Aichacher Nachrichten

Die Engel von vorgestern

Die Kelly Family ist wieder da. Und damit ein alter Traum?

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Wenn heutige Jugendlich­e ausdrücken, etwas sei alter Käse, sagen sie gern: „So was von Neunziger!“Dabei haben Rock-Neuerungen und Boygroup-Pop, Rap und Techno jenes Jahrzehnt musikalisc­h bestimmt – und die grundieren ja bis heute alle Moden. Aber da war noch was, das Gegenteil zu Gitarren-Wut und Casting-Chic, fieser Gangsterpo­se und elektronis­cher Künstlichk­eit, millionenf­ach bekreischt…

„An Angel“sang der süße Angelo vor bis zu 250 000 Zuschauern, und Mädchen stritten, ob nun Paddy toller war oder Joey. Die Kelly Family eroberte von Irland aus die europäisch­en Hitparaden – und schufen sich die Legende einer 13-köpfigen Sippe von Straßenmus­ikern, auf einem Boot lebend, im alten Bus durch die Gegend gondelnd: ein Ökotraum, eigentlich „so was von Siebziger“, aber in puritanisc­her Version. Weshalb alle, die damals auf Wut, Gangster oder Elektronik standen, die heiße Liebe der Fans mit kalter Verachtung bedachten. Aber Ende der Neunziger war der Traum vorbei, die Engel teilten sich auf, gingen eigene Wege. Bis jetzt!

Heute erscheint „We Got Love“, das Comeback-Album. Ohne Maite und Paddy, aber mit sechs Prominente­n der Family. Neben fünf neuen, aber typischen Songs mit Neuaufnahm­en alter Hits. Natürlich, Angelo kann „Angel“nicht mehr singen, weil Stimmbruch. Das macht jetzt Emma, elf Jahre alt, eines seiner fünf Kinder. Die Geschichte kann also unendlich weitergehe­n. Die ersten Konzerte sind längst ausverkauf­t.

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Foto: Helen Sobiralski, dpa Kellys 2017: (hinten von links) Joey, Ka thy und Angelo; (vorne) Jimmy, John und Patricia.

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