Die ganze Familie leidet mit
Seit 20 Jahren holt der Verein „Kennen und Verstehen“psychische Erkrankungen aus der Tabu-Ecke. Eine siebenteilige Veranstaltungsreihe zum Jubiläum rückt die Angehörigen in den Fokus. Festabend zum Auftakt
Ist ein Familienmitglied krank, leiden alle mit. Umso mehr, wenn eine psychische Erkrankung das Familienleben belastet. Aber, darüber spricht man nicht. Es ist immer noch ein Tabuthema. Ist ein Erwachsener krank, wird oft bagatellisiert, ist es ein Kind, heißt es „das wird sich schon wieder geben“. Den Leidensdruck mindert das allerdings nicht. Der Verein „Kennen und Verstehen“hat daher die Psychiatrietage unter das Thema „Familie und psychische Krisen“gestellt. In sieben Veranstaltungen wird das Problem aus allen Blickwinkeln betrachtet.
Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe mit einem Festabend am Freitag, 17. März im Pfarrzentrum St. Jakob, Friedberg, an dem der Verein „Kennen und Verstehen“auch sein 20-jähriges Bestehen feiert. Gegründet wurde er auf Initiative der inzwischen verstorbenen Friedberger Stadt- und Bezirksrätin Margit mit den Zielen, die sozialpsychiatrische Versorgung im Landkreis zu verbessern und mit Aufklärung und Information das Verständnis für psychisch Kranke in der Bevölkerung zu fördern.
In der Vorstandschaft arbeiten bis heute Fachleute, interessierte Laien und Politiker zusammen, um den Zielen des Vereins gerecht zu werden. Den Festvortrag zum Thema „40 Jahre Psychiatrieentwicklung und 20 Jahre Kennen und Verstehen“hält Professor Michael von Cranach, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie aus München. Daneben gibt es wieder einen Infomarkt und ein Büffet, das die Tagesstätten aus Mering und Aichach anrichten.
Bis zum Ende der Psychiatrietage am 30. März ist in der Fachoberschule in Friedberg eine Ausstellung zum Thema „KinderSprechStunde“zu sehen. Mit Bildern und Texten erzählen Kinder von psychisch kranken Eltern von ihren Ängsten, Hoffnungen und Wünschen. Konzipiert wurde die Wanderausstellung vom bayerischen Gesundheitsministerium, dem bayerischen Zentrum für Prävention und dem Bezirkskrankenhaus Augsburg.
Drei Vorträge mit Diskussion und praktischen Beispielen laden zum Zuhören und zur aktiven Teilnahme ein. Die Themen sind „Kraft einteilen – Hoffnung bewahren“für Angehörige, „Kinder aus suchtbelasteten Familien“, „Verhaltensauffällig – oder sinnvolle Anpassung an schwierige Situationen?!“und „Psychische Grenzerfahrungen in Familien Möglichkeiten und Grenzen der systemischen Beratung“. Am MittBlaha woch, 22. März, wird ins CineplexKino Aichach eingeladen. Nach dem Film „Silver Linings“darf wieder diskutiert werden. Zu sämtlichen Veranstaltungen ist der Eintritt frei, alle Interessierten sind willkommen.
Im Vorstand des Vereins „Kennen und Verstehen“hat es eine Änderung gegeben.
Der neue Vorsitzende ist Fritz Schwarzbäcker. Der 64-jährige Friedberger hat sein ganzes Berufsleben mit Problemen von Suchtkranken zu tun. Heute ist er Geschäftsführer der Kompass Drogenhilfe. Schwarzbäcker hat das Amt übernommen, weil er der Überzeugung ist, dass die Sozialpsychiatrie nicht nur professionell ablaufen kann: „Es geht nur zusammen mit den Betroffenen, den Angehörigen und Ehrenamtlichen.“