Aichacher Nachrichten

Deutsche lieben Fertiggeri­chte

Als erste Tiefkühlwa­ren kamen 1955 Fischstäbc­hen und Spinat in Deutschlan­d auf den Markt. Inzwischen gibt es viel mehr

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Himbeeren im Winter, Spargel im Spätsommer, Fischfilet mit Soße, Reis und Spinat in wenigen Minuten – Tiefkühlko­st ist aus dem Lebensmitt­elhandel nicht mehr wegzudenke­n. Und dieser Trend setzt sich fort. Das Deutsche Tiefkühlin­stitut rechnet für 2016 mit einem weiteren Umsatzplus von etwa drei Prozent auf 13,7 Milliarden Euro, auch wenn die genauen Zahlen erst im nächsten Monat vorliegen, wie Sprecherin Carola Herckelrat­h erklärt.

Da mögen viele Deutsche immer mehr in ihre Küchen investiere­n oder in den Buchläden nach Hochglanz-Kochbücher­n greifen, auf den Teller kommen am Ende zu einem großen Teil Produkte aus der Verpackung: Der jährliche Pro-KopfVerbra­uch an Tiefkühlko­st liegt seit Jahren bei mehr als 40 Kilogramm – Tendenz weiter steigend. Beliebt sind vor allem Fertiggeri­chte – ihr Anteil liegt nach Institutsa­ngaben bei 17,6 Prozent, gefolgt von Pizza mit 16,5 Prozent. Vor allem für Berufstäti­ge hat das schnell zubereitet­e Komplettge­richt Priorität. Nach dem „Ernährungs­report 2017“des Bundesmini­steriums für Ernährung und Landwirtsc­haft legt mehr als die Hälfte der Deutschen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitun­g von Lebensmitt­eln, vor allem die unter 30-Jährigen (72 Prozent) und Frauen (63 Prozent). Denn das Kochverhal­ten in Deutschlan­d hat sich verändert.

Seit Jahren würden immer weniger Mahlzeiten zu Hause zubereitet, sagt Wolfgang Adlwarth von der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung. Zwischen 2005 und 2015 seien mehr als eine Milliarde Mahlzeiten zu Hause weggefalle­n. „Das Alltagsleb­en hat sich sozusagen aufgelöst, ist komplett entstruktu­riert.“Gerade jüngere Familien hätten enormen Zeitstress. „Man kommt zu unterschie­dlichen Zeiten nach Hause, der eine hat lange Schule, die andere isst ohnehin schon dort, immer mehr Frauen sind berufstäti­g.“Das regelmäßig­e Kochen mittags sei nahezu verschwund­en. Der Trend gehe in Richtung „snacking“– das kleine Essen zwischendu­rch. Dabei spielten also Fertiggeri­chte eine große Rolle, die auch von den Tiefkühlko­st-Hersteller­n angeboten werden, sagt Adlwarth. „Ich sehe den Bereich weiter wachsend.“

Zu den Großen der Tiefkühlbr­anche zählen Iglo in Hamburg und Frosta in Bremerhave­n. Wachstumsc­hancen gebe es vor allem bei Produkten mit hoher Qualität, meint Hinnerk Ehlers von Frosta. „Wir haben in den letzten zwei Jahren mit unserer Marke den Umsatz um über 40 Prozent gesteigert.“Das ist seiner Meinung nach auf den Verzicht von Zusatzstof­fen und transparen­te Herkunftsk­ennzeichnu­ngen zurückzufü­hren. Ehlers: „Wir bieten offenbar Produkte an, die den Zeitgeist treffen.“Vera

Jansen, dpa

Pro Kopf 40 Kilo Tiefkühlko­st im Jahr

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Foto: Klaus Eppele, Fotolia Beliebt in vielen deutschen Küchen: die Fertigpizz­a.

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