„Toni Erdmann hätte den Oscar verdient“
Augsburger Kinobetreiber und Filmkenner über Gewinner und Verlierer der Verleihung
Er ist der begehrteste Filmpreis der Welt, der Oscar. Wie immer gab es auch bei der 89. Verleihung Gewinner und Verlierer. Zu Letzteren gehört Maren Ades Film „Toni Erdmann“, dem man vor allem in Deutschland die begehrte Trophäe gewünscht hatte.
„Dass er als bester fremdsprachiger Film nicht gewonnen hat, ist schade, aber wir freuen uns über den Oscar für den iranischen Film ,The Salesman‘“, sagt Wolfgang Schick vom Kinodreieck Thalia, Mephisto und Savoy. Der Streifen über ein Paar aus Teheran laufe dort wieder ab Donnerstag. Schick hat sich die Nacht auf Montag um die Ohren geschlagen und die Übertragung im Fernsehen verfolgt. Die Panne bei der Bekanntgabe des besten Films sieht er gelassen. Wo Menschen arbeiten, passiere so was eben. Dass es bei einer derart durchchoreografierten Veranstaltung geschehen könne, verwundert ihn aber. „Ich dachte schon an Fake News.“Bekanntlich wurde kurzfristig „La La Land“als bester Film genannt, bis die Laudatoren den Fehler bemerkten und Moonlight kürten. Dass der, ein Drama unter Schwarzen, ab 9. März auf jeden Fall bei ihnen laufe, ist jedoch eine Tatsache, sagt Kinomann Schick.
Erwin Schletterer, der viele Jahre die Kurzfilmtage veranstaltete und regelmäßig die Berlinale besucht, wird sich diesen Oscar-gekürten Film auf jeden Fall anschauen. Er hat viel über Moonlight gelesen, epd-Film hat der Geschichte von Berry Jenkins die höchste Wertung gegeben. „Das passiert selten“, weiß Schletterer. Trotzdem hat er sich über die Entscheidung, „The Salesman“dem deutschen Beitrag von Maren Ade vorzuziehen, geärgert. „Toni Erdmann hätte den Oscar verdient, das war eine politische Entscheidung, die mit Trump zu tun hat“, ist sich der Filmkenner sicher. Eines ist für ihn auch klar: „Die Oscars bilden nicht das Weltkino ab, es ist eine Inszenierung, die in diesem Jahr vor allem durch die Panne lustig wurde.“Pech attestiert auch Tom Dittrich vom Kino Liliom den Deutschen bei der Vergabe für den besten fremdsprachigen Film. Allerdings ist für ihn auch „The Salesman“ein sehr starker Film, doch auch er vermutet eine politische Entscheidung.
Susanne Schubert, Chefin des Cinemaxx, freut sich vor allem über den Preisregen für „La La Land“, der für 14 Kategorien nominiert war und sechs Trophäen bekam, darunter die für die beste Regie. „Wenn man antritt, will man auch gewinnen“, sagt sie über Toni Erdmann, trotzdem müsse man sich klarmachen, dass allein eine Nominierung für diesen Preis eine Auszeichnung sei. Ob „Moonlight“auch im Multiplex anläuft, werde kommende Woche entschieden. »Kultur, Seite 21