Aichacher Nachrichten

Graffiti: Bald sollen Täter selber putzen

Die Stadt lässt bislang Schmierere­ien an ihren Gebäuden innerhalb von zwei Wochen von Firmen entfernen. Ein neues Projekt sieht vor, dass künftig ertappte Sprayer den Schaden gutmachen können – auch bei Privatleut­en

- VON JAN KANDZORA

Etwa eine halbe Million Euro: So hoch ist der Schaden, der durch Graffiti im vergangene­n Jahr im Augsburger Raum entstanden ist. Genauer: 501585 Euro. Es ist eine große Summe, die das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord zusammenge­rechnet hat, aber es sind auch viele Schmierere­ien zur Anzeige gebracht worden. Wie berichtet, hat sich die Zahl der angezeigte­n Delikte im Stadtgebie­t Augsburg mit 625 gegenüber den Vorjahren fast verdoppelt; 352 Strafanzei­gen waren es 2015, im Jahr 2014 waren es 331.

Graffiti sind für viele Privateige­ntümer von Immobilien ein Ärgernis, doch auch Gebäude, die der Stadt gehören, sind immer wieder betroffen. In der Regel würden die Graffiti dort innerhalb von 14 Tagen von einer Fachfirma entfernt, um weiteren Schmierere­ien vorzubeuge­n, berichtet Zweite Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU), die unter anderem für die städtische­n Liegenscha­ften zuständig ist. In jedem Einzelfall werde ein Strafantra­g bei der Polizei gestellt. Die Kosten trage zunächst einmal die Stadt Augsburg; werde der Verursache­r ermittelt, stelle man sie ihm in Rechnung. Die Aufklärung­srate sei allerdings gering und liege bei unter zehn Prozent.

Schon länger wird in der Stadt diskutiert, was sich gegen illegale Graffiti tun lässt. Seit 2010 gibt es das Projekt „Schwabenwa­nd“in Zusammenar­beit mit dem Verein Die Bunten. Dabei werden in der Stadt mehrere Flächen bereitgest­ellt, an denen sich Sprayer legal austoben dürfen. In den Nischen über den Wänden in der PfarrerBog­ner-Straße in Göggingen dürfen Graffiti-Künstler etwa sprayen, ebenso auf vier Dreieckwän­den an den Treppenauf­gängen in der Rentmeiste­rstraße in Haunstette­n und an zwei Wänden an der Brücke im Flößerpark in Lechhausen.

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hatte in der Vergangenh­eit öfter für ein weiteres Projekt geworben, das den Titel „Einwandfre­i“trägt und die schnellere Entfernung von Graffiti zum Ziel hat – und zwar durch geständige Ersttäter selbst. Gefassten Tätern soll so die Wiedergutm­achung von Schaden ermöglicht werden. Und geschädigt­en Immobilien­besitzern soll auch die Mühe erspart werden, sich die Kosten für Reinigungs­arbeiten hinterher von den Tätern einklagen zu müssen. Weil es sich teils um Schüler handelt, können diese oft ohnehin nur in Raten zahlen. Den jungen Sprayern sollen damit wiederum die Folgen ihres Handelns vor Augen geführt werden. Die CSU hatte wegen der Kosten von 31 900 Euro ursprüngli­ch Bedenken und ein Projekt aus Pforzheim prüfen lassen wollen, das für die Stadt kostenlos ist. Im Oktober des vergangene­n Jahres wurde „Einwandfre­i“nach langen Diskussion­en im Vorfeld im Ordnungsau­sschuss des Stadtrates jedoch einstimmig verabschie­det.

Laut Diana Schubert vom Kriminalpr­äventiven Rat sind die finanziell­en Mittel für das Projekt im Haushalt 2017 der Stadt eingestell­t. An den Start gegangen ist „Einwandfre­i“jedoch noch nicht. Dies, so Schubert, könne erst passieren, wenn der Haushalt rechtskräf­tig wird. Spätestens im Herbst dieses Jahres solle das Projekt nun starten.

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Foto: Alexander Kaya (Symbol) Illegale Graffiti verursache­n hohe Schä den. Ein neues Projekt will den Tätern nun die Folgen ihres Handelns vor Augen führen.

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