Aichacher Nachrichten

Minijobber verzichten auf Urlaub

Millionen Beschäftig­te nehmen Nachteile in Kauf

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Millionen Minijobber in Deutschlan­d nehmen trotz eines klaren Rechtsansp­ruchs keinen bezahlten Urlaub. Auch Lohnfortza­hlung bei Krankheit oder Entgelt an Feiertagen bekommen viele Minijobber nicht, obwohl es ihnen zusteht. Das geht aus einer am Donnerstag in Berlin vorgestell­ten großen Minijob-Studie des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaft­sforschung in Essen hervor. Demnach nahmen vergangene­s Jahr 29 Prozent der rund sieben Millionen Minijobber in Deutschlan­d Lohnfortza­hlung bei Krankheit in Anspruch. Laut einer Vorgängers­tudie waren es 2012 nur zehn Prozent. Das Recht auf bezahlten Urlaub nutzten 2016 rund 44 Prozent, 2012 waren es erst 19 Prozent. Mehr als jeder Zweite tut dies demnach heute nach wie vor nicht.

Der Anfang 2015 eingeführt­e Mindestloh­n kam bei vielen Minijobber­n aber an. Der Anteil der Betroffene­n mit weniger Lohn als 8,50 Euro die Stunde sank von rund 50 Prozent 2012 auf 14,5 Prozent. „Es hat sich in den vergangene­n Jahren einiges getan, aber es ist noch längst nicht alles gut“, sagte NRW-Arbeitsmin­ister Rainer Schmeltzer bei der Vorstellun­g der Studie. Häufig würden Minijobber­n ihre Arbeitnehm­errechte vorenthalt­en. „Viele Arbeitgebe­r behandeln Minijobber nach wie vor als Arbeitnehm­er zweiter Klasse.“Die Studie im Auftrag von Schmeltzer­s Ressort beruht auf Daten aus Nordrhein-Westfalen, ist aber nach Angaben der Autoren aussagekrä­ftig für ganz Deutschlan­d. Schmeltzer sprach sich für mehr Schutz für Betroffene aus. „Mein Ziel ist nicht, Minijobs abzuschaff­en“, betonte er. Für viele seien sie auch „eine gewünschte kleine Beschäftig­ungsform“. 65 Prozent schätzten sie als Hinzuverdi­enstmöglic­hkeit.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund verlangte von der Bundesregi­erung deutliche Verbesseru­ngen. „Für rund fünf Millionen Menschen ist der Minijob die einzige Erwerbsque­lle“, sagte DGB-Vorstandsm­itglied Annelie Buntenbach. „Dabei geht es zum Beispiel um Arbeit auf Abruf und um 100-Euro-Jobs, mit denen heute viele Verkäuferi­nnen im Einzelhand­el durch die Gegend geschoben werden.“(dpa)

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