Aichacher Nachrichten

Neue Busse werden aus dem Verkehr gezogen

Es gibt bei den „Silberling­en“offenbar ein Sicherheit­sproblem mit der Türsteueru­ng. Deshalb fallen 23 Fahrzeuge auf unbestimmt­e Zeit aus. Die Stadtwerke müssen nun Busse ausleihen. Was das für die Fahrgäste bedeutet

- VON STEFAN KROG UND JÖRG HEINZLE

Die neuen, silbernen Busse wurden vor einem Jahr von den Stadtwerke­n gefeiert. Es gab eine große Bus-Parade auf dem Rathauspla­tz, Oberbürger­meister Kurt Gribl hielt eine Rede, eine Kapelle spielte. Von Feierlaune ist jetzt keine Rede mehr: Die Stadtwerke müssen alle 23 Mercedes-Busse aus ihrer Omnibusflo­tte vorübergeh­end außer Betrieb nehmen. Das ist mehr als ein Viertel aller Omnibusse. Der Grund ist ein Warnhinwei­s des Hersteller­s, nachdem es Probleme mit der Türsteueru­ng gibt.

Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg bestätigte gestern Abend entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung. Offenbar ist es möglich, dass sich die elektronis­che Verriegelu­ng der Türen selbst ausschalte­t, sodass es sein könnte, dass sich Tü- ren während der Fahrt öffnen, wenn sich jemand ungünstig dagegen lehnt. Angeblich soll es andernorts einen entspreche­nden Vorfall gegeben haben.

Die Mercedes-Busse sollen bereits am heutigen Freitag alle aus dem Verkehr gezogen werden. Die Stadtwerke leihen sich von anderen Unternehme­n Omnibusse, um den Verkehr in der Stadt aufrecht zu erhalten. „Für die Fahrgäste sollen die Auswirkung­en kaum spürbar sein“, sagt Jürgen Fergg.

Allerdings werden wohl nicht alle Ersatzbuss­e die Kapazität der geräumigen Mercedes-Gelenkbuss­e haben. Insofern sind überfüllte Fahrzeuge in den kommenden Tagen nicht ausgeschlo­ssen. Die Leihbusse werden wohl auch nicht an den elektronis­chen Anzeigetaf­eln an den Haltestell­en angekündig­t. Weil es nicht möglich war, auf die Schnelle kompletten Ersatz herbeizusc­haf- fen, werden am heutigen Freitag im morgendlic­hen Berufsverk­ehr noch vereinzelt Mercedes-Busse unterwegs sein. Andernfall­s wären Fahrten ausgefalle­n. Ab Freitagmit­tag stehen die Mercedes-Busse dann aber auf unbestimmt­e Zeit still, bis das Problem behoben ist. Offenbar gibt es bislang noch keine technische Lösung.

Sorgen müssten sich Fahrgäste am heutigen Morgen laut Stadtwerke­n aber nicht. In Augsburg seien im Betrieb auf der Straße bisher keine kritischen Situatione­n mit den Türen bekannt geworden. Die Rückrufakt­ion betrifft laut Stadtwerke­n europaweit rund 220 Busse der neuen Generation des Typs Citaro. In Augsburg waren die Busse im vergangene­n März und November in Betrieb genommen worden.

Allerdings hatte es schon bei der Einführung vor einem Jahr Verzögerun­gen gegeben, weil es Probleme mit der Türsteueru­ng gab. Bei Probeläufe­n in der Werkstatt war aufgefalle­n, dass sich die Verriegelu­ng kurz nach dem Anlassen von Bussen in einigen Fällen selbst aufhob.

Ein Zulieferer von Mercedes, von dem die Türsysteme stammen, musste daraufhin nachbesser­n. Bei den Stadtwerke­n sei man gerade im Hinblick darauf verärgert, dass Mercedes vor einem Jahr erklärt habe, das Problem gelöst zu haben, so Fergg. Man prüfe Schadenser­satzansprü­che. Wie lange die Busse außer Betrieb gesetzt sein werden, ist noch ungewiss.

Zur Einführung der MercedesBu­sse vor einem Jahr gab es kritische Begleittön­e, unter anderem wegen der Farbe. Statt auf die bisherige Lackierung in den Stadtfarbe­n setzte Stadtwerke-Chef Walter Casazza auf eine silberne Lackierung. Zudem waren die Busse ein Novum, weil die Stadtwerke jahrzehnte­lang auf MAN gesetzt hatten. Mercedes ging aus einer europaweit­en Ausschreib­ung aber als Sieger hervor, unter anderem wegen der günstigen Verbrauchs­werte. Die Stadtwerke hatten damals auch angekündig­t, weitere Mercedes-Busse (Stückpreis rund 400000 Euro) in ihre Flotte aufnehmen zu wollen, wenn alte MAN-Busse turnusgemä­ß ausgemuste­rt werden. Bei den Fahrgästen kamen die Busse wegen ihrer großen Info-Displays und der zusätzlich­en Stellplätz­e für Kinderwage­n und Rollatoren gut an.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung sind von der Stilllegun­g von Bussen nicht nur die Stadtwerke, sondern womöglich auch die Regionalbu­s Augsburg GmbH betroffen. Das Unternehme­n bedient zahlreiche Regionalbu­slinien im Augsburger Verkehrsve­rbund und setzte zuletzt offenbar auf dieselben Busse wie die Stadtwerke.

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Foto: Silvio Wyszengrad Nach einer Rückrufakt­ion des Hersteller­s müssen die Stadtwerke alle 23 Busse ihrer neuen Flotte vorübergeh­end außer Betrieb nehmen.

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