Der islamistische Terrorismus bedroht uns immer stärker
Der Anschlag von London offenbart eine neue Verletzlichkeit. Spontane Terrorakte sind kaum zu verhindern. Auch deswegen muss der IS besiegt werden
Wir werden angegriffen, die Gesellschaften der westlichen Welt. Von islamistischen Terroristen. Wir – das sind alle Menschen, die in diesen Ländern zusammenleben: Christen, Juden, religiös nicht gebundene Menschen – und Muslime. Ja, auch die Muslime gehören dazu. Die islamistischen Terroristen töten wahllos. Niemand in Europa oder Nordamerika ist hundertprozentig sicher vor einer Terrorattacke. Der Anschlag von Westminster hat abermals auf dramatische Weise gezeigt, dass neben den Sicherheitskräften auch vollkommen arglose und unbeteiligte Menschen zu Opfern werden können.
Islamistische Terroristen töten auf der ganzen Welt. Die meisten Opfer sind Muslime – weil die meisten Anschläge im Nahen Osten verübt werden. Alleine schon deswegen kann der verbrecherische Feldzug, zu dem die Terroranführer aufrufen, kein Glaubenskrieg sein, auch nicht zwischen dem Christentum und dem Islam.
Der Islamismus ist eine extremistische politische Bewegung, die auf einer fanatischen Auslegung des Islam gründet. Speerspitze der Bewegung ist eine Terrorgruppe, die sich verharmlosend „Islamischer Staat“(IS) nennt. Sie will in Syrien und im Irak ein „Kalifat“errichten – verübt gleichzeitig aber auf der ganzen Welt Anschläge gegen den verhassten Westen.
Derzeit verschieben sich die Gewichte. Der eigene Staat geht den Islamisten verloren. Dafür sorgen im Irak die Armee und einheimische Milizen, in Syrien kurdische und arabische Rebellengruppen, die jeweils von den USA und den anderen Partnern der Anti-IS-Koalition aus der Luft unterstützt werden. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die letzten Hochburgen des IS gefallen sind.
Gleichzeitig wird der islamistische Terrorismus für die westlichen Gesellschaften immer gefährlicher. Zwar sind bisher nur wenige IS-Kämpfer in der festen Absicht zurückgekehrt, Attentate in westlichen Hauptstädten zu verüben. Aber Männer aus der Gefährderund Sympathisantenszene radikalisieren sich zunehmend, oft über das Internet. Mag sein, dass sie der Terrormiliz helfen wollen, mag sein, dass Mitleid und Verzweiflung sie zur Tat treiben, mag sein, dass sie zusätzlich mit ihrer Lebenssituation nicht zurechtkommen. Aus potenziellen Sympathisanten werden jedenfalls manchmal sogar über Nacht Attentäter. Sie verüben Anschläge mit katastrophaler Wirkung wie in Paris und Brüssel, in Nizza und Berlin. Oder es kommt zu spontanen Gewalttaten: Da geht im Pariser Louvre ein Mann mit einer Machete auf Sicherheitskräfte los, da versucht ein anderer, einer Soldatin im Flughafen Orly die Waffe zu entreißen. Und da macht in London ein Täter mit dem Auto Jagd auf Passanten und ersticht einen Polizisten. Es sind Taten, die keine Vorbereitung erfordern, spontane Terrorakte – nicht vorhersehbar, und kaum zu verhindern.
Für das Londoner Attentat hat der IS die Verantwortung reklamiert. Er hat aber wohl keinen „Soldaten“losgeschickt, der Attentäter hat sich offenbar in Großbritannien radikalisiert. Für das TerrorNetzwerk spielt das keine Rolle – Hauptsache, die westliche Öffentlichkeit wird in Angst und Schrecken versetzt. Die Hintermänner hoffen, dass eine verunsicherte Bevölkerung die Politiker drängt, den Anti-IS-Kampf zu beenden.
Genau das darf aber nicht geschehen. Die Terrormiliz muss vielmehr – auch für unsere Sicherheit – besiegt und ausgeschaltet werden. Damit sie im Nahen Osten keine monströsen Verbrechen mehr begehen kann. Und damit sie nicht über ein „digitales Kalifat“(Verfassungsschutzpräsident Maaßen) Attentäter aufstacheln kann, Unschuldige zu massakrieren.
Es geht nicht um einen Glaubenskrieg