Aichacher Nachrichten

Fähre nach 1000 Tagen im Meer geborgen

2014 starben 304 Menschen auf der „Sewol“. Jetzt wird das Wrack gehoben. Den Familien bedeutet das viel

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Fast drei Jahre ist es her, dass die südkoreani­sche Fähre „Sewol“kenterte und hunderte Menschen in den Tod riss. Gestern tauchte das rostige Wrack nach über 1000 Tagen unter Wasser wieder aus den Fluten auf, angehoben von zwei riesigen Frachtkäne­n.

Es war der 16. April 2014, als die überladene „Sewol“vor der Südwestküs­te Südkoreas unterging – schuld war menschlich­es Versagen. 476 Menschen waren an Bord, 304 Passagiere starben, 250 von ihnen waren Schüler. Neun Tote sind immer noch nicht geborgen. Nach ihren Leichen soll das Wrack nun durchsucht werden. Die Bergung war eine Hauptforde­rung der Hinterblie­benen, deren Angehörige noch nicht gefunden wurden. Und so verfolgten mehrere verzweifel­te Eltern die Arbeiten gestern von einem Boot in der Nähe. Die „Sewol“wieder zu sehen, sei unbeschrei­blich für sie, sagte Huh Hong Hwan, dessen 16-jährige Tochter bei dem Untergang der Fähre starb. Ihr Leichnam ist bis heute nicht gefunden worden. Die in Tränen aufgelöste Lee Keum Hui sagte, es breche ihr das Herz, das Schiff an die Oberfläche steigen zu sehen. „Meine Tochter ist seit so vielen Jahren an diesem schmutzige­n und dunklen Ort gefangen.“Seit dem Unglück lebt Lee wie viele andere Opfer-Angehörige in Baracken in Paengmok, dem nächstgele­genen Hafen.

Gestern übertrugen Fernsehsen­der, wie die Bergung des etwa 6800 Tonnen schweren Schiffs begann. Bis zum Nachmittag ragte die „Sewol“8,50 Meter aus dem Wasser, teilte das Ministeriu­m für maritime Angelegenh­eiten mit. Sobald sie 13 Meter über der Wasserober­fläche ist, soll eine Art Tauchboot unter das Schiff gleiten, um es vollständi­g herauszuhe­ben. Sind Wasser und Treibstoff vollständi­g abgeflosse­n, wird die „Sewol“in den rund 87 Kilometer entfernten Hafen von Mokpo gebracht. 13 Tage soll die Bergung in etwa dauern. Im Hafen soll die Fähre durchsucht werden.

Die ursprüngli­ch für vergangene­s Jahr geplante Bergung war wegen schlechten Wetters mehrmals verschoben worden. Die Behörden hatten unter anderem befürchtet, dass das 145 Meter lange Wrack auseinande­rbrechen könnte.

Ein Jahr nach dem Untergang der „Sewol“hatte ein Berufungsg­ericht den Kapitän Lee Jun Seok zu lebenslang­er Haft verurteilt. Lee und der größte Teil der Besatzung hatten das Unglück überlebt, unter anderem weil sie zu den ersten gehörten, die das Schiff verließen, während hunderte Passagiere im Inneren feststeckt­en. (afp)

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Foto: Handout Hankook Ilbo, afp Zwischen zwei schwimmend­en Kränen tauchte das Wrack der „Sewol“gestern wieder auf. Die Fähre war 2014 vor Südkorea gekentert.

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