Aichacher Nachrichten

Die Verunsiche­rung der Urlauber hält an

Terror hat die Reiseström­e verändert. Die Stimmung auf der ITB in Berlin dürfte erneut gedämpft sein

- VON PHILIPP LAAGE

Das Jahr 2016 war für Urlauber turbulent. Angesichts zahlreiche­r Anschläge in Europa und einem versuchten Putsch in der Türkei fiel die Reiseentsc­heidung oft schwer. Viele mieden die Türkei, dafür boomten andere Mittelmeer­länder wie Spanien und Griechenla­nd. Auch Städtereis­eziele wie Paris und Brüssel litten unter Terror. Große Verunsiche­rung war die Folge. Vor der Internatio­nalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin, die am 8. März beginnt, spricht vieles dafür, dass auch 2017 unruhig sein dürfte.

David Ruetz ist Leiter der ITB und spricht angesichts der globalen Unsicherhe­it von einer „neuen Realität“, die sich freilich auch irgendwie zu einer neuen Normalität entwickele. Die Zeiten seien chaotisch – und sie werden es wohl auch noch einige Zeit bleiben. Das Kongresspr­ogramm der ITB befasst sich nicht von ungefähr auch bei dieser Messe erneut mit dem Thema Sicherheit und Ängste.

Die ITB ist die größte Urlaubsmes­se der Welt und wichtiges Branchentr­effen. „Die Sicherheit wird eine Rolle spielen, aber es wird nicht das alleinbest­immende Thema sein“, glaubt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverba­nds (DRV), und stützt damit die These vom Gewöhnungs­effekt, auf die in Fachkreise­n große Hoffnungen gesetzt werden. Tatsächlic­h ist es so, dass die Reiselust vor allem der Deutschen nach wie vor ungebroche­n ist. Allerdings haben sich die Ziele geändert. Wohin die Reise geht, ist in diesem Jahr noch nicht ausgemacht.

Viele Blicke richten sich auf die Türkei. Immerhin noch 3,76 Millionen Urlauber aus Deutschlan­d reisten 2016 (bis November) in das Land – 1,7 Millionen weniger jedoch als im Vorjahresz­eitraum. Der Terror und auch das Gebaren von Präsident Erdogan haben viele Menschen abgeschrec­kt. Tourismusf­orscher Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmsha­ven sagt: „Die große Frage ist jetzt: War das nur ein kurzfristi­ger Einbruch oder hält die Flaute an?“Für eine definitive Antwort ist es noch zu früh, noch sind nicht alle Sommerbuch­ungen unter Dach und Die Internatio­nale Tourismusb­örse ist weltweit die führende Urlaubs messe. Start ist am 8. März aus schließlic­h für Fachbesuch­er. Für private Besucher öffnet sich die Mes se unter dem Berliner Funkturm am 11. und 12. März von 10 bis 18 Uhr. Das Ticket kostet vor Ort 15 Euro, online 12 Euro. Alles wissens werte unter www.itb berlin.de Fach. Laut Zahlen des Veranstalt­ers DER Touristik von Ende Januar hält die Flaute in der Türkei aber an: Die Buchungen seien erneut im Minus, sagt René Herzog, CEO für den Bereich Zentraleur­opa.

Badeziele in Spanien mit den Balearen und Kanaren sowie Griechenla­nd dürften auch dieses Jahr wieder richtig voll werden. „Griechenla­nd brummt bislang“, sagt Schäfer. Bei den Krisenländ­ern Tunesien und Ägypten ist die Lage hingegen unterschie­dlich. Auch Tunesien dürfte 2017 wieder nur wenige Gäste anlocken. Für Ägypten jedoch beobachtet die Reisebranc­he einen gewissen Aufschwung. „Das Land wird wieder stärker gebucht“, bestätigt Torsten Schäfer.

Auch Fernreisen bleiben beliebt. Der DRV rechnet mit steigender Nachfrage. Das Partnerlan­d der ITB ist in diesem Jahr Botsuana – als erstes Land im südlichen Afrika überhaupt. Es bietet wunderbare­n, aber nicht gerade günstigen SafariTour­ismus. Der Höhepunkt: das Okavango-Delta. Offen ist noch, wie sich die USA-Buchungen nach dem Amtsantrit­t von Präsident Donald Trump entwickeln. Der Einreisest­opp für Menschen aus sieben mehrheitli­ch muslimisch­en Staaten hat viele verschreck­t und empört. „Das erfüllt uns mit Sorge“, sagt DRV-Mann Schäfer.

Ungetrübte Urlaubswel­ten bietet aktuell vor allem die Kreuzfahrt, die immer mehr Reisende anlockt. „Das Wachstum setzt sich weiter fort“, sagt Schäfer. Auch die Flusskreuz­fahrt dürfte 2017 laut DRV eine gute Saison erleben. Nicht zuletzt werden sich die deutschen Reiseziele – ob Städte oder ländliche Regionen – in aller Breite auf der ITB präsentier­en. Auch wenn nach dem Anschlag von Berlin selbst in heimischen Gefilden das Thema Sicherheit eine neue Dimension bekommen hat. (dpa)

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