Das Dach der Paartalhalle sorgt für Streit
Die Kissinger wollen den Bau renovieren. Warum der Architekt von damals mit einem Baustopp vor Gericht droht
Architekten entwerfen ausgefallene Konzerthäuser oder Museen und prägen damit Städte und Regionen. Mit einer Turnhalle aber verbinden die wenigstens eine baukünstlerische Meisterleistung. Das Wort weckt eher Erinnerungen an verschwitzte Sportler und muffige Umkleidekabinen. Dennoch ist in Kissing nun ein Streit um die Gestaltung der Paartalhalle entbrannt.
Zweifellos prägt das freistehende Gebäude das Bild der Gemeinde. Zudem ist die Sport- und Veranstaltungshalle weit über die Grenzen des Wittelsbacher Landes hinaus bekannt. Aber sie ist auch in die Jahre gekommen. Daher hat die Gemeinde beschlossen, die Paartalhalle sanieren zu lassen. Aus Kostengründen zuerst nur das Dach, auch in der Hoffnung, staatliche Fördermittel abzugreifen. Die Pläne des Kissinger Architekten Peter Wossnig haben aber nun Herbert Bühler auf den Plan gerufen. Der hat die Halle vor mehr als 30 Jahren entworfen und erhebt schwere Vorwürfe: Die Halle werde durch die Pläne Wossnigs „entstellt“. Bühler beruft sich auf das Urheberrecht und droht, mit einer einstweiligen Verfügung den Bau stoppen zu lassen, falls das Konzept nicht in seinem Sinne verändert wird.
Noch sind keine Arbeiter zuganrant ge. Die Halle soll ab Ende Mai bis Mitte September gesperrt werden. Daher wäre es für die Nutzer aus Schulen und Vereinen fatal, wenn die Arbeiten sich verzögern würden.
Das Herz der Paartalhalle bildet eine Dreifachturnhalle, die bereits 1986 errichtet worden ist. Der neuere Anbau, in dem sich ein Restau- und ein großer Saal befinden, ist 13 Jahre jünger. Bei dem Streit geht es nur um den älteren Teil. Die Gemeinde rechnet mit Kosten von 1,2 Millionen Euro, erhält dafür 400 000 Euro Zuschuss.
Bürgermeister Manfred Wolf wehrt sich gegen die Vorwürfe des Architekten. Er sagt, dass die Sanierungspläne nur minimale Veränderungen beinhalten. Die Gemeinde will das Dach energetisch auf Vordermann bringen: „Dazu werden zwangsläufig die Dachfenster ausgetauscht und das völlig marode Flachdach neu isoliert und neu abgedichtet.“Nach der Fertigstellung sei das von außen an der Westseite nicht sichtbar. Nur im Norden müsse ein Brett zur Außenfassade hinzugebaut werden. Für den Dachaustausch sei nach Rücksprache mit dem Landratsamt keine Baugenehmigung erforderlich. Bei energetischen Maßnahmen sei das Urheberrecht nicht betroffen. „Der Laie wird nach dem Umbau sowieso keine Veränderung an der Paartalhalle erkennen“, sagt Wolf. Das habe Bühler bei einem Gespräch sogar bestätigt, aber erklärt, er sehe diese Veränderungen. Laut Wolf und Wossnig muss die Gemeinde zudem Notregeneinläufe einbauen, die eigentlich schon vor 30 Jahren bei der Errichtung vorgeschrieben waren. Bühler weist das zurück. Die Fachingenieure hätten damals keine Fehler gemacht. Bisher gab es ein Gespräch aller Beteiligten im Rathaus. Seitdem haben beide Seiten nicht mehr miteinander geredet.
Zuletzt verkündete Bühler, dass sein Team einen eigenen Vorschlag ausgearbeitet hat. Mit diesem könne sogar die Unterbrechung des Sportbetriebs verkürzt werden. Er will dazu ein Gutachten über die Machbarkeit durch einen unabhängigen Sachverständigen erstellen lassen. „Sobald es vorliegt, werden wir es der Gemeinde zusammen mit dem Lösungsvorschlag übergeben.“Der Architekt betont, im Sinne der Kissinger zu handeln. Wolf sagt: „Im Interesse der Kinder, Sportler und Besucher ist, dass die Maßnahme ungestört umgesetzt werden kann.“