Aichacher Nachrichten

Endspurt für das Friedberge­r Schloss

In gut einem Jahr ist die Sanierung fertig. Sie war lange umstritten und wird teurer als geplant. Dafür entsteht ein Schmuckkäs­tchen mit Museum, Café und Konzertsaa­l, das einen Besuch wert ist

- VON UTE KROGULL

In gut einem Jahr ist die Sanierung des Wittelsbac­her Schlosses in Friedberg fertig. Sie war erst lange umstritten und wird teurer als geplant. Dafür entsteht ein Schmuckkäs­tchen mit Museum, Café und Konzertsaa­l, das einen Besuch wert sein wird.

Bei den derzeitige­n Immobilien­preisen sieht es nach einem Schnäppche­n aus – aber nur auf den ersten Blick: Für 125 000 Euro kaufte die Stadt Friedberg 2007 das Wittelsbac­her Schloss dem Freistaat Bayern ab. Doch die wahren Kosten stellten sich erst nach und nach heraus. 20 Millionen Euro beträgt das Budget für die Sanierung. Und obwohl die Kosten für die Bauarbeite­n im Plan liegen, wird das Geld nicht reichen.

Denn die Stadträte hatten noch so einige Sonderwüns­che. Diese hängen teils mit der 2020 in Friedberg geplanten Landesauss­tellung zusammen. Abgesehen davon aber reichen sie vom Eichenbode­n über einen begehbaren Turm bis hin zu öffentlich­em WLAN. Insgesamt summieren sich die Zusatzkost­en auf bislang 740000 Euro.

Im Moment ist in etwa Halbzeit auf der größten Baustelle der Stadt. Klar ist aber schon: Wenn das Schloss im Frühling oder Sommer nächsten Jahres eröffnet, wird es ein Schmuckkäs­tchen sein, das ein Anziehungs­punkt für die ganze Region ist. Beliebt auch bei Augsburger­n ist das Schloss als Veranstalt­ungsort,

Auch ein Kinderspie­lplatz ist geplant

egal ob Klassik oder Jazz. Weil gerade der Schlosshof dafür eine besondere Atmosphäre bietet, kam schon der Wunsch auf, diesen zu überdachen, wurde aber dann wieder verworfen. Dafür ist jetzt eine Illuminati­on mit Bodenstrah­lern geplant.

Im Inneren entsteht neben mehreren kleineren Veranstalt­ungsräumen ein großer Veranstalt­ungs- und Konzertsaa­l mit 350 Plätzen. Die Nutzung ist allerdings stark eingeschrä­nkt. Denn die Schlosssan­ierung war lange umstritten.

Es gab im Vorfeld außer Diskussion­en über die Kosten einen Bürgerents­cheid. Außerdem klagten Anwohner gegen die Baugenehmi­gung, weil sie Verkehr und Lärm befürchtet­en. Ergebnis: Veranstalt­ungen sind nur an 165 Tagen im Jahr erlaubt; die Auflagen hoch. Die Stadt, die auf Einnahmen durch Vermietung­en, etwa für Hochzeiten hoffte, hat damit ein Finanzieru­ngsproblem.

Herz des Schlosses aber ist das das gerade sein Dasein in einem Depot fristet. Die Leiterin Alice Arnold-Becker arbeitet an einem zeitgemäße­n Konzept, ähnlich dem des Fugger-und-Welser-Erlebnismu­seums in Augsburg.

Abgesehen von einem geschichtl­ichen Überblick und Sonderauss­tellungen werden die Uhrmacher im Mittelpunk­t stehen, für die Friedberg jahrhunder­tlang berühmt war. Es werden nicht nur Glanzstück­e der Zunft ausgestell­t, sondern Besucher können auch einen Film anschauen, eine Werkstatt in Augenschei­n nehmen und selber eine Uhr zusammenba­uen – allerdings aus Plastik statt aus Silber.

Damit lässt sich dann gleich messen, wie lange Gäste für die Besteigung des Turms brauchen, von dem aus man von oben herab auf Augs- burg hinunterbl­icken kann – schließlic­h war das Schloss ursprüngli­ch eine wehrhafte Burg an der Grenze Altbayerns zur Reichsstad­t.

Von so viel Kultur und Bewegung können sich Besucher im Café erholen – im Sommer auf der Terrasse, ebenfalls mit Augsburg-Blick. Im Moment haben allerdings die Handwerker das Sagen in dem über 750 Jahre alten Gemäuer. Das Dach ist renoviert und neu gedeckt, die Putzarbeit­en sind fertig, Heizung und Lüftung eingebaut.

Nun läuft der Innenausba­u. Die Arkaden im Hof bekommen im Frühling eine Verglasung und der Veranstalt­ungssaal seinen Eichenbode­n. Kurz vor Weihnachte­n soll alles soweit fertig sein, dass das Museum wieder einziehen kann. ParalMuseu­m, lel werden die Arbeiten in die Endphase gehen, im Frühling 2018 wird als Letztes die Brücke gepflaster­t. 2020 soll das Schloss dann bei der bayerische­n Landesauss­tellung, welche den Wittelsbac­hern gewidmet ist, weithin im Land bekannt werden.

Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann hat für das Umfeld noch weitere Pläne, so für den Schlosspar­k. Dort wurde bereits der Teich neu angelegt, dem Bürgermeis­ter schwebt außerdem ein schöner Kinderspie­lplatz vor.

Und damit die Besucher von Friedbergs künftigem Schmuckstü­ck nicht so weit laufen müssen, würde Eichmann auf dem Gelände eines früheren Getränkema­rkts in der Nähe gern eine Parkgarage bauen. »Kommentar

 ?? Foto: Ute Krogull ?? Derzeit läuft im Friedberge­r Schloss der Innenausba­u. Der Veranstalt­ungssaal bekommt einen Eichenbode­n. Ende des Jahres sollen die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen sein. Dann kann das Museum wieder einziehen.
Foto: Ute Krogull Derzeit läuft im Friedberge­r Schloss der Innenausba­u. Der Veranstalt­ungssaal bekommt einen Eichenbode­n. Ende des Jahres sollen die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen sein. Dann kann das Museum wieder einziehen.

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