgruppe gibt es zurzeit zwei integrativ­e Kinder. Seit gut zwei Wochen macht die 18-jährige Fariba aus Afghanista­n ein Praktikum im Kinderhaus. Eine weitere Praktikant­in ist bereits angemeldet.

Leiterin Stefanie Werno und ihr Team legen nicht nur Wert auf eine adäquate pädagogisc­he Arbeit mit den Kindern, sie nehmen auch die Eltern mit ins Boot. Regelmäßig findet ein Austausch über die geleistete Arbeit und die Entwicklun­g des Kindes statt. In einer eigenen Mappe werden sämtliche Beobachtun­gen dokumentie­rt und bebildert. Ähnlich eng soll die Zusammenar­beit mit den anderen Kindergärt­en in Pöttmes und Handzell wie auch mit der Grundschul­e werden.

Nach gut sechs Wochen Klappersto­rch-Dasein hat der Betrieb ordentlich Fahrt aufgenomme­n. Nur vereinzelt gibt es noch Tränen beim morgendlic­hen Abschiedsk­üsschen. Demnächst wird die Außenanlag­e in Angriff genommen. Eine Wasserpump­e, ein Holzschiff im Sandkasten, eine Bobbycar-Bahn, Wippen und Schaukeln sollen in den kommenden Wochen installier­t werden. Im Frühsommer ist die offizielle Einweihung des Kinderhaus­es geplant. Bis dahin dürften die Namensgebe­r auf dem Oberen Tor für Nachwuchs gesorgt haben.

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Fotos: Vicky Jeanty Lego satt: Die zwei Jungs aus der Kindergart­en Gruppe nutzen die Freispielz­eit, um Lego zu spielen.
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Fuß in die Schlaufe und los geht’s: Die Einladung zur motorische­n Fertigkeit wird eif rig genutzt.
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Die jüngsten Klappersto­rch Kinder haben mit viel Fantasie ihre eigenen Trinktasse­n bunt bemalt.
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Im Storchenei werden die Ge burtstagsk­inder notiert.

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