S Kurve am Gallenbacher Berg ist Geschichte
Seit gestern rollen die Autos an dieser Stelle über einen neuen Abschnitt der Bundesstraße. Er ist nun flacher und gerader als bisher. Damit soll der langjährige Unfallschwerpunkt entschärft werden
Gestern ist ein neues Teilstück der Bundesstraße 300 am Gallenbacher Berg eröffnet worden. Um kurz nach 11 Uhr hielt die Polizei den Verkehr von Aichach in Richtung Dasing für einen Moment an, danach fuhren die Autos hinter ihr auf den neuen Abschnitt.
Ein Brummifahrer, der wohl öfter auf der Strecke unterwegs ist, zeigte seine Freude über die Freigabe auf seine eigene Art: Er hob beide Hände über seinen Kopf und klatschte demonstrativ Beifall. Einige Autofahrer machten angesichts der versammelten Fotografen mit ihren Händen ein Victory-Zeichen und hielten es grinsend in die Kameras.
Auch am Straßenrand war die Erleichterung spürbar. Der Gallenbacher Berg ist als Unfallschwerpunkt berüchtigt. Immer wieder wurden Menschen hier zum Teil schwer verletzt oder verloren ihr Leben. Das alles soll der Vergangenheit angehören. Die neue Trasse führt nicht nur gerader, sondern auch flacher über den Berg. Die berühmte S-Kurve ist damit Geschichte. Zusätzliche Sicherheit soll die bauliche Trennung zwischen den später insgesamt vier Spuren – zwei in jede Richtung – bieten.
Um die neue Strecke in den Gallenbacher Berg zu graben, waren gewaltige Erdbewegungen nötig. Allein heuer werden nach Angaben des Staatlichen Bauamts Augsburg 160000 Kubikmeter Erdreich verfrachtet, insgesamt sind es 620000. Rund 45000 Tonnen Asphalt werden eingebaut. Abteilungsleiter Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt erläuterte gestern vor Ort, was in diesem und im nächsten Jahr auf der B300 geplant ist (siehe Infokasten).
Der nächste große Schritt folgt im Sommer: Ende Juni oder Anfang Juli wird die östliche Spur der B300 für den Verkehr geöffnet – zunächst nur mit einem Streifen pro Fahrtrichtung, da auf der Westseite noch gearbeitet wird. Eichstaedt sagte: „Ab Ende Juni fahren die Autos nicht mehr auf der alten B 300. Zwar noch nicht vierstreifig, aber die neue Trasse ist da.“In der zweiten Jahreshälfte 2018 soll die neue B 300 komplett fertig sein. Eichstaedt schätzt, dass es circa im Oktober 2018 so weit ist. Dann werden nach gestrigen Angaben des Staatlichen Bauamts seit dem Spatenstich im November 2014 insgesamt 28 Millionen Euro verbaut sein.
Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann erinnerte an das lange politische Tauziehen, bevor der Ausbau der Bundesstraße möglich wurde. Er sprach den Beteiligten ein „riesengroßes Kompliment für die wirklich zügige Abwicklung dieses Bauvorhabens“aus. Jeder kleine Abschnitt sei „ein großer Schritt zur endgültigen Fertigstellung“, so Ha-
bermann. Er dankte auch dem Bund, vertreten durch den Abgeordneten Hansjörg Durz, für die Unterstützung. Durz selbst hob hervor, wie schwierig es sei, ein solch großes Bauprojekt unter laufendem Verkehr durchzuziehen. Neben Aichachs Zweitem Bürgermeister Helmut Beck, Stadtbaumeisterin Martina Illgner und Dasings Bürgermeister Erich Nagl verfolgten Vertreter des Landratsamtes
und der Polizei die Freigabe des neuen Abschnitts vor Ort.
Beck, langjähriger Verkehrssachbearbeiter bei der Aichacher Polizei und seit Kurzem im Ruhestand, strahlte übers ganze Gesicht. Unzählige Male hatten er und seine Kollegen hier schwere, oft auch tödlichen Unfälle aufnehmen müssen. Noch heute denkt er an die Angehörigen: „So viel Leid war damit verbunden.“Er ist überzeugt, dass die
Strecke nach dem Ausbau sicherer sein wird. Früher habe der kleinste Fehler zum Zusammenstoß mit dem Gegenverkehr geführt. Das werde jetzt anders. Der Ausbau sei „eine wichtige und sinnvolle Maßnahme, die den berühmt-berüchtigten Gallenbacher Berg entschärfen kann“, so Beck. Seit es die Baustelle gebe, seien keine schwereren Unfälle mehr passiert. Nachdem die Spur von Aichach in Richtung Dasing am
Vormittag eröffnet worden war, war die Spur in die Gegenrichtung am Nachmittag dran. Gleich einer der ersten Autofahrer, die am Morgen auf das neue Teilstück durften, nutzte die dafür nicht vorgesehene Gegenspur, um einen Lastwagen zu überholen. Andere taten es ihm gleich. Bauleiterin Pia Scherer, ihre Kollegen vom Staatlichen Bauamt und die Bürgermeister beobachteten es kopfschüttelnd. »Kommentar