Markus Maria Profitlich ist schwer im Stress
Der Fernsehstar und Profi-Komiker aus dem Kölner Raum setzt sich in Aichach lustvoll mit der Volkskrankheit Stress auseinander
Ein volles Bild: Schwergewicht Markus Maria Profitlich ruhte als „liegender Elefant auf dem Sofa“im heimischen Heizungskeller, neben sich einen Kasten Bier, der ihm bei seiner Yoga-Position auf die Sprünge helfen soll. Im Lauf des Abends häuften sich die aberwitzigen Beispiele, deren einziges Anliegen es war, der Volkskrankheit Stress auf den Leib zu rücken.
Profitlich bezog dabei im Aichacher Pfarrzentrum seine beachtliche Leibesfülle gekonnt und kokett in die Anti-Stress-Rezepturen ein. Letztendlich sollten sie vielleicht beredtes Beispiel dafür sein, welche andersgearteten Ausmaße den Menschen erwarten, der dem Stress erfolgreich aus dem Weg gegangen ist.
„Kein Stress, kein Stress“, beschwichtigte Profitlich den Eingangsapplaus, der dem angekündigten „Mozart unter den Komikern“galt. Mit seiner Beschwörungsformel beleuchtete der bei Köln beheimatete Comedian die Untiefen unseres stressigen Alltags, der den Single genauso trifft wie das Pärchen, weil die Kinder wegen ihrer Eltern und die Eltern wegen ihrer Kinder leiden. Profitlich machte auch den Stress zum Thema, der den Autofahrer auf der Autobahn ins Lenkrad beißen lässt, wenn der notorische Mittelspurfahrer als „fleischgewordener Tempomat“trotz Lichthupe stoisch Tempo 90 beibehält. Im Fokus: die Schweizer Automobilisten. „Die werden nicht geblitzt, die werden gemalt“, behauptete Profitlich.
Freizeit stresst allerdings gleichermaßen wie Diätprogramme. Urlaub stresst, Fernsehen stresst – dank der mit 90 Knöpfen versehenen Fernsehbedienung. Zumindest Sport sollte Spaß machen, doch die moderne Umschreibung der „Selbstoptimierung“und die Schritte zählende Sportwatch machten auch diese Beschäftigung zur peinlichen Offenbarung des dokumentierten Konditionsmangels.
Mit sparsamer Gestik und ausdrucksstarker Mimik, lautstarken Wortkaskaden und ebenso trockener Wortkomik zog der 56-Jährige, als „Mensch Markus“bekannte Fernsehstar, seine Gäste in seinen Bann. Zumal sich jeder in dem Spiegel wiedererkennen konnte, den er den Zuhörern vorhielt.
Im Programm „Schwer im Stress“war Platz für so manchen Kalauer, aber auch ebenso viel Zeit, um die Stressgeplagten im Saal auf dem vielversprechenden Weg der Besserung zu begleiten. Der Dreierpack „Viel Medikation, viel Meditation, viel Metaxa“sei auch in der Einzelanwendung zu empfehlen, riet Profitlich. Sollte das nicht greifen, forderte er dazu auf, den Therapeuten zu fragen. In diesem Fall den versierten Paartherapeuten Profitlich höchstpersönlich, der die tiefenpsychologischen Raffinessen der „Methoden eins, zwei und drei“beherrsche. Der Thermomix als „das Smartphone unter den Kochtöpfen“und der Ansage „Hasta la vista, Brokkoli“koche und püriere nicht nur stressfrei. Er gewähre auch mehr Zeit – etwa, um mit der Familie entspannt essen zu gehen.
Profitlich malte die einzelnen Szenerien genüsslich aus. Er schlüpfte flugs in das jeweilige Gegenüber, nuschelte zahnlos als 90-jähriger, schwerhöriger Onkel Hubert und flötete überheblich als begriffsstutzige Nichte Elfie. Er mimte das eingangs harmonische Pärchen und vollzog akustisch die unüberhörbare Steigerung ins grobkörnige „du dusselige Kuh“.
Mit einer Puppe auf dem Schoß wollte er sich sogar als Bauchredner behaupten, bekam als Antwort allerdings nur eine herzhafte Niesattacke zu spüren. Sein selbst gebastelter „Klosomat“und die wikipediaverdächtigen Erläuterungen eines Klo-Endstopfer-Experten sorgten für Lacher.
„Fragen Sie, fragen Sie“, ermunterte Profitlich ein ihm sehr zugeneigtes Publikum und breitete dabei immer wieder beide Arme aus, so als wolle er alle im Saal herzlich umarmen. Nach Angaben des Veranstalters waren rund 250 Besucher da. Sie forderten eine Zugabe ein. Die bekamen sie auch, genauso wie das Selfie mit einem noch im Foyer gut gelaunten, freundlichen und anscheinend stressfreien Künstler.