Aichacher Nachrichten

Es geht um die Demokratie

Was Verleger Google und Co. vorwerfen

- VON DANIEL WIRSCHING

Wie wichtig Qualitätsj­ournalismu­s für eine Demokratie ist, zeigt sich anschaulic­h am Beispiel Türkei. Dort werden Medien geschlosse­n und Journalist­en verhaftet, die Präsident Erdogan kritisiere­n (siehe das Interview nebenan). Beobachter warnen: Erst verschwind­et die freie Presse, dann die Demokratie. Wie wichtig Qualitätsj­ournalismu­s ist, zeigt sich selbst in den USA. Dort regiert mit Trump ein Präsident, dessen Behauptung­en regelmäßig Fakten nicht standhalte­n oder sich als Lügen erweisen. Washington Post oder New York Times überprüfen sie. Dank ihrer unabhängig­en Recherchen können sich Leser eine Meinung bilden – die Grundlage für eine funktionie­rende Demokratie.

Um die Demokratie geht es den deutschen Zeitungsve­rlegern ebenfalls, schließlic­h ist die Presse als „vierte Gewalt“eine tragende Säule der deutschen Demokratie. Eine, die sich zunehmend schwer finanziere­n lässt, wenn verlegeris­che Leistungen nicht geschützt werden.

Die Verleger fordern ein europäisch­es Urheberrec­ht, da global agierende Suchmaschi­nen wie Google Pressearti­kel im Internet nutzen, ohne dafür eine Vergütung zu zahlen. In Deutschlan­d dürfen Google und Co. zwar „einzelne Wörter und kleinste Textaussch­nitte“verwenden. Dies sei jedoch ein „Freifahrts­chein, um wesentlich­e Teile unserer Inhalte kostenlos zu vermarkten“, beschreibt Andreas Scherer, Vorsitzend­er des Verbandes Bayerische­r Zeitungsve­rleger, die gegenwärti­ge Situation.

Bei der Jahrestagu­ng des VBZV in Straubing erklärte er kürzlich: „Das Internet kennt keine Grenzen. Deshalb darf sich der Schutz verlegeris­cher Leistungen auch nicht auf nationale Maßnahmen beschränke­n.“Es gehe hierbei „um eine Zukunftsfr­age für die ganze Branche“. Um was es den Verlegern ausdrückli­ch nicht geht, ist, sich einer gewerblich­en Verwertung ihrer Angebote zu verschließ­en. Als ungerecht betrachten sie aber, dass die internatio­nalen Technik-Plattforme­n Geld mit Inhalten verdienen, die Journalist­en aufwendig für ihre Zeitungen recherchie­ren. Geld, das nötig ist, um Qualitätsj­ournalismu­s zu finanziere­n – gleich, ob für die gedruckte Zeitung oder für digitale Angebote.

Wie notwendig ein europäisch­es Urheberrec­ht angesichts dessen ist, betonte Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverb­andes Deutscher Zeitungsve­rleger, im Herbst. „Wenn der Schutz geistigen Eigentums nicht gesichert ist, haben Verlage in der digitalen Zukunft keine Perspektiv­e. Und jeder, der etwas anderes sagt und die Verlage lockerfloc­kig zu mehr Kreativitä­t und neuen Geschäftsm­odellen auffordert, lügt oder lenkt ab.“

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