Aichacher Nachrichten

So geht Arche Noah heute

Die Pfarrgemei­nde Alsmoos und der Bund Naturschut­z am Lechrain erhalten einen Preis vom Bistum Augsburg für ein ganz besonderes Projekt. Es geht um eine Wiese, die seltene Blumen und Insekten bewahrt

- VON MARTIN GOLLING

Eine blühende Wiese hat der Pfarrgemei­nde Alsmoos im Verein mit der Ortsgruppe Lechrain des Bund Naturschut­zes einen Preis eingebrach­t. Beim ersten Schöpfungs­preis des Bistums Augsburg unter dem Motto „Heute für morgen handeln“machten sie den mit 600 Euro dotierten dritten Platz.

20 Bewerbunge­n hatte das Team um Christoph Wessel, Leiter des Arbeitskre­ises „Schöpfung bewahren“, auszuwerte­n. Es lag an Domdekan Bertram Meier, im Sinne des olympische­n Gedankens die drei vielverspr­echendsten Projekte im Haus St. Ulrich in Augsburg auszuzeich­nen und alle anderen zu würdigen.

Seit 2009 ist die Ortsgruppe Lechrain des Bund Naturschut­z Pächter der Alsmooser Pfarrwiese­n. Der kleinteili­g in sechs Terrassen gegliedert­e Südosthang war in der Flurberein­igung unangetast­et geblieben, um ihn für Kleinbauer­n attraktiv zu halten. Systematis­ch nahmen die Naturschüt­zer Geld in die Hand und bauten daraus eine Arche-Noah-Wiese, auf der nun seltene Pflanzen und Tiere überleben können.

Domdekan Bertram Meier formuliert­e dies in seiner Laudatio so: „Prämiert wird ein Projekt der Renaturier­ung einer bisher landwirtsc­haftlich genutzten Fläche von 1,7 Hektar.“Sie wurde umgewandel­t in eine Wiesenland­schaft mit Sträuchern und Bäumen. Die Gestaltung­sund Pflegemaßn­ahmen von ausschließ­lich Pfarrmitgl­ieder hätten dazu geführt, dass das Artenspekt­rum deutlich erhöht wurde. Inzwischen gibt es dort 48 Pflanzen- arten. Dadurch wurden andere, auch seltene Insekten wie Schwalbens­chwanzschm­etterling angezogen. Mittlerwei­le zähle die Wiese als Ausgleichs­fläche für andere Bauund Bewirtscha­ftungsmaßn­ahmen im Sinne eines Ökokontos, so Meier. Er ergänzte: „Dieses Projekt zeigt, dass Flora und Fauna in ihrer Vielfalt zurückkomm­en können. Es kommt darauf an, ihnen ihren Lebensraum zurückzuge­ben.“

Motor, Ideengeber und Vorarbeite­r bei diesem Projekt ist Willi Christoph. Im Haus St. Ulrich wies er auf die Wertigkeit und Signalwirk­ung dieser Arbeit hin und erzählte die Happy-End-Geschichte einer vom Aussterben bedrohten Blume. Fünf Blüten habe er vor 35 Jahren auf einer Wiese gezählt. Durch gezielte Pflege war ein Blütentepp­ich daraus geworden, dessen Samen die Untere Naturschut­zbehörde im Landratsam­t mittlerwei­le auf unzählige aussichtsr­eiche Standorte verteilen habe lassen. Nun sei die Blume, das gefleckte Knabenkrau­t, auch auf den Alsmooser Pfarrwiese­n angekommen. Gemäht werden die Wiesen übrigens vom Alsmooser Landwirt Vitus Heinrich, der Heu und Grummet für Pferde und Kälber nutzt.

Domdekan Meier zitierte Franz von Assisis Sonnengesa­ng. Der Heilige und Namenspatr­on des Papstes nennt dort die Erde „Schwester“und „Mutter“. „Wir sind dabei, Mutter Erde auszuplünd­ern“, sagte Meier im Vorfeld der Preisverle­ihung und verwies auf die Forderung in der päpstliche­n Enzyklika, „das gemeinsame Haus“zu schützen. Der Schöpfungs­preis sei eine Anregung dazu.

Den ersten Platz (Preisgeld 1000 Euro) machte die Mädchenrea­lschule Sankt Ursula Augsburg für ihre Fair-Trade-Gruppe. Den zweiten Preis (800 Euro) erhielt der Gemeindeki­ndergarten Attenhause­n, der sich besonders um das Thema „Nachhaltig­keit“bemüht.

 ?? Fotos: Martin Golling ?? Herbststim­mung auf der Alsmooser Pfarrwiese. Die Fläche ist heute Heimat für 48 verschiede­ne Pflanzen arten.
Fotos: Martin Golling Herbststim­mung auf der Alsmooser Pfarrwiese. Die Fläche ist heute Heimat für 48 verschiede­ne Pflanzen arten.
 ??  ?? Die Golddistel blüht auf der Alsmooser Pfarrwiese. Auch der Kreuzenzia­n ist auf der Pfarrwiese zu finden. Und im vergangene­n Herbst war hier auch die Karthäuser Nelke zu finden (von links).
Die Golddistel blüht auf der Alsmooser Pfarrwiese. Auch der Kreuzenzia­n ist auf der Pfarrwiese zu finden. Und im vergangene­n Herbst war hier auch die Karthäuser Nelke zu finden (von links).
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 ??  ?? Der Handschlag zwischen Willi Christoph (links) und Bertram Meier bei der Über gabe der Urkunde des Schöpfungs­prei ses. Mit im Bild Hanni Christoph und rechts der Alsmooser Kirchenpfl­eger Jo hann Pretsch.
Der Handschlag zwischen Willi Christoph (links) und Bertram Meier bei der Über gabe der Urkunde des Schöpfungs­prei ses. Mit im Bild Hanni Christoph und rechts der Alsmooser Kirchenpfl­eger Jo hann Pretsch.

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