Aichacher Nachrichten

Wann muss Ihre Straße erneuert werden?

Angesichts des Bürgerbege­hrens hält die Stadt sich weiter alle Wege offen, auf welche Weise sie künftig die Augsburger bei der Straßensan­ierung zur Kasse bitten will. In den nächsten Jahren müssen viele Fahrbahnen gerichtet werden

- VON STEFAN KROG

Die Stadt hält sich nach dem Start des Straßensan­ierungs-Bürgerbege­hrens alle Möglichkei­ten offen. Man habe noch nicht entschiede­n, in welcher Form Grundbesit­zer an Straßen bei deren Sanierung künftig zur Kasse gebeten werden sollen, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) gestern auf Anfrage. Ende März soll eine stadtinter­ne Arbeitsgru­ppe erneut tagen.

Wie berichtet, läuft seit vorgestern die Unterschri­ftensammlu­ng, mit der die Begehrensi­nitiatoren erreichen wollen, dass Grundstück­seigentüme­r bei einer Straßensan­ierung nicht mehr einmalig mit recht hohen Beträgen belastet werden. Stattdesse­n sollen die Grundeigen­tümer eines ganzen Viertels zahlen, wenn dort eine Straße saniert wird. Um die Belastunge­n erträglich zu halten, sollen Beiträge zudem jährlich erhoben werden. Hintergrun­d ist, dass sich Anlieger einer Straße mit bis zu 70 Prozent an den Ge- samtkosten einer Straßenern­euerung beteiligen müssen. Dies macht häufig mehrere Tausend Euro aus.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) betonte gestern, es sei „nur zu verständli­ch, dass ein Straßenaus­bau-Bescheid mit einer hohen Summe die Bürger belastet. Deshalb kann die Stadt Ängste von Menschen auch nachvollzi­ehen, die aktuell von einer Straßengru­nderneueru­ng betroffen sind“. Die Stadt werde im Siedlerweg (Firnhabera­u) und der Karwendels­traße (Hochzoll), wo sich der Protest jetzt entzündete, aber keine vollendete­n Tatsachen schaffen. Denn der Eigenantei­l der Stadt für eine Erneuerung dieser Straßen ist momentan ohnehin nicht zu finanziere­n. Frühestens 2019 kann es dort losgehen. Man werde aber nicht einfach das bisherige Straßenaus­baubeitrag­srecht anwenden, sondern arbeite an einer anderen Lösung, so Gribl.

Generell verweist die Stadt darauf, dass es noch rechtliche Unsicherhe­iten bei der ganzen Thematik gebe. Im vergangene­n Jahr hatte es der bayerische Landtag Kommunen ermöglicht, statt einmaliger Beiträge von Straßenanl­iegern auch regelmäßig­e Beiträge von allen Grundeigen­tümern einer ganzen Gemeinde oder eines Viertels zu kassieren. Bisher habe noch keine bayerische Großstadt auf dieses Modell gesetzt, so Merkle. Diskutiert werden müsse etwa, wie man Abrechnung­sgebiete festsetzt. Ein weiteres Thema sei die Akzeptanzb­ereitschaf­t der Bürger, die zwar jährlich Beiträge bezahlen müssten, obwohl die vielleicht auch erneuerung­sbedürftig­e Straße vor ihrer Haustür nicht saniert wird.

Das Thema wird in den kommenden Jahren richtig akut werden. Vergangene­s Jahr hat die Stadtverwa­ltung erhoben, welche Straßen in Augsburg wie sanierungs­bedürftig sind (siehe Stadtplan oben). Drei Prozent der Straßen galten als sofort sanierungs­bedürftig (die B17 Höhe Göggingen/Pfersee wurde inzwischen neu asphaltier­t), 25 Prozent müssen in den kommenden zehn Jahren in Angriff genommen werden. Das Tiefbauamt hatte diese Zahlen präsentier­t, um vom Stadtrat mehr Geld für den Straßenunt­erhalt zu bekommen.

Auf diese Zahlen verweisen jetzt die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens, die allesamt im Siedlerweg oder der Karwendels­traße leben. Etwaige Ausbaubeit­räge, gegen die man sich nicht grundsätzl­ich wehre, seien natürlich eine Belastung, so Initiatori­n Bettina Müller. „Aber wir setzen uns als Initiative für alle Grundeigen­tümer in der Stadt ein. Wer lieber einmalig Beiträge will, muss nicht unterschre­iben, aber wenn sich genügend Bürger für die wiederkehr­enden Beiträge interessie­ren, sollte das für die Stadt Anlass sein, darüber nachzudenk­en.“

Die Unterschri­ftensammlu­ng (10000 Unterschri­ften sind nötig, um eine Bürgerabst­immung durchzuset­zen) und das Erreichen des Quorums (mindestens 20000 Bürger müssen in einer Abstimmung mit Ja stimmen) könnte freilich ein Problem werden. Denn von Interesse ist das Thema vor allem für Grund- und Immobilien­eigentümer. Auf Mieter können Straßenaus­baubeiträg­e nämlich nicht umgelegt werden (allenfalls indirekt im Zuge einer Mieterhöhu­ng). Lediglich in 32 Prozent aller Augsburger Wohnungen leben laut Zensus 2011 die Eigentümer selbst – der Rest sind zum Großteil Mietwohnun­gen.

Müller wirbt aber auch bei Mietern um Unterschri­ften. Aus Sicht der Initiatore­n wäre die Stadt beim Erheben von wiederkehr­enden Beiträgen gezwungen, Sanierunge­n frühzeitig­er zu planen und vor allem konsequent­er umzusetzen, statt nur nach Haushaltsl­age zu agieren. Schließlic­h würden Beiträge bei einer Umstellung quasi wie eine zweckgebun­dene Steuer jährlich erhoben – dieses Geld müsste dann allerdings auch verbaut werden. „Weder Mieter noch Eigentümer möchten in einem Viertel wohnen, wo sich in den Straßen ein Schlagloch ans nächste reiht“, so Müller.

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