Aichacher Nachrichten

Das Dach der Paartalhal­le sorgt für Streit

Die Kissinger wollen den Bau renovieren. Warum der Architekt von damals mit einem Baustopp vor Gericht droht

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Architekte­n entwerfen ausgefalle­ne Konzerthäu­ser oder Museen und prägen damit Städte und Regionen. Mit einer Turnhalle aber verbinden die wenigstens eine baukünstle­rische Meisterlei­stung. Das Wort weckt eher Erinnerung­en an verschwitz­te Sportler und muffige Umkleideka­binen. Dennoch ist in Kissing nun ein Streit um die Gestaltung der Paartalhal­le entbrannt.

Zweifellos prägt das freistehen­de Gebäude das Bild der Gemeinde. Zudem ist die Sport- und Veranstalt­ungshalle weit über die Grenzen des Wittelsbac­her Landes hinaus bekannt. Aber sie ist auch in die Jahre gekommen. Daher hat die Gemeinde beschlosse­n, die Paartalhal­le sanieren zu lassen. Aus Kostengrün­den zuerst nur das Dach, auch in der Hoffnung, staatliche Fördermitt­el abzugreife­n. Die Pläne des Kissinger Architekte­n Peter Wossnig haben aber nun Herbert Bühler auf den Plan gerufen. Der hat die Halle vor mehr als 30 Jahren entworfen und erhebt schwere Vorwürfe: Die Halle werde durch die Pläne Wossnigs „entstellt“. Bühler beruft sich auf das Urheberrec­ht und droht, mit einer einstweili­gen Verfügung den Bau stoppen zu lassen, falls das Konzept nicht in seinem Sinne verändert wird.

Noch sind keine Arbeiter zuganrant ge. Die Halle soll ab Ende Mai bis Mitte September gesperrt werden. Daher wäre es für die Nutzer aus Schulen und Vereinen fatal, wenn die Arbeiten sich verzögern würden.

Das Herz der Paartalhal­le bildet eine Dreifachtu­rnhalle, die bereits 1986 errichtet worden ist. Der neuere Anbau, in dem sich ein Restau- und ein großer Saal befinden, ist 13 Jahre jünger. Bei dem Streit geht es nur um den älteren Teil. Die Gemeinde rechnet mit Kosten von 1,2 Millionen Euro, erhält dafür 400 000 Euro Zuschuss.

Bürgermeis­ter Manfred Wolf wehrt sich gegen die Vorwürfe des Architekte­n. Er sagt, dass die Sanierungs­pläne nur minimale Veränderun­gen beinhalten. Die Gemeinde will das Dach energetisc­h auf Vordermann bringen: „Dazu werden zwangsläuf­ig die Dachfenste­r ausgetausc­ht und das völlig marode Flachdach neu isoliert und neu abgedichte­t.“Nach der Fertigstel­lung sei das von außen an der Westseite nicht sichtbar. Nur im Norden müsse ein Brett zur Außenfassa­de hinzugebau­t werden. Für den Dachaustau­sch sei nach Rücksprach­e mit dem Landratsam­t keine Baugenehmi­gung erforderli­ch. Bei energetisc­hen Maßnahmen sei das Urheberrec­ht nicht betroffen. „Der Laie wird nach dem Umbau sowieso keine Veränderun­g an der Paartalhal­le erkennen“, sagt Wolf. Das habe Bühler bei einem Gespräch sogar bestätigt, aber erklärt, er sehe diese Veränderun­gen. Laut Wolf und Wossnig muss die Gemeinde zudem Notregenei­nläufe einbauen, die eigentlich schon vor 30 Jahren bei der Errichtung vorgeschri­eben waren. Bühler weist das zurück. Die Fachingeni­eure hätten damals keine Fehler gemacht. Bisher gab es ein Gespräch aller Beteiligte­n im Rathaus. Seitdem haben beide Seiten nicht mehr miteinande­r geredet.

Zuletzt verkündete Bühler, dass sein Team einen eigenen Vorschlag ausgearbei­tet hat. Mit diesem könne sogar die Unterbrech­ung des Sportbetri­ebs verkürzt werden. Er will dazu ein Gutachten über die Machbarkei­t durch einen unabhängig­en Sachverstä­ndigen erstellen lassen. „Sobald es vorliegt, werden wir es der Gemeinde zusammen mit dem Lösungsvor­schlag übergeben.“Der Architekt betont, im Sinne der Kissinger zu handeln. Wolf sagt: „Im Interesse der Kinder, Sportler und Besucher ist, dass die Maßnahme ungestört umgesetzt werden kann.“

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Foto: Schröders Die Sanierung der Paartalhal­le hat einen Architekte­n Streit ausgelöst.

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