Aichacher Nachrichten

Brutaler Angriff auf FCA Fans

Am Rande des Bundesliga­spiels in Darmstadt attackiere­n Gewalttäte­r eine kleine Reisegrupp­e aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Auslöser ist vermutlich ein Fanschal

- VON JOHANNES GRAF

Als Andreas S. mit Martin W. und Stefan R. Richtung Darmstädte­r Innenstadt läuft, freuen sich die drei Kumpels auf einen gemütliche­n Samstagabe­nd. In einer Kneipe wollen sie etwas trinken gehen. S. und W. sind Anhänger des FC Augsburg, im Stadion haben sie den 2:1-Erfolg gegen Darmstadt 98 miterlebt. R., von Beruf Unternehme­nsberater, weilte während des Spiels bei einem Freund. Er ist kein Fußballfan, erkundete stattdesse­n mit einem Kleinflugz­eug den Luftraum über Darmstadt. S. will noch schnell im Hotel sein FCA-Trikot und seinen FCA-Schal ablegen. Gelegenhei­t dazu bekommt er jedoch nicht mehr.

Eine Gruppe Männer, zwischen sechs und acht, allesamt dunkel gekleidet, läuft an S. und seinen Begleitern vorbei. Die drei Freunde aus dem Landkreis Aichach-Friedberg werden beschimpft und beleidigt, reagieren aber nicht. Plötzlich trifft R. ein Fußtritt im Rücken. Er dreht sich um, da wird er von einem brutalen Faustschla­g im Gesicht niedergest­reckt. Der Gewalttäte­r fordert ihn auf, sich zu wehren. „Er hat immer geschrien: ,Kämpft!‘“, erzählt S. Ihm wird der Augsburger Schal vom Hals gerissen. Sein Versuch, seinen verletzten Kumpel R. mit dem eigenen Körper zu schützen, scheitert. Ein zweiter Angreifer schaltet sich ein, ein weiterer Schlag trifft R. im Gesicht. Die Nase bricht, Blut spritzt, außerdem wird der 38-Jährige am Auge getroffen. Erst dann lassen die Angreifer von ihren Opfern ab.

Die Brutalität schockiert S. „Ich bin perplex“, sagt der Bahnangest­ellte. Er besitzt eine Dauerkarte im Stehblock der Augsburger Arena, seinen Lieblingsk­lub hat er schon zu Auswärtsbe­gegnungen in Hamburg, Dortmund oder Leverkusen begleitet. Angegriffe­n wurde er indes noch nie. S. ärgert sich, wie viel Zeit vergeht, ehe die gerufene Polizei erscheint. Rund 15 Minuten dauert das. Während er und seine Freunde auf Hilfe warten, fahren Busse mit Fußballfan­s an ihnen vorbei – eskortiert von der Polizei.

Statt am Sonntag mit dem Zug nach Hause zu fahren, bleiben S. und W. in Darmstadt. Sie stehen ihrem Freund bei, der im Klinikum ärztlich versorgt wird. R. ist gezeichnet. Mehrfach ist die Nase gebrochen, sein rechtes Auge ist geschwolle­n, sein Sehvermöge­n stark eingeschrä­nkt. Noch ist ungewiss, ob R. wieder zu hundert Prozent sehen kann. Nicht nur physisch ist er angeschlag­en. „Das nimmt einen natürlich mit“, bekennt er. Als Unbeteilig­ter so brutal niedergesc­hlagen zu werden, hinterläss­t ihn ratlos. Am Montag reisen die drei zurück, ein Freund holt sie mit dem Auto ab.

Die Polizei ermittelt wegen schwerer gefährlich­er Körperverl­etzung und Raubes, teilt Sprecher Sebastian Trapmann auf Nachfrage mit. Nach Informatio­nen unserer Zeitung werden bereits kurz nach der Tat Verdächtig­e von Zivilstrei­fen aufgegriff­en. Ob bis zum Eintreffen der Polizei unverhältn­ismäßig viel Zeit verging, darüber will Trapmann nicht urteilen. Ziel sei es, schnellstm­öglich vor Ort zu sein. Womöglich hätten die Kollegen zu diesem Zeitpunkt andere Baustellen gehabt, fügt Trapmann hinzu.

Der Überfall in Darmstadt reiht sich ein in die jüngst besorgnise­rregenden Entwicklun­gen. Dortmunder bewarfen Leipziger Fans mit Steinen und Feuerwerks­körpern, am Wochenende schlugen sich gewaltbere­ite Randaliere­r am Rande des Spiels zwischen Frankfurt und Berlin.

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Symbolfoto: Kaya Gewalttäte­r attackiert­en FCA Fans in Darmstadt (Szene gestellt).

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