Mea AG: Interimsmanager ersetzt Pélissier
Ablösung nach 18 Jahren beim Aichacher Bauzulieferer. Unternehmen nennt keine Gründe
Patrice Pélissier, seit 1999 Mitglied und Sprecher des Vorstands der Mea AG und seit 2011 Vorstandsvorsitzender des Aichacher Bauzulieferers, ist nicht mehr im Unternehmen. Das bestätigte eine Mea-Sprecherin gestern auf Anfrage der Aichacher Nachrichten. Seit Ende Januar leitet Manfred Hübener als Vorstandsvorsitzender die Traditionsfirma. Im zweiköpfigen Vorstandsgremium ist Monika Foydl weiter Vorstand. Zu den Gründen für den Wechsel an der Spitze wolle das Unternehmen keine weiteren Informationen geben, so die Sprecherin. Die gleiche Auskunft erteilte auf Nachfrage Mea-Aufsichtsratsvorsitzender Hans Haibel (früherer IHK-Präsident).
Hübener ist laut seinem Profil auf einem Berufsnetzwerk seit über 30 Jahren in leitenden Funktionen tätig, unter anderem bis 2000 beim Bayer-Konzern, seither in einer ganzen Reihe von Industrieunternehmen. 2015 wurde Hübener als Interimsmanager des Jahres ausgezeichnet. Das sind erfahrene Führungskräfte mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen und in der Regel mit konkreten Aufträgen. Wie der Interimstrainer im Sport werden sie zunächst für eine Übergangszeit verpflichtet. Bis vor einigen Jahren wurde Interimsmanagement in Deutschland mit Sanierung und „Feuerwehr“verbunden. Im Ausland, besonders in den USA, sind sie gang und gäbe. Auch hier werden die sogenannten Manager auf Zeit mittlerweile zur Überbrückung oder Projektumsetzung geholt.
Das 1886 als Maschinenschlosserei und Eisenhandlung in Aichach gegründete Unternehmen Mea beschäftigt als Zulieferer für den Bauund Industriebereich heute 700 Mitarbeiter an neun Standorten in acht Ländern Europas (Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien, Frankreich, Großbritannien, Rumänien, Polen) und in China. Mea gilt als Marktführer bei Kellerlichtschächten, stellt aber auch Kellerfenster und -türen, Gitterroste, Entwässerungssysteme her und entwickelt Werkstoffe aus Glasfaserkunststoff (GFK). Umsatz der Mea-Gruppe: rund 120 Millionen Euro im Jahr.
Karl-Heinz Kröpfl, Betriebsratsvorsitzender für den Standort Deutschland, möchte den Vorstandswechsel „nicht kommentieren“. Auch der Belegschaft seien nur die Veränderung in der Unternehmensleitung, aber nicht die Gründe mitgeteilt worden. Es gebe aber keine Unruhe im Betrieb. In Deutschland arbeiten derzeit rund 200 Menschen für Mea – rund 50 außerhalb von Aichach in Vertretungen und im Außendienst. An der Sudetenstraße (Verwaltung) und im Gewerbepark Ecknach (Logistik) in Aichach sind rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Arbeitsplätze in der Produktion gibt es in der Paarstadt seit der Schließung der Verzinkerei Mitte 2014 (zuletzt 40 Mitarbeiter) nicht mehr. Mea war über Jahrzehnte hinweg größter industrieller Arbeitgeber der Stadt. Mitte der 90erJahre waren bei Mea Meisinger insgesamt noch 1400 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 1000 (inklusive Fachgroßhandel) in Aichach. Anfang 2000 waren es in der Paarstadt rund 500 Mitarbeiter im industriellen Bereich.
Pélissier hat in seinen 18 Jahren als Vorstand die Produktionsverlagerung an Standorte im kostenengünstigeren Ausland seit der Jahrtausendwende vorangetrieben. Schritt für Schritt wurden die Werke in Aichach an der Sudetenstraße und im Gewerbepark von der Sondergitterrostebis zur Dübelfertigung stillgelegt beziehungsweise verkauft. Mea trennte sich auch von Beteiligungen wie zum Beispiel am früher eigenständigen und später mit einem Partner geführten Fachgroßhandel oder dem Obi-Baumarkt in Ecknach. Dieser Kurs brachte dem 56-jährigen Franzosen, der seit 1988 in Deutschland lebt, im Unternehmen aber auch in der Region vor allem im ersten Jahrzehnt seiner Tätigkeit immer wieder Kritik ein. Pélissier focht das nicht an. Er verwies schon kurz nach seinem Start in Aichach auf die Macht der Globalisierung: Konkurrenz herrsche nicht nur unter Wettbewerbern, sondern auch zwischen den Standorten eines Unternehmens. Konzentration aufs industrielle Kerngeschäft finde dort statt, wo die besten Produktionsbedingungen seien und die höchste Rendite winke, so seine Botschaft schon damals. Und wenn Mea sich nicht anpasse und reagiere, dann habe das Unternehmen mit seinen Produkten auf dem umkämpften Markt der Bauzulieferer keine Chance.
Mea: 700 Mitarbeiter und 120 Millionen Euro Umsatz