A8: Hohes Tempo schuld an mehr Verletzten?
Im vergangenen Jahr gab es deutlich mehr Unfallopfer. Die Polizei will die Entwicklung im Blick behalten: Wird ein Tempolimit zum Thema? Ansonsten gibt es in der Region eine gute Nachricht zu vermelden
Bei Unfällen auf der Autobahn im Raum Augsburg sind im vergangenen Jahr 349 Menschen verletzt worden. Das ist im Vergleich zu 2015 eine Steigerung um mehr als 50 Prozent. „Wir wissen noch nicht, woran es liegt“, sagt Ralf Bührle, im Polizeipräsidium zuständig für den Bereich Verkehr. Denn die Zahl der Unfälle auf dem etwa 45 Kilometer langen Abschnitt zwischen Zusmarshausen und Adelzhausen ist im Vergleich zu den Vorjahren kaum gestiegen (892 Unfälle in 2016). Möglicherweise, so Bührle, sei ein höheres gefahrenes Tempo eine Ursache. „2016 war das erste Jahr, in dem die A 8 in unserem Bereich durchgängig dreispurig befahrbar war“, sagt Bührle. „Wir werden das im Auge behalten.“Sollte sich der Trend fortsetzen, werde ein Tempolimit zu diskutieren sein, kündigt die Polizei an.
In der Region (Stadt Augsburg sowie Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg) ist die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr leicht
Die Zahl der Todesopfer ging 2016 zurück
gestiegen, wobei es mit 19 Toten einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (24) gegeben hat (weitere Zahlen zu den Kreisen siehe Grafik). Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord (dazu zählen auch noch die Landkreise Dillingen und Donau-Ries) gab es mit 30 Toten so wenig Opfer wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. „Das ist eine positive Entwicklung, aber wir haben eine Steigerung bei den Verletzten. Mitunter ist es Glück, wie ein Unfall letztlich ausgeht“, sagt Polizei-Vizepräsident Norbert Zink.
Insofern sei Entwarnung das falsche Signal. „Fast jede zweite Stunde wird ein Mensch verletzt, etwa jeden zwölften Tag ein Mensch getötet“, so Zink. Hauptursache sei nach wie vor Raserei. Insgesamt ist die Zahl der von der Polizei registrierten Unfälle in der Region leicht gestiegen (im Raum Augsburg insgesamt rund 20000), allerdings ist auch die Zahl der zugelassenen Autos gestiegen.
Kopfzerbrechen macht der Polizei, dass die Zahl der Gurtmuffel steigt. Bei acht Prozent der Unfälle wurde kein Gurt getragen, sechs der 17 getöteten Autofahrer trugen keinen Sicherheitsgurt. Kritischer scheinen die Bürger hingegen Alkohol am Steuer zu sehen. „Wir haben das Gefühl, dass sich die Einstellung verbessert, wobei es immer noch eine kleine hochriskante Gruppe gibt“, so Bührle. Man verzeichne aber einen leichten Rückgang bei Fahrern, die bei Kontrollen alkoholisiert aus dem Verkehr gezogen werden. 361 Unfälle mit Alkohol am gab es im vergangenen Jahr – vor acht Jahren waren es noch über 100 Unfälle mehr.
Bei den Unfallursachen spielt hingegen nach Vermutungen der Polizei das Handy eine zunehmende Rolle. Beweisen lässt sich das nicht, wenn es keine Zeugen gibt, die einen Unfallbeteiligten am Smartphone gesehen haben. „Aber wir vermuten, dass Ablenkung durchs Smartphone bei vielen Unfällen eine Rolle spielt“, so Bührle. Die Polizei hat vergangenes Jahr elf Prozent mehr Ordnungswidrigkeiten mit Handy-Bezug festgestellt als noch 2015. Allerdings wurde im vergangenen Jahr auch intensiver diesbezüglich kontrolliert. Man hoffe, dass künftig auch die Benutzung von Navis oder Tablets während der Fahrt verboten werde, so Bührle.
Ein zunehmendes Thema sind auch Senioren im Straßenverkehr. Die Zahl der Unfallbeteiligten über 65 Jahre stieg vergangenes Jahr um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2015. Dies liegt an der demografischen Entwicklung. Die Verkehrswacht, die mit der Polizei zusammenarbeitet, bietet Kurse für Senioren an, etwa Fahrtrainings oder auch ParSteuer cours, in denen das Bewegen mit einem Rollator geübt wird. Senioren, so Bührle, seien als Unfallverursacher keine auffällige Gruppe. „Sie sind eher Opfer bei Verkehrsunfällen. Sie stellen sich eher auf ihre Defizite ein und verzichten etwa bei Dunkelheit auf Autofahrten.“Allerdings sind Fehler beim Abbiegen bei unfallverursachenden Senioren häufiger als in der Gesamtbevölkerung, was laut Polizei daran liegt, dass sie in komplizierten Situationen eher die Übersicht verlieren. Tempoverstöße seien als Unfallursache hingegen seltener. »Bayern