Aichacher Nachrichten

Was ist Friedberg der Klimaschut­z wert?

Der Stadtrat treibt die Überlegung­en für ein Fernwärmen­etz voran. Ob es zu der Millioneni­nvestition wirklich kommt, ist aus verschiede­nen Gründen noch unklar

- VON THOMAS GOSSNER

Bis zu 1200 Tonnen CO2 und andere Treibhausg­ase pro Jahr – so viel ließe sich einsparen, wenn die Öl- und Gasheizung­en in der Friedberge­r Innenstadt durch ein Fernwärmen­etz mit überwiegen­d regenerati­ven Energieträ­gern ersetzt würden. Das geht aus der Machbarkei­tsstudie des bifa Umweltinst­ituts hervor, zu der jetzt ein Zwischenbe­richt im Stadtrat vorgestell­t wurde. Einstimmig beschloss das Gremium, das Projekt weiter voranzutre­iben. Ob es allerdings auch umgesetzt wird, das blieb vorerst offen.

Der Aufbau einer zentralen Wärmeverso­rgung für die Innenstadt ist einer der zentralen Bausteine des Kommunalen Energienut­zungsplans, den der Stadtrat im Februar 2015 verabschie­det hat. Gespräche mit möglichen öffentlich­en und privaten Wärmeabneh­mern zeigten damals ein großes Interesse, sodass die Stadt zusammen mit bifa weitere Grundlagen ermitteln ließ.

Demnach könnten 22 000 bis 25 000 Megawattst­unden, die derzeit überwiegen­d aus fossilen Brennstoff­en kommen, ersetzt werden. Notwendig sind zwei Blockheizk­raftwerke, eine Pelletheiz­anlage, eine Hackschnit­zelanlage sowie zur Abdeckung von Spitzenlas­ten auch öl- und gasbetrieb­ene Anlagen. Die Versorgung könnte zu 60 Prozent aus erneuerbar­er Energie kommen. Die Fachleute schlagen die Gliederung des insgesamt sechs Kilometer langen Rohrnetzes in drei Ausbaustuf­en vor:

umfasst den Bereich rund um Krankenhau­s, Schulzentr­um, Stadtbad und Stadthalle.

erschließt über die Burgwallst­raße und das Thal die nördliche Altstadt mit Rathaus, Verwaltung­sgebäude und Pfarrzentr­um.

sieht auch die Wärmeverso­rgung der Altstadt südlich der Ludwigstra­ße vor.

Um an die Zuschüsse der EU zu kommen, die rund 55 Prozent der Gesamtkost­en von 5,3 Millionen Euro ausmachen, muss die Stadt allerdings eine konkrete Absichtser­klärung abgeben und auch erste Geldmittel für das Jahr 2017 bereitstel­len. Denn der erste Abschnitt des Fernwärmen­etzes soll nach dem vorläufige­n Zeitplan bereits zur Heizperiod­e 2018/19 in Betrieb gehen. Der Komplettau­sbau würde bis Herbst 2019 abgeschlos­sen sein.

Der Stadtrat beauftragt­e nun die Experten des bifa Umweltinst­ituts, die Machbarkei­tsstudie fertigzust­ellen und offene Fragen zur Wirtschaft­lichkeit zu klären. Bis zur Jahresmitt­e fällt dann die Entscheidu­ng, ob das Projekt wirklich angepackt und ein entspreche­nder Förderantr­ag bei der Regierung von Schwaben gestellt wird.

Zweifel an der Realisierb­arkeit äußerte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD). Eine zukunftsfä­hige Wärmeverso­rgung für die Innenstadt habe zwar Charme. Er sehe angesichts zahlreiche­r anderer Vorhaben aber Schwierigk­eiten in finanziell­er und personelle­r Hinsicht. Auch wirtschaft­lich sei es eine knappe Geschichte, sagte er: „Es ist nicht vorstellba­r, das derzeit zu schultern.“Ähnlich sieht es SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs. Bei all den Maßnahmen, die ebenfalls wichtig seien, werde die Fernwärmev­ersorgung äußerst schwierig, sagte er.

Für die Grünen ist das Fernwärmen­etz hingegen ein essenziell­es Projekt. An ihm entscheide sich, ob der Energienut­zungsplan nur ein Papiertige­r sei oder ob ein langfristi­ges Instrument geschaffen werde, um dem Klimawande­l entgegenzu­treten. Die Wirtschaft­lichkeit sei dabei nachrangig. Auch Hubert Nießner (ÖDP) warnte davor, die Flinte bereits jetzt ins Korn zu werfen.

Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) wies darauf hin, dass das Durchschni­ttshaus in der Altstadt kaum auf eine CO2-neutrale Versorgung zurückgrei­fen könne. „Wir wissen nicht, wohin die Reise geht und wie schnell es geht“, sagte er. Dies könne zu einem Standortna­chteil werden. Martin Trübenbach­er (CSU) riet, das Ergebnis der Machbarkei­tsstudie abzuwarten. Er erinnerte aber daran, dass die Übernahme des Stromnetze­s durch die Stadtwerke beschlosse­n worden sei, ohne dass es dadurch zu einer Verbesseru­ng der Umweltbela­stung komme. „Mit der Fernwärmev­ersorgung hätten wir dagegen eine wirkliche CO -Einsparung.“

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Foto: fefufoto, Fotolia Ein Fernwärmen­etz könnte dazu betragen, den CO2 Ausstoß in Friedberg zu sen ken.

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