Aichacher Nachrichten

An der Wiege der Schwarzen Kunst

Fünf Jahre dauerte es, bis die Ausstellun­g „Augsburg macht Druck“realisiert wurde. Erstmals werden die Anfänge, die bis in Gutenbergs Todesjahr zurückreic­hen, gewürdigt

- VON ALOIS KNOLLER

Die Idee wurde vor fünf Jahren von Unibibliot­hekar Günter Hägele und Melanie Thierbach, Leiterin des Diözesanmu­seums, bei der 1000-JahrFeier des Klosters St. Ulrich und Afra geboren: Augsburg sollte einmal seinen Schatz an ganz frühen Druckwerke­n präsentier­en. Zumal Augsburg in Deutschlan­d an der Wiege des Buchdrucks stand. Schon 1468, im Todesjahr von Johannes Gutenberg, erschien hier das erste gedruckte Buch. Doch es bedurfte langwierig­er Vorbereitu­ngen, bis nun, am 9. März, die Ausstellun­g „Augsburg macht Druck“im Diözesanmu­seum eröffnen wird.

Das Haus hinter dem Dom bietet zurzeit eine der wenigen Möglichkei­ten in Augsburg, die kostbaren Unikate in klimatisie­rten Räumen mit abgeregelt­er Lichtstärk­e auszustell­en. Als Diözesanmu­seum stellt es zugleich den passenden Rahmen für die überwiegen­d geistliche Literatur, die aus Augsburger Druckerpre­ssen in die spätmittel­alterliche Welt ging. An örtlichen Beständen mangelt es wahrlich nicht: Allein die Staats- und Stadtbibli­othek verfügt über 2797 Inkunabeln, also ganz alte Drucke. Das lateinisch­e incunabulu­m bedeutet „Wiege“und weist auf die Entstehung dieser Bücher in frühester Kindheit des Druckens hin.

Allerdings erlebte die „Stabi“gerade in diesen Jahren einen erhebliche­n Einschnitt: Als ihr Direktor Helmut Gier im Sommer 2012 in den Ruhestand trat, wollten Kommunalpo­litiker die kostspieli­ge Institutio­n möglichst loswerden. Ende 2012 ging sie an den Freistaat über, ihr neuer, von der Generaldir­ektion der Bayerische­n Staatsbibl­iothek ernannte Direktor Reinhard Laube musste sich erst vor Ort einarbeite­n, ehe er sich dem Ausstellun­gsprojekt zuwandte. Dass seit Anfang 2017 schon wieder ein Neuer, Karl-Georg Pfändtner, im Amt ist, ergab keine Verzögerun­g mehr. „Ich kenne ihn seit langem“, sagt Günter Hägele über den Stabi-Direktor.

In zweierlei Hinsicht zeichnet sich die Druckersta­dt Augsburg aus: Hier spezialisi­erte man sich auf die deutsche Sprache. Während anderswo 15 bis 20 Prozent der Bücher auf Deutsch gedruckt wurden, machte in Augsburg ihr Anteil 60 Prozent aus. Vor allem auch deutsche Bibelausga­ben kamen aus der Fuggerstad­t: Sieben von zwölf oberdeutsc­hen Bibelübers­etzungen stammen aus Augsburg. Außerdem lief religiöse Erbauungsl­iteratur in der Volkssprac­he von hiesigen Pressen. Und in Augsburg produziert­e man sehr viele illustrier­te Drucke. Der Holzschnit­t blühte mit der Schwarzen Kunst zugleich auf. Schon Günther Zainer, der erste Augsburger Drucker, setzte ab 1473/74 Holzschnit­te ins Schriftbil­d ein. „Dies explodiert­e dann förmlich, Illustrati­onen waren ein verkaufsfö­rderndes Element“, erklärt Günter Hägele.

Ins Diözesanmu­seum passt die Drucker-Ausstellun­g auch deshalb, weil ein Bischof den Buchdruck in Augsburg etablierte: Kardinal Petrus von Schaumberg holte Günther Zainer aus Straßburg nach Augsburg. Später folgte der auf liturgisch­e Drucke spezialisi­erte Erhard Ratdolt. Bis zu Luthers 95 Thesen war übrigens ein Auftrag sehr rentabel: der Druck von Ablasszett­eln.

„Augsburg macht Druck“im Diözesanmu­seum St. Afra, Kornhaus gasse 3 5, läuft von 10. März bis 18. Juni. Es erscheint ein großer Katalog.

 ?? Foto: Princeton University Library ?? Früheste bekannte Abbildung eines Druckbetri­ebs aus dem Band „Danse Macabre“, Lyon, bei Matthias Huss gedruckt 1499/1500.
Foto: Princeton University Library Früheste bekannte Abbildung eines Druckbetri­ebs aus dem Band „Danse Macabre“, Lyon, bei Matthias Huss gedruckt 1499/1500.

Newspapers in German

Newspapers from Germany