Es geht um die Demokratie
Was Verleger Google und Co. vorwerfen
Wie wichtig Qualitätsjournalismus für eine Demokratie ist, zeigt sich anschaulich am Beispiel Türkei. Dort werden Medien geschlossen und Journalisten verhaftet, die Präsident Erdogan kritisieren (siehe das Interview nebenan). Beobachter warnen: Erst verschwindet die freie Presse, dann die Demokratie. Wie wichtig Qualitätsjournalismus ist, zeigt sich selbst in den USA. Dort regiert mit Trump ein Präsident, dessen Behauptungen regelmäßig Fakten nicht standhalten oder sich als Lügen erweisen. Washington Post oder New York Times überprüfen sie. Dank ihrer unabhängigen Recherchen können sich Leser eine Meinung bilden – die Grundlage für eine funktionierende Demokratie.
Um die Demokratie geht es den deutschen Zeitungsverlegern ebenfalls, schließlich ist die Presse als „vierte Gewalt“eine tragende Säule der deutschen Demokratie. Eine, die sich zunehmend schwer finanzieren lässt, wenn verlegerische Leistungen nicht geschützt werden.
Die Verleger fordern ein europäisches Urheberrecht, da global agierende Suchmaschinen wie Google Presseartikel im Internet nutzen, ohne dafür eine Vergütung zu zahlen. In Deutschland dürfen Google und Co. zwar „einzelne Wörter und kleinste Textausschnitte“verwenden. Dies sei jedoch ein „Freifahrtschein, um wesentliche Teile unserer Inhalte kostenlos zu vermarkten“, beschreibt Andreas Scherer, Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger, die gegenwärtige Situation.
Bei der Jahrestagung des VBZV in Straubing erklärte er kürzlich: „Das Internet kennt keine Grenzen. Deshalb darf sich der Schutz verlegerischer Leistungen auch nicht auf nationale Maßnahmen beschränken.“Es gehe hierbei „um eine Zukunftsfrage für die ganze Branche“. Um was es den Verlegern ausdrücklich nicht geht, ist, sich einer gewerblichen Verwertung ihrer Angebote zu verschließen. Als ungerecht betrachten sie aber, dass die internationalen Technik-Plattformen Geld mit Inhalten verdienen, die Journalisten aufwendig für ihre Zeitungen recherchieren. Geld, das nötig ist, um Qualitätsjournalismus zu finanzieren – gleich, ob für die gedruckte Zeitung oder für digitale Angebote.
Wie notwendig ein europäisches Urheberrecht angesichts dessen ist, betonte Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, im Herbst. „Wenn der Schutz geistigen Eigentums nicht gesichert ist, haben Verlage in der digitalen Zukunft keine Perspektive. Und jeder, der etwas anderes sagt und die Verlage lockerflockig zu mehr Kreativität und neuen Geschäftsmodellen auffordert, lügt oder lenkt ab.“