Baugebiet soll gut überlegt sein
Eine größere Fläche im Westen des Aichacher Stadtteils Algertshausen soll Bauland werden. Das wünschen sich die Eigentümer. Es gibt aber einige Argumente, die dagegen sprechen. Starkregen ist eines davon
Etwa 30 Bauplätze könnten im Westen des Aichacher Stadtteils Algertshausen entstehen. Wenn der Stadtrat die Fläche als Bauland ausweist. Über den Antrag der Grundstückseigentümer hat der Bauausschuss des Stadtrats am Dienstagabend zum zweiten Mal beraten, nachdem er sich die Fläche bei einem Ortstermin angesehen hatte. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Es geht um eine größere Fläche westlich des Baugebiets an der Eisenerzstraße. Die Fläche erstreckt sich von der Grubetstraße bis zur Kirchbergstraße. Im Flächennutzungsplan der Stadt ist die Fläche allerdings nicht als Bauland vorgesehen, sondern als landwirtschaftliche Nutzfläche. Damit dort Häuser entstehen können, müsste nicht nur ein Bebauungsplan aufgestellt, sondern auch der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden.
Es nicht das erste Mal, dass dieser Wunsch an die Stadt herangetragen wurde, wie Bauamtsleiterin Martina Illgner berichtete. Bereits bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans im Jahr 1996 und noch einmal im Jahr 2006 gab es entsprechende Anträge. Damals hatte sich der Stadtrat wegen der schwierigen topografischen Lage – das Gelände fällt zur Grubetstraße hin stark ab – gegen die Ausweisung dortiger Grundstücke als Bauland entschieden. Beide Male mit Blick auf Starkregenereignisse. Tatsächlich sei schon mehrfach bei Starkregen Schlamm und Erde beidseits der Grubetstraße abgeschwemmt worden, so Illgner.
dem Antrag von 2006 hat sich laut Illgner nur geändert, dass sich weitere Grundstückseigentümer dem Antrag angeschlossen haben, sodass eine größere zusammenhängende Fläche entsteht. Lediglich ein Grundstückseigentümer hat nicht mit unterschrieben. Die Rechtslage habe sich seit 2006 nicht geändert, so die Bauamtsleiterin. Erneut wies sie darauf hin, dass in Algertshausen 24 Baugrundstücke vorhanden sind und eine Fläche beim Bahnübergang als Bauland ausgewiesen ist.
Schon in der ersten Beratung über das Ansinnen der Grundstückseigentümer im Dezember war sich der Bauausschuss nicht einig geworden. Jetzt sahen sich die Ausschussmitglieder das Gelände vor Ort an. Auch mehrere Grundstückseigentümer nahmen daran teil. Die Fläche ist in der Mitte durch einen Gehölzbestand unterteilt. Laut Illgner ist diesem im Landschaftsplan eine besondere Bedeutung für Ökologie und Landschaftsbild beigemessen.
Anschließend im Sitzungssaal kam es dennoch zu keiner EntscheiGegenüber dung über den Antrag. Einerseits ist allen bewusst, dass Bauland gebraucht wird. Ursula Schindler (SPD) forderte dennoch, mit Bedacht an die Sache heranzugehen. Bei der ersten Beratung hatte sie das Gelände für ungeeignet gehalten. Nach dem Ortstermin regte sie an, vor einer Entscheidung alle Bedenken auszuräumen und sich mit der Unteren Naturschutzbehörde abzustimmen. Erich Echter (Christliche Wählergemeinschaft) regte an, zu untersuchen, wie sich ein Baugebiet dort bei Starkregen auswirkt.
Georg Robert Jung (Freie Wählergemeinschaft) hatte es schon in der ersten Beratung für möglich gehalten, dort Bauland auszuweisen. Der Ortstermin habe ihn in dieser Auffassung bestärkt, sagte er. Die Topografie sei überall in Algertshausen ähnlich, der Gehölzbestand könne in ein Baugebiet integriert werden, war er überzeugt. Abschwemmungen kämen nicht von dem Gelände, sondern vom danebenliegenden freien Grundstück. Hier gebe es eine größere zusammenhängende Fläche, deren Eigentümer sich einig sind und selbst das Baulandmodell vorschlagen. „Für die Stadt ist das eigentlich ein Glücksfall“, fand Jung. „Ich sehe mehr Argumente dafür als dagegen.“
Für Marc Sturm (CSU) war das Ganze „eine halb gare Sache“. Der zweite Schritt werde vor dem ersten gemacht. Er verwies auf das eine Grundstück in der Fläche, dessen Eigentümer nicht mitmacht. „Allein dadurch ist die Sache aus meiner Sicht gestorben.“Helmut Beck (CSU) hatte Bedenken, ob der Stadtteil ein Baugebiet dieser Größenordnung verträgt. Erich Friedl (CSU), selbst Landwirt, fürchtete bei dem Baugebiet, das „wie eine Zunge in die Landschaft ragt“, Konflikte mit der Landwirtschaft.
Angesichts der Bedenken, die es im Ausschuss gibt, schlug Bürgermeister Klaus Habermann Vorabstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde und wegen der Starkregenproblematik mit einem Ingenieurbüro vor. Danach soll der Bauausschuss erneut beraten. Dieser Vorschlag wurde einstimmig mit 12:0 beschlossen.