Maxi Schafroth erklärt Bayern
Der Kabarettist unterstellt den Landkreis-Bürgern bei seinem ausverkauften Gastspiel vor 400 Besuchern im Pfarrzentrum ein Identifikationsvakuum. Wie er als Allgäuer das Feuerwehrhaus im „schwäbischen“Aichach sieht
Maxi Schafroth blinzelt durch den Vorhang, schiebt sich unbehäbig hindurch und kneift die Augen gegen die helle Beleuchtung zusammen. „Herzlich willkommen zum bayerisch-schwäbischen Heimatgipfel“, verkündet der junge Mann dem Publikum. 400 Besucher drängen sich dicht im Saal des Pfarrzentrums in Aichach, die Veranstaltung ist restlos ausverkauft. Der Grund: Maxi Schafroth, Bankkaufmann, Filmemacher, Kabarettist. Mit kauziger Stimme listet er die Probleme des Landkreises auf, vor allem das „Identifikationsvakuum“: „Sie sollen doch lernen, dass Sie Schwaben sind! Bei dem neuen Feuerwehrhaus könnte man meinen, Sie wären Oberbayern!“
Was ist bayerisch? Und was davon ist überhaupt mit Klarheit festzulegen? Der Kabarettist erforscht seine Kindheit im Allgäu, zieht Parallelen zur heutigen Gesellschaft und ihren makabren Phänomenen, alles im Rahmen seines Programmes „Faszination Bayern“. Ungewöhnlich witzig-scharfe Anekdoten bringen das Publikum zum Lachen, wie eine Besucherin aus Aichach feststellt: „Der Maxi ist ein schlagfertiger Kerl, was dem alles einfällt!“
Mit seinem Gitarristen Markus Schalk streut er immer wieder musikalische Bilder ein, zum Beispiel das einer verlassenen Tankstelle für Traktoren. Zu schief in die Höhe schwellenden Gitarrenklängen erzählt er von einer Katze, die um die Zapfsäule schleicht. „Eine echte Allgäuer-Nutzkatze“, sagt Schafroth. „Dreibeinig. Ein Mähopfer!“Weiter sinniert er über das Empfinden eines Bayers, der im großen Berlin herumwandelt. „Wie das Patenkind zum ersten Mal sehen!“, feixt Schafroth. Bayern als Quelle des Wohlstands? Der junge Kabarettist lässt keinen Zweifel daran. Dies sei vor allem auf erfolgreiche Traditionen und harte Arbeit zurückzuführen. „Ich war eine Ackergeburt“, erklärt er mit ernstem Gesichtsausdruck. „Meine Mutter hat mich die ersten zwei Stunden für eine Kartoffel gehalten!“
Doch innerhalb Bayerns existiere ein großes Gefälle. München als Mekka des Genießers, des Geländewagenfahrers und der Daunensteppjacken-Träger – einfach „schamloser Wohlstand“. Auf der anderen Seite das Allgäu, das „von
Der Blick auf das Leben wird humorvoller
allen Topmarken nur Generika“anbiete, Strukturschwächen und Touristen. Diese kämen immer mit Stöcken, zitiert Schafroth aus einem seiner frühen Aufsätze aus der ersten Klasse. „Sie brauchen die Stöcke, sonst fallen sie um.“Kühe und Allgäuer hätten sich an die Schieflage gewöhnt und gegen den Berg unterschiedliche Beinlängen entwickelt – großes Lachen brandet durchs Publikum.
Mit sehr viel Biss und Feinsinn durchdringt Schafroth alle Ebenen des Bayerisch-Seins, baut seinen Humor auf Bodenständigkeit und viel auf Alltagsnähe, sein eigenes verschmitztes Grinsen unter dem Filzhut steckt an. Ein Ehepaar aus Oberbernbach kommt schmunzelnd zu dem Schluss: „Das gibt einen ganz anderen, viel humorvolleren Blick auf das Leben!“