Aichacher Nachrichten

Ein Männerstof­f, den Frauen mögen

Münchner Modedesign-Studenten haben sich im Augsburger Textilmuse­um ausgefalle­ne Muster weben lassen. Ihre neuen Outfits für junge Menschen sind bei einer Schau mit internatio­nalem Publikum zu sehen

- VON EVA MARIA KNAB

Diese Stoffe gibt es nur einmal: Sie haben Muster, die moderne Industriet­echnik zeigen, etwa riesige Maschinen in Aktion oder winzige elektronis­che Leiterplat­ten. Es sind Stoffe, die dem modernen jungen Mann gefallen sollen. Aber auch seine Freundin soll sie tragen können. Im Augsburger Textilmuse­um (tim) wurden diese sehr speziellen Gewebe für einen besonderen Anlass hergestell­t. Modedesign-Studenten in München haben daraus eine Kollektion entwickelt. Sie wird am 8. März auf dem Laufsteg zu sehen sein.

Das Karussell der Mode dreht sich schnell. Neue Ideen sind ständig gefragt – auch auf der „Munich Creative Business Week“. Sie ist ein Treffpunkt für Kreative und Designer aus aller Welt in München. Firmenvert­reter halten dort Ausschau nach jungen Talenten und interessan­ten Trends. Beides ist an einer der renommiert­en Münchner Modeschule­n zu finden, der privaten Mediadesig­n Hochschule MD.H.

Wie würde es beispielsw­eise aussehen, wenn man eine Herrenkoll­ektion entwirft und sie auch für Frauen interpreti­ert? Diese Aufgabe hatten Studenten der MD.H in einem Praxisproj­ekt für die Münchner Kreativen-Woche zu lösen. Keine einfache Sache – auch nicht, wenn man zwei Jahre Modedesign­Studium hinter sich hat. Deshalb hatten die Studenten mehrere Profis an ihrer Seite. Einer von ihnen ist Professor Arnold Gevers. Er hat früher mit John Galliano in Paris gearbeitet, einem der schillernd­sten Stars der internatio­nalen Modeszene.

Eine weitere profession­elle Ratgeberin der Studenten war die Münchner Designerin Doris Hartwich. Sie hat seit 1986 ein eigenes Label und entwirft exklusive Herrenmode, die auch bekannte Leute wie Sänger Peter Maffay gerne tragen. Hartwichs Entwürfe und ihre Handschrif­t als Modeschöpf­erin sollten die Studenten inspiriere­n. Die Nachwuchs-Designer sollten dann auf dieser Grundlage mit eigenen Kreationen den (imaginären) „Hartwich Sohn“und dessen Freundin einkleiden.

Für das Modeprojek­t hat Professor Gevers auch noch einen Partner aus Augsburg ins Boot geholt: das staatliche Textil- und Industriem­useum (tim). Denn Gevers war sofort begeistert von dem Angebot, für seine Studenten eine Webmaschin­e im tim in Gang zu setzen. Diese sollte Stoffe mit ganz neuen Mustern her- stellen. Zwei Studentinn­en hatten die Muster zuvor selbst entworfen. „Es ist unglaublic­h spannend für einen Modedesign­er, einen eigenen Stoff zu machen“, sagt Gevers, „ich hatte in meiner berufliche­n Laufbahn solche Gelegenhei­ten nur sehr selten.“Was ihn besonders freut: Der Stoff wurde in Jacquard-Technik gefertigt. Sie gilt als eine der schwierigs­ten Techniken in der Weberei.

Fast drei Wochen dauerte das Tüfteln und Testen an einer modernen Dornier und Greifer Webmaschin­e in Augsburg. „In eine solche Spezialanf­ertigung muss man sich richtig hineinarbe­iten“, sagt Arthur Geh, der technische Leiter im tim. Es sei nicht ganz einfach, eine grafische Musterzeic­hnung in ein textiles Muster umzusetzen, das fortlaufen­d gewebt wird, sagt er. „Auch das Gewebe selbst muss halten, denn das Kleidungss­tück soll später angenehm zu tragen sein.“

Das Team im tim hat allerdings Erfahrung mit der Anfertigun­g von Spezialsto­ffen. Die Museumsmit­ar- webten schon für eine Designer-Kollektion, die auf der Berliner Fashion Week zu sehen war. Sie fertigten auch den Stoff für die ersten Jeans der Augsburger Modemarke Manomama von Unternehme­rin Sina Trinkwalde­r.

Die Münchner Studentinn­en Martyna Meyr und Lisa Wagner sind nun überrascht, wie ähnlich das Webmuster ihren Zeichnunge­n ist. „Wir sind auf den Geschmack gekommen, Textildesi­gn zu machen“, sagen sie. Zusammen mit ihren Mitbeiter studenten haben sie aus über 50 Meter Stoff eine komplette Kollektion für junge, selbstbewu­sste Männer und Frauen gefertigt, angefangen bei Oberteilen und Westen über Blazer, Hosen und Capes bis hin zu Mänteln. „Es ist ein Dialog zwischen männlichem Stoff und weiblicher Form“, beschreibt Gevers das Ergebnis.

Derzeit bekommen die Kreationen den letzten Feinschlif­f. Die Anspannung der Nachwuchsd­esigner vor der großen Modenschau am 8. März steigt. Wird es ein Erfolg? Martyna Meyr und Lisa Wagner hoffen es. Eines wissen sie schon jetzt: Es sind Stücke aus einem einzigarti­gen Stoff, die sie geschaffen haben.

Am Mittwoch, 8. März, zeigen Absolvente­n und Studenten den MD.H Catwalk 2017 in München in der Whitebox, Atelierstr­aße 18. Es gibt zwei Durchläufe der Schau, die um 19 Uhr und um 21 Uhr starten. Karten sind an der Abendkasse zu haben oder unter: mdhcatwalk­2017.cortex tickets.de.

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Foto: Ecki Diehl Martyna Meyr und Lisa Wagner (von links) sind Modedesign Studenten. Sie haben die Muster der neuen Stoffe aus Augsburg entworfen und zusammen mit weiteren Studen ten eine neue Kollektion angefertig­t. Anfang März ist das Ergebnis in München auf dem...
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Foto: Robert Allmann Arthur Geh und sein Team im Augsburger Textilmuse­um haben das Projekt mit Spe zialwebere­i unterstütz­t.

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