Stille und Andacht statt Faschingsgaudi
Die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach ist während des 40-stündigen Gebetes so voll wie schon lange nicht mehr. Besucher schätzen die Tradition und den Halt, den ihnen das Gebet gibt
So voll wie schon lange nicht mehr ist die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach gestern bei der Abschlussandacht zum 40-stündigen Gebet. Weihbischof Josef Graf aus Regensburg, der die Predigt hält, ist davon sichtlich beeindruckt. Zum 148. Mal finden an drei Tagen täglich ein Festgottesdienst und eine Andacht mit Predigten, Betstunden und stille Anbetung statt. Für die Besucher ist das mehr als nur Tradition.
Während andernorts Faschingsumzüge unterwegs sind und die Narren feiern, ist das 40-stündige Gebet eine Einladung zu Liturgie, Stille und Besinnlichkeit. Früher habe es während der drei Tage nichts anderes als den Kirchenbesuch gegeben, erinnert sich Centa Echter aus Tödtenried. Als Kind hat sie zum Stundengebet mitgehen müssen. Heute, als Erwachsene, besucht sie gerne den Gottesdienst. Zwar nicht an allen drei Tagen, aber an einem davon auf jeden Fall. Was ihr der Gottesdienst bringt: „Es tut mir gut, und ich komme zur Ruhe.“
Dem stimmt auch eine 66-Jährige aus Tödtenried zu: „Es gibt mir wieder mehr Halt im Glauben und baut immer auf.“Die Gemeinschaft der anderen Gleisgesinnten trage und mache stark, sagt sie. Während der Gottesdienste treffen sich Kirchgänger aus Tödtenried, Sielenbach und dem benachbarten Wollomoos. Aber auch von weiter her kommen die Besucher. Eine 68-Jährige aus Bergkirchen (Kreis Dachau) kommt zum Beispiel jedes Jahr. „Es gibt mir viel für meinen Glauben“, sagt sie. Besonders, seit sie nach einer Operation Komplikationen hatte und ihr das Gebet half.
Pater Clemens Maria Pieper wohnt schon länger im Haus des Deutschen Ordens in Sielenbach. Bisher war der Pater während der drei Tage immer unterwegs. Für ihn ist es nun das erste Mal, dass er das 40-stündige Gebet in der Wallfahrtskirche erlebte. Sein Eindruck:
„Es hat mich schon beeindruckt, wie viele hier waren während der heißen abschließenden Faschingstage.“
Weihbischof Josef Graf
„Es ist schön, zu sehen, wie tief es in der Volksfrömmigkeit der Menschen verankert ist.“Beeindruckt hat ihn, dass die Kirche schon bei der Messe am Morgen übervoll war.
So geht es auch Weihbischof Josef Graf, der während der drei Tage beim Deutschen Orden in Sielenbach wohnt. „Es hat mich schon beeindruckt, wie viele hier waren während der heißen abschließenden Faschingstage.“Seine Predigt dreht sich um die Augen als Spiegel der Seele und Projektion. „Wenn mich an dem anderen etwas besonders stört, hat es oft mit mir selber zu tun.“Bisweilen projiziere man seine eigenen Fehler sogar auf andere Menschen, so der Weihbischof. Die österliche Bußzeit sei eine Zeit, in der man sich auf sich selbst besinnen könne.
Fester Bestandteil der Gottesdienste ist die musikalische Begleitung durch den Kirchenchor. Fast 30 Sänger hat Chorleiter Josef Kirmeir um sich auf der Empore versammelt. Es ist so eng, dass sie sich kaum umdrehen können. Für den Chor sind die drei Tage ein besonderer Höhepunkt. Manche würden extra Urlaub nehmen, um mitsingen zu können, erzählt Kirmeir stolz. „Die Chormitglieder stehen voll dahinter.“
Ebenso wie die Mitglieder des Blauen Bundes, die wieder zahlreich vertreten sind. Seine Prozession während der Abschlussandacht ist der Höhepunkt des Stundengebetes.