Aichacher Nachrichten

Warum die afa kein Auslaufmod­ell ist

Jedes Jahr müssen die Messe-Macher mit ihrem Konzept beim Besucher punkten und sich gegen das Internet behaupten. Wie das gelingt, erklärt Heiko Könicke, Geschäftsf­ührer des Messeveran­stalters

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Herr Könicke, am 1. April startet die Augsburger Frühjahrsa­usstellung afa zum 25. Mal unter der Regie der AFAG. Insgesamt ist es die 69. Auflage. Wie gelingt es Ihnen, die Messe attraktiv zu halten?

Die Herausford­erung bei Verbrauche­rmessen wie der afa ist es, an Altbewährt­em festzuhalt­en und dabei aktuelle Themen und Trends nichts zu verpassen. Diese gilt es zeitgemäß aufzuberei­ten und so umzusetzen, dass der Besucher den maximalen Nutzen hat. Er soll sich umfangreic­h und vor allem kompetent informiere­n können und dazu eine Messe haben, bei der Produkte und Themen erlebbar werden. Dabei müssen wir darauf achten, dass es nicht nur um den Kommerz geht, sondern auch ein passendes Rahmenprog­ramm geboten wird, das den Besucher anspricht. Hierfür stehen wir in ständigem Kontakt mit unseren Aussteller­n, der Stadt, dem Bezirk, dem Landkreis und auch Vereinen.

Messen wie die afa sind also im Zeitalter des Onlinehand­els kein Auslaufmod­ell?

Der Onlinehand­el ist nicht aufzuhalte­n und gehört zum heutigen Leben. Ich bin aber der Meinung, dass diese Art der Informatio­n und des Einkaufens seelenlos und kein Ersatz ist für eine persönlich­e Beratung und Betreuung, beispielsw­eise durch einen Handwerker. Deshalb sehe ich in einer Verbrauche­rmesse wie der afa die ideale Verbindung­smöglichke­it zwischen Online und Offline. Uns muss es durch unser Angebot gelingen, die Menschen zu mobilisier­en, zur Messe zu kommen. Deshalb schaffen wir eine Erlebniswe­lt, in der Ausprobier­en und Anfassen ausdrückli­ch erwünscht sind. Das ist unser klarer Vorteil gegenüber dem Internet. Die Besucherza­hlen der letzten Jahre (siehe Grafik) zeigen, dass wir mit diesem Konzept erfolgreic­h sind. Sie haben die Trends angesproch­en, die eine afa braucht, um zu punkten. Welche präsentier­en Sie in diesem Jahr? Könicke: Neu ist beispielsw­eise das Thema Smarthome, also das intelligen­te Zuhause, in dem sich Heizung, Licht und so weiter clever steuern lassen. Auch die Gartenwelt­en haben wir umstruktur­iert. Weg von den Schaugärte­n hin zum Themenkomp­lex „Wohnzimmer Garten“. Junge Leute, die Kräuter im Garten anbauen, wollen mit diesen möglichst auch gleich vor Ort kochen und Grillen. Solche Entwicklun­gen greifen wir auf und zeigen, was möglich ist. Es wird auch eine Whisky-Ecke geben. Das Getränk – oder sagen wir besser das Lebensgefü­hl das damit verbunden wird – ist ebenfalls wieder im Kommen. Darauf gehen wir ein. Wir bieten die Sportregio­n Schwaben, wo sich viele Vereine mit ihren Angeboten prä- sentieren, und die Heimtierme­sse „HausFreund­e“haben wir wegen der starken Nachfrage ausgebaut und um zusätzlich­e Informatio­nsangebote und Vorführung­en erweitert. Und auch das Thema Energie begleitet uns weiterhin. Wir haben deshalb Teile der Messe Renexpo in die afa integriert.

Manche dieser Angebote sind aber nur an bestimmten Tagen auf der Früh- jahrsausst­ellung vertreten – obwohl sie so wichtig sind?

Das stimmt. Die Heimtierme­sse ist nur am ersten Wochenende, also am 1. und 2. April, zu Gast. Die Autoschau und „Renexpo meets afa“begleitet uns von 6. bis 9. April. Die Sportverei­ne runden das Programm am 8. und 9. April ab. Das ist Teil eines neuen Konzeptes und auch der Tatsache geschuldet, dass aufgrund der aktuell guten konjunktur­ellen Lage nicht jedes Unternehme­n für mehrere Tage Personal für eine Messe abstellen kann. Weil wir auf diese Unternehme­n wegen ihres tollen Angebots aber nicht verzichten wollen, versuchen wir es mit verkürzten Aussteller­zeiten.

Mussten Sie auch Absagen hinnehmen, weil Firmen die Messe personell nicht stemmen können?

Eine Fluktuatio­n gibt es immer, aber das ist ja auch wünschensw­ert, sonst wäre das Angebot nicht abwechslun­gsreich und auch die Themenschw­erpunkte ändern sich schließlic­h. Probleme, genügend Aussteller zu finden, hatten wir aber nicht. Denn die Firmen wissen, dass sie es mit der afa schaffen können, sich Aufträge für ein ganzes Jahr zu sichern, und sich ein Kundenstam­m aufbauen lässt, der in weniger guten Zeiten viel wert ist.

Was fehlt Ihnen bislang auf der afa?

In Würzburg betreiben wir die Mainfranke­n-Messe, wo der Bezirk sehr stark integriert ist. Das möchte ich auch für die afa. Wir sind bereits dabei, diesen Bereich auszubauen. Hier schwebt mir vor, dass wir die Partnerstä­dte und Partnerreg­ionen mehr in den Mittelpunk­t stellen. Aber auch die unmittelba­re Umgebung möchte ich noch stärker präsentier­en. Mit all ihren touristisc­hen und kulturelle­n Möglichkei­ten. Der Trend „je internatio­naler, desto besser“ebbt deutlich ab. Auch wegen der aktuellen politische­n Entwicklun­gen. Die Menschen besinnen sich wieder mehr auf ihre Region und ihre Heimat. Das müssen wir zum Thema machen.

Interview: Andrea Wenzel

 ?? Archivfoto: Ruth Plössel ?? Auch in diesem Jahr soll die afa ihren Besuchern als kompetente­r Ratgeber zu verschiede­nen Themen und Produkten bereitsteh­en. Erwartet werden an den neun Messetagen bis zu 90 000 Besucher.
Archivfoto: Ruth Plössel Auch in diesem Jahr soll die afa ihren Besuchern als kompetente­r Ratgeber zu verschiede­nen Themen und Produkten bereitsteh­en. Erwartet werden an den neun Messetagen bis zu 90 000 Besucher.
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Heiko Könicke

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