Inflation frisst die Lohnsteigerung auf
Viele Bürger konnten sich zuletzt über ein Plus auf dem Konto freuen. Doch weil gleichzeitig Benzin, Heizöl und Gemüse teurer werden, haben sie nicht viel davon
Viele Bundesbürger haben sich in den vergangenen Monaten über gute Lohnabschlüsse freuen können. Doch die zuletzt deutlich gestiegenen Preise trüben die Stimmung der Verbraucher. Sie fressen das Lohnplus teilweise wieder auf. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die steigenden Verbraucherpreise haben demnach zum Jahresende 2016 die hohen Lohnzuwächse der Beschäftigten in Deutschland zum Teil wieder zunichtegemacht.
Der Anstieg der Reallöhne verlangsamte sich spürbar, berichtet das Statistische Bundesamt. So kletterten die Löhne im Zeitraum Oktober bis Dezember zwar deutlich um 2,3 Prozent, abzüglich der Inflation blieb aber nur noch ein realer Verdienstzuwachs von 1,1 Prozent. Insbesondere höhere Ölpreise hatten die Teuerung zum Jahresende angeheizt – und nagten damit am Portemonnaie.
Für das Gesamtjahr 2016 sehen die Zahlen noch ein bisschen besser aus: Hier stiegen die Reallöhne noch um 1,8 Prozent. Es war das dritte Jahr in Folge mit einem Plus. Angesichts der steigenden Preise sind die Verbraucher in Deutschland aber nicht mehr so freigiebig wie zuvor. Die Teuerungsrate hatte im Februar mit 2,2 Prozent den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren erreicht. Laut Statistischem Bundesamt müssen Verbraucher neben Benzin und Heizöl heute auch für frisches Gemüse deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Der kräftige Preisanstieg vor allem bei Benzin und Heizöl hat die Verbraucherstimmung in Deutschland im März deshalb weiter eingetrübt. Viele Haushalte seien über die Inflationsrate besorgt und befürchteten dadurch eine Schmälerung ihres verfügbaren Einkommens, berichtete gestern die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in seiner neuen Studie zum Konsumklima.
Entsprechend rechnet die GfK im April mit einer weiteren Abkühlung der Konsumlaune. Damit würde sich ein Trend fortsetzen: Die Verbraucherstimmung hat sich bereits diesen Monat abgekühlt. „Die Inflation ist in Deutschland nun mal ein sehr sensibles Thema“, berichtete GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Verbraucher reagieren nach seiner Erfahrung vor allem auf gestiegene Treibstoff- und Heizölpreise; diese hätten für viele Menschen Signalwirkung. „Die Treibstoffpreise sind eben öffentliche Preise, die oft an den Straßenrändern zu sehen sind“, erläuterte Bürkl. Vor allem für Autopendler seien Benzin und Diesel ein großer Ausgabeposten.
Ein Plus auf dem Konto ist erfreulich. Es bedeutet aber nicht immer, dass man sich auch mehr leisten kann. Schließlich können gleichzeitig auch die Preise zum Beispiel im Supermarkt oder an der Tankstelle steigen.
Volkswirte arbeiten deshalb mit dem Begriff des Reallohns. Er basiert auf dem Lohn für die geleiste te Arbeit (Nominallohn), berück sichtig aber gleichzeitig die Inflati onsrate. Der Reallohn ist damit ein Maßstab für die Kaufkraft der Löhne und Gehälter.
Was bedeutet das prak tisch? Nach einer Lohnerhöhung kann man sich nur dann mehr leisten, wenn sie größer ist als der Anstieg der Güterpreise. Beispiel: Steigt der Nominallohn um 5 Prozent und die Preise in der gleichen Zeit um 3 Pro zent, bedeutet das eine Reallohn steigerung von nur 2 Prozent. (mke)
Droht das Land also wieder in Pessimismus zu versinken? Das ist aus Sicht der Konsumforscher der GfK nicht der Fall: Denn im Großen und Ganzen seien die Verbraucher zuversichtlich. An die Stärke der heimischen Wirtschaft glauben die Bürger nach wie vor. So stieg der Konjunkturoptimismus im März wieder stärker, nachdem sich im Februar Skepsis breitgemacht hatte. „Die Verunsicherung bei vielen Konsumenten über die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump ist wieder einem größeren
Was ist der Reallohn? Die Deutschen glauben aber an die Stärke der Wirtschaft
Konjunkturoptimismus gewichen“, urteilte Bürkl. Die Angst vor einer womöglich noch stärker steigenden Inflationsrate hat die Verbraucher auch nicht an größeren Ausgaben für Autos, Möbel oder teure Urlaubsreisen gehindert. Die FebruarVerluste hätten damit wieder ausgeglichen werden können.
Inzwischen sind nach GfK-Erkenntnissen viele Bundesbürger auch wieder bereit, mehr Geld auf die hohe Kante zu legen. (dpa, afp)