Aichacher Nachrichten

Fahrgäste müssen auf Vereinfach­ung warten

Die Reform der Tarife im Verkehrsve­rbund verzögert sich zum zweiten Mal – neuer Termin ist Anfang 2018. Doch bevor in der Stadt die bisherigen Zonen aufgelöst werden, könnten die Preise schon wieder steigen

- VON STEFAN KROG

Die seit Jahren geplante Tarifrefor­m im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nd verzögert sich. Nachdem eine Umstellung erst Anfang 2017 angepeilt worden war, galt zuletzt der April 2017 als Starttermi­n. Der ist jetzt aber auch nicht zu halten. Stattdesse­n wird es wohl auf Anfang 2018 hinauslauf­en, bestätigte AVVSpreche­rin Irene Goßner auf Anfrage unserer Zeitung.

Mit der Tarifrefor­m sind weitreiche­nde Änderungen für Fahrgäste von Straßenbah­nen, Stadt- und Regionalbu­ssen sowie Regionalba­hnen absehbar: Unter anderem sollen die Zonen 10 und 20 in Augsburg vereinigt werden. Bisweilen wurde von Fahrgästen die Grenzziehu­ng und damit auch der zu zahlende Tarif als willkürlic­h empfunden. Weitere Neuerungen sind ein 30-Euro-Abo und ein Schülertic­ket, bei dem die bisherige Drei-Kilometer-Grenze für die Kostenerst­attung wegfällt.

es nun länger dauert, liegt daran, dass es hinter den Kulissen zuletzt noch Diskussion­en gab. Offenbar hatten einige Bürgermeis­ter in ländlichen Gemeinden noch Gesprächsb­edarf, was die Zone betrifft, in der ihr Ort liegen soll. Und auch mit den zwei Bahnuntern­ehmen, der DB und der Bayerische­n Regiobahn, gab es Diskussion­en, weil eines der Ziele der Tarifrefor­m ist, längere Strecken etwas günstiger zu machen. Inwieweit diese Punkte inzwischen geklärt sind, lässt der AVV offen. Im Sommer sollen der Augsburger Stadtrat und die Kreisräte endgültig die Weichen stellen.

Vor einem Jahr waren schon erste Bestandtei­le des neuen Angebots samt Ticketprei­sen durchgesic­kert. In der Stadt ist die zentrale Neuerung, dass die Innenzone 10 (ein Kreis mit etwa 2,5 Kilometern Radius rund um den Königsplat­z) und der darum liegende Zonenring 20 bis zur Stadtgrenz­e zusammenge­fasst werden. Das bisherige Zonen- modell bedeutet, dass man innerhalb der Stadt doppelt so viel für eine Fahrt bezahlt, sobald man die Zonengrenz­e überschrei­tet – die Länge der Fahrt ist dabei egal. Die Stadtwerke, die neben den Bahnen und Regionalbu­sfirmen den Verkehr im Verbund abwickeln und der Hauptverke­hrsträger in der Stadt sind, drängten auf die Zonenversc­hmelzung. Denn Gelegenhei­tsfahrer müssen bisher an der Haltestell­e erst umständlic­h die Zonenpläne studieren oder am Automaten ihre Zielhaltes­telle eintippen, um zu wissen, wie viel sie zahlen müssen.

Apropos zahlen: Gelegenhei­tsfahrer mit Einzelfahr­schein und Streifenka­rte werden künftig tendenziel­l teurer unterwegs sein. Um die 2,80 Euro soll ein Einzelfahr­ausweis in der Stadt kosten, mit dem man dann im gesamten Stadtgebie­t fahren kann. Eine Preisstufe 1 gibt es wegen der Zonenversc­hmelzung dann nicht mehr. Um die Härte etwas zu mildern, ist ein KurzstreDa­ss ckenticket geplant, mit dem man dann vier Haltestell­en weit fahren kann. Auch bei der Streifenka­rte werden bei einer Fahrt künftig standardmä­ßig zwei Streifen abzustempe­ln sein.

Abos sollen attraktive­r werden. Das Ziel des AVV ist es, langfristi­g Kunden an sich zu binden. Flaggschif­f soll ein Jahresabo sein, das monatlich umgerechne­t 30 Euro kostet, also Mobilität für einen Euro pro Tag bietet. Für den ländlichen Raum sind ähnliche Angebote geplant. Nachteil: Es ist erst ab 9 Uhr, wenn die Morgenspit­ze im Verkehr durch ist, gültig. Kunden, die aktuell ein 9-Uhr-Abo für das ganze Stadtgebie­t haben, zahlen rund zehn Euro mehr pro Monat. Im Nachteil ist hingegen, wer in der Stadt aktuell ein 9-Uhr-Abo für nur eine Zone hat: Er zahlt künftig drei Euro mehr monatlich, darf aber dann im ganzen Stadtgebie­t fahren.

Was die Preise betrifft, ist aber ohnehin Vorsicht geboten. Denn die bisher aufgestell­ten Beispielre­chnungen des vom AVV beauftragt­en Beratungsu­nternehmen­s sind inzwischen bald ein Jahr alt und waren als Orientieru­ngswerte zu verstehen. Wenn die Tarifrefor­m später greift, dürften sich auch die Preise gemäß der allgemeine­n Teuerung erhöhen.

Und Preissteig­erungen sind auch schon vorher nicht ausgeschlo­ssen. Die letzte Tariferhöh­ung gab es Anfang 2016, dann wurde im Hinblick auf die anstehende Reform nicht mehr an der Preisschra­ube gedreht. Am einfachste­n wäre es, gleichzeit­ig mit der Tarifrefor­m die Preise zum Ende des Jahres 2017 zu erhöhen. Allerdings wäre das psychologi­sch ungeschick­t – die Tarifrefor­m würde bei den Fahrgästen dann als eine Verteuerun­g wahrgenomm­en. Offenbar gibt es jetzt Überlegung­en, schon im Sommer die nächste Tariferhöh­ung hinzulegen. Laut AVV ist aber noch nicht spruchreif, wann das nächste Mal die Preise erhöht werden sollen. »Kommentar

 ?? Fotos/Montage: Silvio Wyszengrad ?? Innerhalb des Stadtgebie­tes gibt es momentan noch ein System aus zwei Tarifzonen bei Bussen und Straßenbah­nen. Wer die Grenze zwischen Zone 10 und 20 überfährt, zahlt doppelt so viel, unabhängig von der Länge der Strecke. Das führt zu ungerechte­n...
Fotos/Montage: Silvio Wyszengrad Innerhalb des Stadtgebie­tes gibt es momentan noch ein System aus zwei Tarifzonen bei Bussen und Straßenbah­nen. Wer die Grenze zwischen Zone 10 und 20 überfährt, zahlt doppelt so viel, unabhängig von der Länge der Strecke. Das führt zu ungerechte­n...

Newspapers in German

Newspapers from Germany