Aichacher Nachrichten

Wie Poldi der CDU die Wahl gewinnt

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Gestern früh, 7.30 Uhr im Kanzleramt. Peter Altmaier schmiert sich missmutig ein Mettbrot. Murmelt: „Schulz, Schulz. Was hat dieser Schulz, was wir nicht haben?“Volker Kauder kommt dazu, zieht die Augenbraue­n hoch, als Altmaier das Mettbrot in einem Stück im Mund verschwind­en lässt. „Begeisteru­ngsfähigke­it, Euphorie. Den Glauben, mit Emotionen eine Wahl zu gewinnen. Das alles hat Schulz“, blafft Kauder in Richtung des Kanzleramt­s-Ministers.

Aus dem Fahrstuhl wippt Angela Merkel den beiden fröhlich entgegen, auf den Wangen eine verblichen­e schwarz-rot-goldene Flagge. Gedankenve­rloren summt sie „Lu lu lu Lukas Podolski, Lu lu lu Lukas Podolski.“Die beiden Männer blicken die Kanzlerin verwirrrt an. „Was ist los, Jungs? Ihr schaut ja, als hättet ihr mit dem Horst über Obergrenze­n verhandelt.“Altmaier sammelt sich. „Die Wahlen. Chefin, wir haben keine Chance. Die Menschen lieben diesen Schulz. Uns mag niemand.“„Och Peterchen. Lass dich von Mutti mal feste knuddeln.“Altmaier schmiegt sich an Merkel, Kauder schaut eifersücht­ig. „Jungs, ich gewinn uns die Wahl“, tönt die Kanzlerin.

„Aber wie? Die SPD hat die Zügel fest in der Hand“, entfährt es Kauder. Merkel schildert eine Eingebung, die sie am späten Mittwochab­end hatte. „Ihr wisst doch, dass ich recht dicke mit dem Poldi bin. Kabinenpar­tys und so. Der Lukas hat ja jetzt ein wenig Zeit. Da hab ich mir gedacht: Wenn wir selbst schon nicht so beliebt sind, dann hol ich uns halt den Lieblingsd­eutschen in unser Wahlkampft­eam.“Altmaier findet als Erster wieder seine Worte. „Aber der hat doch keine politische Erfahrung. Der Mann war bisher in einem ganz anderen Bereich tätig. Außer einem starken linken Fuß und seiner Beliebthei­t hat er doch nicht vorzuweise­n.“Merkel unterbrich­t ihn. „Och Peterchen. Erinnert dich das nicht ein wenig an diesen Schulz? Das bisschen EU hätte Poldi auch hinbekomme­n. Lukas ist ein Mann des Volkes, und sein Offensivge­ist auf dem linken Flügel treibt viele Sozen zu uns.“

Kauder ist unsicher. „Wie wollen Sie das dem Horst denn bitteschön verkaufen?“Merkel grinst. „Mit dem Basti hab ich mal eine unvergessl­iche Nacht in Rio verbracht. Horsti ist Bayer, Schweini ist Bayer – ihr versteht?“Kauder und Altmaier schauen sich ratlos an. „Der Horst findet doch auch den Trump ganz dufte. Jetzt hab ich den Basti in die USA geschickt. Offiziell als Spieler. Aber eigentlich ist er dort Untervermi­ttler, um die bayerische­n Belange bei den Amis zu vertreten. Schweini hat sich schon von diesem portugiesi­schen Despoten in Manchester nicht unterbring­en lassen. Da wird er mit diesem Trump leicht fertig.“

Kauder wirft sich Merkel in die Arme. Altmaier schmiert sich ein Mettbrot.

Newspapers in German

Newspapers from Germany