Stallpflicht sorgt für Stress bei Zoovögeln
Zwar hat sich noch keiner der wertvollen Exoten mit Vogelgrippe angesteckt. Doch die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen bekommen nicht allen Tieren. Vier sind bereits gestorben
Die Gefahr der Vogelgrippe ist noch nicht gebannt. Im Augsburger Zoo müssen viele Vögel sicherheitshalber im Stall bleiben, und das schon seit Monaten. „Für Tiere, die sonst im Freien leben, bedeutet das viel Stress“, sagt Zookurator Thomas Lipp. Und der Stress hat Folgen: Bislang gab es vier Todesfälle.
Eine Einschleppung des aggressiven Virus wäre fatal. Ende vergangenen Jahres mussten einige deutsche Zoos vorübergehend schließen, weil es dort Fälle von Vogelgrippe gab. Der Augsburger Zoo hat einen vergleichsweise großen Vogelbestand. Dort werden 150 Arten aus aller Welt mit knapp 700 Einzeltieren gehalten.
In Absprache mit der städtischen Amtstierärztin seien alle nötigen Vorkehrungen getroffen worden, sagt Lipp. Im Prinzip gelten im Zoo dieselben Sicherheitsvorkehrungen und Hygienevorschriften zur Vogelgrippe wie für Geflügelhalter. Das vor allem, dass viele Vögel von den Freigehegen in den Stall müssen.
Die gute Nachricht ist für Lipp, dass die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen erfolgreich sind. Bislang hat sich kein Tier mit dem H5N8-Virus angesteckt. Trotzdem haben die Vorkehrungen gegen die Vogelgrippe unerwünschte Folgen. Bislang seien zwei Löffelenten und zwei Krickenten an den Folgen von Stress gestorben, der auf die Stallpflicht zurückzuführen sei, sagt der Kurator. Die Enten seien geschwächt gewesen und hätten sich deshalb mit Rotlauf-Erregern infiziert. An dieser Krankheit seien sie eingegangen. Lipp zufolge halten sich die Todesfälle aber noch in Grenzen. In einigen anderen Tiergärten seien die Verluste höher.
Im Zoo hofft man nun, dass die bayernweite Stallpflicht für Nutzgeflügel und bestimmte Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen bald ein Ende hat. Das Virus gilt als wärmeempfindlich. Deshalb kann es schnell verschwinden, wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen. Die städtische Amtstierärztin Dr. Felicitas Allmann kann allerdings noch keine Entwarnung geben. „Die Aufstallungspflicht für Geflügel in Bayern gilt leider nach wie vor“, sagt sie auf Anfrage. Eine Aufhebung der Stallpflicht in Augsburg sei erst dann möglich, wenn das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine entsprechende Weisung erteile. Doch danach sieht es in der nächsten Zeit nicht aus.
Fachleute des Friedrich-LoefflerInstituts (FLI) sehen weiterhin große Ansteckungsgefahren. Sie teilten Mitte Februar mit: Wegen der aktuellen Verbreitung des H5N8-Virus bei Wildvögeln in 26 europäischen Staaten und in derzeit 15 betroffenen Bundesländern Deutschlands sei nach wie vor von einem hohen Infektionsrisiko in Nutzgeflügelhaltungen und Vogelbeständen in zoologischen Einrichtungen durch Kontakte mit Wildvögeln auszugebedeutet hen. Zoobesucher in Augsburg müssen sich deshalb noch gedulden, bis sie wieder alle Vögel in den Freigehegen sehen können. Lipp zufolge muss die begehbare Voliere mit Watvögeln und vielen anderen Arten solange geschlossen bleiben, bis die Stallpflicht in Bayern aufgehoben wird.
Für die Straußenvögel gilt ebenfalls weiterhin Stallpflicht. Andere Volieren wurden abgedeckt, um einen Kontakt zu Wildvögeln zu verhindern, etwa bei den Sichlern und Bartkäuzen. Einige Exoten haben ohnehin spezielle Ställe, in denen sie überwintern. Einige Arten fallen auch nicht unter die Vorschriften für die Stallpflicht und dürfen draußen bleiben, etwa die Pinguine.
Wenn die Pelikane im Zoo derzeit noch immer im Winterstall bleiben, liegt das nicht an der Gefahr durch Vogelgrippe. Vielmehr sitzen einige noch auf Eiern. Auch ein bereits ausgebrüteter Jungvogel soll noch wachsen, bis sie wieder ins Freie dürfen, sagt Kurator Lipp. Die Flamingos durften hingegen wieder aus dem Winterquartier. Sie waten seit etwa einer Woche wieder durch ihre Teiche.