Contra: Zum Lesen gezwungen
Es ist Klausurenzeit in der zwölften Klasse des DeutschherrenGymnasiums in Aichach. Stress en masse. Doch als sei das nicht genug, hagelt es im Deutschunterricht eine Lektüre nach der anderen. Teils dicke Wälzer, die wohl nur dank kultusministerialer Richtlinien nicht schon längst in den Bücherregalen verstauben. Doch kein Klagen hilft. Was auf den Tisch kommt, muss gelesen werden.
Sehr zum Unwillen einiger Schüler, da die Lektüre immer auch einem gewissen Zwang unterliegt. Dass dadurch für Fontanes Werk „Irrungen und Wirrungen“, um nur ein Beispiel herauszuheben, ein Funken Begeisterung entsteht, ist aus meiner Sicht nicht wahr. Schüler weigern sich dann schlichtweg zu lesen.
Man könnte sagen, das gehöre doch zur Bildung dazu. Abgesehen vielleicht von Goethes „Faust“verlangt aber doch niemand ernsthaft, Ahnung von den mit Vorliebe behandelten klassischen Werken zu haben, oder? Für das eigene literarische Verständnis ist es vielleicht hilfreich.
Letzten Endes ist es doch so: Schullektüren vermiesen oft denjenigen das Lesen, die Freude daran haben. Bei denjenigen, die wenig lesen, wächst die Abneigung auf diese Weise noch mehr. Schullektüren sollten prinzipiell nicht aus dem Bildungsalltag verbannt werden. Eine Reform aber hin zu einer schülerfreundlichen Buchauswahl ist dringend angebracht. Vielleicht lässt sich das durch das Lesen und Besprechen von solchen Büchern erreichen, die einen aktuelleren Bezug haben und so einen persönlichen Zugang zulassen. Florian Beck