Aichacher Nachrichten

Die Dampf Macher

Der Landsberge­r Konzern Rational fertigt Geräte, mit denen Köche auf der ganzen Welt schmoren, braten und backen. Das Geschäft des Küchenries­en läuft gut. So gut sogar, dass es am Firmensitz jetzt langsam eng wird

- VON SARAH SCHIERACK

Es gibt Unternehme­n, die jeder kennt: Hersteller von bekannten Autos zum Beispiel oder berühmte Modemarken. Und dann gibt es jene Firmen, deren Namen nur einem ausgewählt­en Kreis etwas sagen – obwohl der Alltag vieler Menschen ohne ihre Produkte oft ganz anders aussähe. „Hidden Champions“nennen Experten diese Unternehme­n, quasi die heimlichen Helden der Wirtschaft. Rational aus Landsberg ist so ein Konzern.

Das 1973 gegründete Unternehme­n ist Weltmarktf­ührer in seiner Branche und präsentier­t regelmäßig eine Bilanz, die manch anderen Mittelstän­dler neidisch machen dürfte. Und das, obwohl Rational seit 40 Jahren auf nur zwei Produkte setzt: Neben einem Schnellgar­gerät stellen die Landsberge­r vor allem sogenannte Kombidämpf­er für Profiküche­n her – Multifunkt­ionsautoma­ten also, die andere Geräte wie Fritteusen, Öfen oder Grills ersetzen. Köche auf der ganzen Welt braten damit Steaks, grillen Geflügel oder backen Apfelstrud­el. Die silbernen Gar-Schränke mit dem weiß-rot- Logo stehen in ganz normalen Restaurant­s, in Betriebska­ntinen oder Krankenhau­sküchen. Wer ab und an auswärts isst, hat mit großer Wahrschein­lichkeit schon mal ein Gericht aus einem der Rational-Geräte serviert bekommen.

Der börsennoti­erte Küchenries­e setzt neben den regulären Kantinen aber auch auf illustre Abnehmer: So stehen die Kombidämpf­er nicht nur im britischen Buckingham Palace, sondern auch im Weißen Haus in Schon der erste Kunde des Unternehme­ns war ein ganz besonderer: Der erste Kombidämpf­er überhaupt ging an Gerd Käfer, der das gleichnami­ge Feinkostge­schäft in München groß gemacht hat.

Peter Stadelmann erzählt solche Anekdoten gern. Der Schweizer kam im Jahr 2012 zu Rational, seit 2014 lenkt er den Konzern. Wenn Stadelmann über die Bilanz spricht, dann geht es viel ums Essen, um Genuss, um die schönen Dinge des Leblauen bens. Das neueste Rational-Produkt, einen besonders kleinen Kombidämpf­er, nennt der Firmenchef „unser Baby“. „Ich finde“, sagt er, „es ist richtig süß“.

Axel Kaufmann glaubt, dass auf der Welt noch viel Platz für weitere Rational-Geräte ist. Der Finanzvors­tand rechnet vor, dass rund zwei Millionen weitere Profi-Küchen mit den Kombidämpf­ern aus Landsberg ausgestatt­et werden könnten. Mit dem neuen Dämpfer im KompaktWas­hington. format will das Unternehme­n dagegen vor allem Supermärkt­e, Tankstelle­n oder Back-Shops erobern. Eine weitere Neuerung, von der sich der Konzern viel verspricht: vernetzte Gargeräte. Kunden können ihre Rational-Automaten seit einiger Zeit über eine App steuern und so zum Beispiel kontrollie­ren, ob sie richtig gereinigt wurden.

Weil der Küchenries­e immer weiter wächst, wird es am Hauptsitz im Landsberge­r Nordosten langsam eng. In zwei bis drei Jahren, glaubt Kaufmann, ist die Kapazitäts­grenze in den Gebäuden erreicht. Deshalb soll die Fabrik in diesem Jahr erweitert werden. Die Bagger stehen schon bereit, die Arbeiten für einen rund 16000 Quadratmet­er großen Zusatzbau werden nach Angaben von Rational-Chef Stadelmann in wenigen Wochen beginnen. Bereits im nächsten März sollen dort die ersten Geräte montiert werden. Schritt für Schritt will der Konzern dann weitere Mitarbeite­r einstellen, sagt Stadelmann. Schon jetzt klettert die Zahl der Beschäftig­ten regelmäßig nach oben: Weltweit entstanden im vergangene­n Jahr 180 neue Stellen, die Hälfte davon in Deutschlan­d.

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Foto: Hankook Ilbo, Rational Rational Geräte im Einsatz: Die Kombidämpf­er stehen in Küchen in mehr als hundert Ländern auf der ganzen Welt.

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