Sie hörte die Häschen im Bunker
Senta Berger spricht jetzt eine Hauptrolle
Senta Berger hatte gerade in der Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“einen Riesenerfolg im Kino, den die 75-jährige Schauspielerin unter der Regie ihres Sohnes Simon Verhoeven drehte. Nun leiht sie ihre Stimme Madame Hermine im Animationsfilm „Die Häschenschule“.
Frau Berger, haben Sie Ihren Kindern häufig vorgelesen?
Berger: Ja, regelmäßig und gern. Ich habe meinen Kindern gern schrägere Sachen vorgelesen. Tomi Ungerer war der absolute Liebling. Ich selbst war auch eine ganz große Leserin. Meine Mutter war eher eine Erfinderin, sie hat sich gern Geschichten ausgedacht. Darin spielte ich als kleines Kind eine Rolle; die Greta hat dieses und jenes gemacht und es war dumm und gefährlich. Das fand ich ganz wunderbar.
Gehörte „Die Häschenschule“zu Ihrem Repertoire?
Berger: Ich bin ja im Krieg geboren und aufgewachsen. Ich konnte noch nicht lesen, aber meine Mutter hat mir „Die Häschenschule“immer wieder über die Illustrationen erzählt. Damals saßen wir in Wien sehr oft im Luftschutzkeller. Meine Mutter hat alles dafür getan, dass ich keine Angst habe, nicht weine und ruhig bin. Deshalb hat sie immer viele Bücher mitgenommen.
Welche Werte wollten Sie Ihren eigenen Kindern vermitteln?
Berger: Fairness, Anstand, Fleiß. Eine angemessene Sprache. Damit haben sie es sehr leicht gehabt, denn wir lebten lange mit meinen Eltern in einem Drei-Generationenhaus. Dort haben die Kinder fast beiläufig gelernt, dass ältere Leute andere Bedürfnisse und andere Ansichten haben. Auf ein paar ganz bestimmte „Eckpfosten“muss man sich schon verlassen können, damit das Kind sich nicht in Gefahr bringt. Hermine sagt, Angst sei ein schlechter Ratgeber. Aber es kommt immer darauf an, was für eine Art Angst das ist.
Bei welchen Gelegenheiten würden Sie gern den „Verschwindibus“-Trick der Hasen anwenden können?
Berger: Wenn es langweilig wird. Oder wenn ich mich irgendwo unwohl fühle. Am liebsten würde ich einen „Verschwindibus“zurück in eine andere Zeit machen. Zurück in verschieden Phasen meines Lebens.
Hermine durchschaut den Stadthasen und Blender Max augenblicklich. Merken Sie schnell, mit was für einem Gegenüber Sie es zu tun haben?
Berger: Eigentlich ziemlich schnell. Frauen können sehr gut beobachten, auch die Körpersprache. In unserem Beruf wird man in außergewöhnliche Situationen einfach hineingeworfen. Da zeigt sich ganz schnell, ob dein Gegenüber Humor und Toleranz hat. Ob er sich seiner Sache sicher ist oder ob er nur so tut. Ich glaube schon, dass ich das ziemlich schnell einschätzen kann. Interview: André Wesche Filmstart in vielen Kinos der Region