Fahrgäste müssen auf Vereinfachung warten
Die Reform der Tarife im Verkehrsverbund verzögert sich zum zweiten Mal – neuer Termin ist Anfang 2018. Doch bevor in der Stadt die bisherigen Zonen aufgelöst werden, könnten die Preise schon wieder steigen
Die seit Jahren geplante Tarifreform im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund verzögert sich. Nachdem eine Umstellung erst Anfang 2017 angepeilt worden war, galt zuletzt der April 2017 als Starttermin. Der ist jetzt aber auch nicht zu halten. Stattdessen wird es wohl auf Anfang 2018 hinauslaufen, bestätigte AVVSprecherin Irene Goßner auf Anfrage unserer Zeitung.
Mit der Tarifreform sind weitreichende Änderungen für Fahrgäste von Straßenbahnen, Stadt- und Regionalbussen sowie Regionalbahnen absehbar: Unter anderem sollen die Zonen 10 und 20 in Augsburg vereinigt werden. Bisweilen wurde von Fahrgästen die Grenzziehung und damit auch der zu zahlende Tarif als willkürlich empfunden. Weitere Neuerungen sind ein 30-Euro-Abo und ein Schülerticket, bei dem die bisherige Drei-Kilometer-Grenze für die Kostenerstattung wegfällt.
es nun länger dauert, liegt daran, dass es hinter den Kulissen zuletzt noch Diskussionen gab. Offenbar hatten einige Bürgermeister in ländlichen Gemeinden noch Gesprächsbedarf, was die Zone betrifft, in der ihr Ort liegen soll. Und auch mit den zwei Bahnunternehmen, der DB und der Bayerischen Regiobahn, gab es Diskussionen, weil eines der Ziele der Tarifreform ist, längere Strecken etwas günstiger zu machen. Inwieweit diese Punkte inzwischen geklärt sind, lässt der AVV offen. Im Sommer sollen der Augsburger Stadtrat und die Kreisräte endgültig die Weichen stellen.
Vor einem Jahr waren schon erste Bestandteile des neuen Angebots samt Ticketpreisen durchgesickert. In der Stadt ist die zentrale Neuerung, dass die Innenzone 10 (ein Kreis mit etwa 2,5 Kilometern Radius rund um den Königsplatz) und der darum liegende Zonenring 20 bis zur Stadtgrenze zusammengefasst werden. Das bisherige Zonen- modell bedeutet, dass man innerhalb der Stadt doppelt so viel für eine Fahrt bezahlt, sobald man die Zonengrenze überschreitet – die Länge der Fahrt ist dabei egal. Die Stadtwerke, die neben den Bahnen und Regionalbusfirmen den Verkehr im Verbund abwickeln und der Hauptverkehrsträger in der Stadt sind, drängten auf die Zonenverschmelzung. Denn Gelegenheitsfahrer müssen bisher an der Haltestelle erst umständlich die Zonenpläne studieren oder am Automaten ihre Zielhaltestelle eintippen, um zu wissen, wie viel sie zahlen müssen.
Apropos zahlen: Gelegenheitsfahrer mit Einzelfahrschein und Streifenkarte werden künftig tendenziell teurer unterwegs sein. Um die 2,80 Euro soll ein Einzelfahrausweis in der Stadt kosten, mit dem man dann im gesamten Stadtgebiet fahren kann. Eine Preisstufe 1 gibt es wegen der Zonenverschmelzung dann nicht mehr. Um die Härte etwas zu mildern, ist ein KurzstreDass ckenticket geplant, mit dem man dann vier Haltestellen weit fahren kann. Auch bei der Streifenkarte werden bei einer Fahrt künftig standardmäßig zwei Streifen abzustempeln sein.
Abos sollen attraktiver werden. Das Ziel des AVV ist es, langfristig Kunden an sich zu binden. Flaggschiff soll ein Jahresabo sein, das monatlich umgerechnet 30 Euro kostet, also Mobilität für einen Euro pro Tag bietet. Für den ländlichen Raum sind ähnliche Angebote geplant. Nachteil: Es ist erst ab 9 Uhr, wenn die Morgenspitze im Verkehr durch ist, gültig. Kunden, die aktuell ein 9-Uhr-Abo für das ganze Stadtgebiet haben, zahlen rund zehn Euro mehr pro Monat. Im Nachteil ist hingegen, wer in der Stadt aktuell ein 9-Uhr-Abo für nur eine Zone hat: Er zahlt künftig drei Euro mehr monatlich, darf aber dann im ganzen Stadtgebiet fahren.
Was die Preise betrifft, ist aber ohnehin Vorsicht geboten. Denn die bisher aufgestellten Beispielrechnungen des vom AVV beauftragten Beratungsunternehmens sind inzwischen bald ein Jahr alt und waren als Orientierungswerte zu verstehen. Wenn die Tarifreform später greift, dürften sich auch die Preise gemäß der allgemeinen Teuerung erhöhen.
Und Preissteigerungen sind auch schon vorher nicht ausgeschlossen. Die letzte Tariferhöhung gab es Anfang 2016, dann wurde im Hinblick auf die anstehende Reform nicht mehr an der Preisschraube gedreht. Am einfachsten wäre es, gleichzeitig mit der Tarifreform die Preise zum Ende des Jahres 2017 zu erhöhen. Allerdings wäre das psychologisch ungeschickt – die Tarifreform würde bei den Fahrgästen dann als eine Verteuerung wahrgenommen. Offenbar gibt es jetzt Überlegungen, schon im Sommer die nächste Tariferhöhung hinzulegen. Laut AVV ist aber noch nicht spruchreif, wann das nächste Mal die Preise erhöht werden sollen. »Kommentar