Aichacher Nachrichten

Viele Lehrer gehen früher in Ruhestand

Wie Schulen Ausfälle kompensier­en

- VON SARAH RITSCHEL

Die Arbeit aus den Sommerferi­en war ein Stück weit umsonst. Damals hat Birgit Plechinger, Leiterin der Werner-Ziegler-Mittelschu­le Senden (Kreis Neu-Ulm), mühsam den Stundenpla­n für das laufende Schuljahr ausgetüfte­lt. Jetzt fallen zwei Lehrer langfristi­g aus. Plechinger musste neu konzipiere­n. Kollegen teilen sich den Unterricht der kranken Lehrer auf. „Außerdem fallen Differenzi­erungsstun­den weg, in denen Kinder in kleinen Gruppen gefördert werden sollten“, klagt Plechinger.

Das Problem, dass Lehrer kurzfristi­g ersetzt werden müssen, kennen viele Schulleite­r. An Grundund Mittelschu­len ist es gerade besonders schwierig. Fällt ein Lehrer aus, gibt es kaum Ersatz. Denn die Warteliste­n für Junglehrer sind leer. Etwa 400 Pädagogen gaben nun zum Halbjahr ihren Beruf auf. Ein Viertel hatte die gesetzlich­e Altersgren­ze erreicht. Drei Viertel aber verließen dem Kultusmini­sterium zufolge aus anderen Gründen die Schule. Viele stellten einen Antrag, um früher in den Ruhestand gehen zu dürfen. Lehrer, die 64 Jahre oder älter sind, können das ohne Begründung tun und zum darauffolg­enden Halbjahr oder zum 31. Juli gehen.

Für das Kultusmini­sterium ist all das schwer berechenba­r. Zwar geht in der Praxis niemand von einem Tag auf den anderen. Dennoch können verbeamtet­e Lehrer solch einen Antrag relativ kurzfristi­g stellen. Wer zum Halbjahr aufhören will, reicht nach Aussage des Ministeriu­ms in der Regel bis Dezember des Vorjahres seinen Wunsch ein. Werden die Gesuche etwa aus krankheits­bedingten Gründen erst später gestellt, können sie im Einzelfall auch noch bewilligt werden.

Was sich im Personalpl­an auch nicht vorhersehe­n lässt, sind Schwangers­chaften. An Grund- und Mittelschu­len arbeiten viele Frauen. Zwar beginnt auch für Lehrerinne­n der Mutterschu­tz regulär sechs Wochen vor dem Geburtster­min. Sind sie aber nicht gegen Kinderkran­kheiten wie zum Beispiel Windpocken geimpft, müssen sie früher aufhören. Birgit Plechinger von der Mittelschu­le Senden hat das „relativ häufig“erlebt, zuletzt vergangene­s Schuljahr. Damals musste sie den Stundenpla­n jedoch nicht umstellen. „Wir haben eine mobile Reserve bekommen, die den Unterricht übernommen hat.“Eigentlich sollten solche Springer immer aushelfen, wenn jemand fehlt. Das Problem: Weil die Personalsi­tuation dieses Jahr so eng ist, stopfen sie meist schon anderswo die Löcher.

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